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geschrieben von Maqz am
Montag, 27. November 2000
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Schöner Heldentod
Nun also verstummt der "Helden"-Gesang mit der sechsten Nummer (die gleichzeitig ein siebtes Heft enthält). Auf das einstmals angekündigte Tradepaperback warten wir wohl vergeblich, dafür gibt es für 10 DM einen äh...nun ja, praktischen Schuber für alle sechs Hefte - für den, der alle 6 besitzt.
Da ja alles nur ein jahrelanges Vorspiel und Aufwärmen für "den ersten europäischen Superhelden" war, darf an dieser Stelle kurz rückblickend die IPP Ideenschmiede Paul und Paul gepriesen werden. Ralf Paul hatte uns damals gezeigt, dass auch ein deutscher Zeichner den Standard amerikanischer Profis - namentlich auch in der Computerkolorierung - erreichen kann.
Viele Zeichner hierzulande wurden dadurch ermutigt, es den "Helden"-Vätern gleichzutun. Und dazu fielen durch die Ideenschmiede und in ihrem Umfeld auch eine Menge Aufträge ("Die Vergessenen") für andere Zeichner ab. Überdies wurde durch die "Helden" auch noch der Sammlermarkt stimuliert. Auch ich sage hiermit ein verschämtes und privates Dankeschön, da ich beim Verkauf meiner ersten "Helden"-Nummern einige Märker abgezockt habe. ;-)
Neben dem vielen Lob muss aber auch angemerkt werden: Die Produkte aus dem Hause Ideenschmiede sind eher Comic-Illustrationen zu Rollen- und Computerspielen, aber keine guten Comics. Die aktuelle Flut der Rollenspiel/PC-Spiel-Comics, u.a. bei mg publishing, Carlsen und Ehapa (z.B. Gothic, Arcatera, Demonworld, Die Siedler), an der fast immer die Ideenschmiede und von ihr herangezogene oder beeinflusste Zeichner mitarbeiten, ist für den Comicmarkt insgesamt in dieser Form schlicht schädlich.
Es wird nach dem Geldbeutel der Rollenspieler geschielt und dabei produzieren rollenspielende Zeichner Comics für ihren privaten Geschmack, der Comic-Leser allgemein wird mit diesen Produkten aber schlicht verprellt.
Wie sehr hatten damals deutsche Fans nach einem deutschen Zeichner-Idol zum Anbeten gegiert, wie sehr ist ihre Begeisterung mittlerweile abgekühlt. Ja, der heldenhafte Langmut der Fans ist schlicht aufgebraucht durch immer noch ein Heft ohne echtes Skript. Ralf Paul ist ein großartiger Zeichner, ein fantastischer Kolorist und dazu sicher ein begnadeter Rollenspieler. Genau das merkt man aber den "Helden" immer an. So ist auch die finale Nummer toll gezeichnet, aber leider schwächlich getextet. Mehrmals pro Seite das Wort "Scheiße" ist doch etwas wenig Sprachcharakteristik. Das liest sich gegen Ende dieses Heftes so, als wäre mit diesem ständigen Ausruf die Qualität des eigenen Textes gemeint.
Wird uns das Nachfolgeprodukt mehr Freude bereiten, das als der "erste europäische Superheldencomic"(!) angekündigt wird? Zaghaft flüstern schon seit Jahren die Fans (keine Besserwisser, sondern Fans), dass es ja auch hierzulande schon Superhelden eigener Produktion gab, dass in Italien zahllose Super Eroi wie Captain Italia publiziert wurden, von den französischen Serien der Editions Lug ganz zu schweigen.
Es steht also zu befürchten, dass dieser Superheld aus dem Hause Ideenschmiede wohl eher wieder zuviel Rollenspielerabklatsch und zuwenig guter Comic-Charakter sein wird. Aber warten wir es ab. Vielleicht ist ja unter "europäisch" ein gesamteuropäischer Captain Europa samt Eurowoman gemeint. Der deutsche Comic-Fan ist ja für seine wohlwollende, belastbare Langmut berühmt. Das letzte Heft der Helden ist deshalb auch nicht umsonst den "geduldigen und treuen Lesern" gewidmet. (rr)
Helden - Heft 6 (Doppelnummer)
Zeichnung, Skipt und Farbe: Ralf Paul
68 Seiten, Hefte
IPP Ideenschmiede, 8.90 DM
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