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geschrieben von emha am
Dienstag, 30. März 2010
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Das Comic-Magazin über europäische Comic-Kultur
Editorial
Liebe Leser,
wie froh kann man sein, sich in einer Nischenbranche zu bewegen.
Wer die Hektik und die Panik der letzten Zeit beobachtet, die die arrivierten Buchverlage angesichts der angeblichen Bedrohung von Sonys E-Reader und Amazons Kindle umtreiben und die zu neuen Paragrafen in Autorenverträgen führen, in denen alle elektronischen Verwertungsformen dem Verlag übertragen werden, muss man sich an den Kopf greifen. Da werden Rechte eingefordert, ohne dass es ein klares Bezahl- oder Abrechnungsmodell mit den Autoren gibt. Es werden Prozentbeteiligungen genannt, ohne genau zu wissen, woran der Autor beteiligt wird.
Natürlich haben die großen Comicverlage nun auch damit begonnen, sich diese Verwertungsformen – auch rückwirkend – sichern zu wollen. Aber wer kann sich heute vorstellen, den neuen Bilal oder Schultheiss auf einem E-Reader – die zudem bisher nur schwarzweiß wiedergeben – oder auf einem iPhone zu lesen.
Möglicherweise könnte das angekündigte iPad eine Alternative zum mobilen Lesen von Comics werden. Doch um das zu überprüfen, muss das Gerät erst einmal auf den Markt kommen.
Ich selbst bin ein großer Verfechter des E-Readers, wenn es um Belletristik geht. Musste ich noch vor zwei Jahren fünf bis sechs Bücher in den Urlaub mitschleppen, reicht nun ein Taschenbuchgroßes Gerät, auf das sich locker 200 Bücher abspeichern lassen, ohne dass dabei der interne Speicher via Memory Sticks aufgebohrt werden muss. Von der Möglichkeit, über den eingebauten MP3-Player Musik beim Lesen zu hören, mal ganz zu schweigen. Aber Comics …?
Tatsächlich ist es in Japan ein wachsender Markt, sich Manga und Romane aufs Handy zu laden und zu lesen. Und es gibt auch schon Verhandlungen japanischer Verlage mit großen Providern, um dieses Geschäft auch in Europa zu etablieren. Auch das monatliche MOSAIK und die Fix & Foxi-Hefte lassen sich mittels App aufs iPhone laden. Für Puristen und Kinder sicher nicht der erste Vertriebsweg.
Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft für den Comic bringen wird.
Zunächst einmal bringt sie das erste Halbjahresprogramm der ZACK-Edition, das dieser Ausgabe von ZACK beigelegt ist. Ich denke, beim Durchblättern des Katalogs werden Sie feststellen, dass wir mit einem gewissen Anspruch ans Büchermachen herangegangen sind und auch versucht haben, Ihnen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu offerieren. Lassen Sie sich überraschen, was wir Ihnen auch in Zukunft bieten werden.
In diesem Sinne
Ihr
Georg F.W. Tempel
Chefredaktion
Die Comics des Monats:
• Andy Morgan: Gefahr auf dem Fluss (S. 5 – 14, 10 Seiten)
• Napoleon Tran: Die Versöhnung (S. 16 – 22, 7 Seiten)
• Black Crow: Der blutige Hügel (S. 27 – 35, 9 Seiten)
• Mingamanga
: Volle Deckung (S. 38, eine Seite)
• Blue Space: Der Tycho-Vorfall (S. 41 – 52, 12 Seiten)
• Der Samariter: Bethsabee von Jerusalem (S. 58 – 66, 9 Seiten)
• Die Verdammten der Straße (S. 67, eine Seite)
• Dein Freund & Helfer: Gedankenspiele eines Bullen ( S. 70 - 71, 2 Seiten)
• Der Vertrag Polstar: John Eigrutel (S. 73 – 80, 8 Seiten)
• Epictetus (S. 82, Strip)
Redaktionelle Beiträge:
• Von Hasen, Enten und anderen Menschen (S. 36 - 37, 2 Seiten)
• Rob Zombies El Superbeasto (S. 53, eine Seite)
• Animal’z (S. 68 – 69, 2 Seiten)
• Zuletzt gefragt: Jean Léturgie (S. 82, ca. halbe Seite)
Animal’z
Die Veröffentlichung eines neuen Albums von Enki Bilal ist immer ein besonderes Ereignis. Seine außergewöhnlichen Erzählungen und die zum Staunen schönen Zeichnungen garantieren ein Leseerlebnis der besonderen Art, in dem er den Leser mitnimmt in die Sphären seiner eigenen Welten. Nun ist nach der verstörenden und nur wenig optimistischen, vierteiligen Trilogie um die drei Waisenkinder aus Sarajewo Leyla, Amir und Nike (Der Schlaf des Monsters, 32. Dezember, Rendez-Vous in Paris und Vier?!; 1998-2007) mit Animal’z eine überraschend optimistische und lebensbejahende Geschichte des Franzosen erschienen.
Enki Bilal wurde als Enes Bilal am 7. Oktober 1951 in Belgrad geboren. Sein Vater war jugoslawischer Staatsbürger, seine Mutter Tschechin. Seine Eltern waren der Ansicht, sich selbst und ihrem Sohn im kapitalistischen Westen eine bessere Zukunft bieten zu können, und so emigrierte die Familie 1960 in die französische Hauptstadt. In Paris stand Enes als Zehnjähriger einer fremden Sprache und Kultur gegenüber, mit der er sich anfangs schwertat, die für seinen Lebensweg aber entscheidend werden sollte. Die Lektüre der klassischen französischsprachigen Comic-Magazine wie Spirou, Tintin oder Pilote boten dem jungen Bilal mit ihrer universellen Zeichensprache den Zugang zum Fremden und gaben ihm Gelegenheit, sich selbst durch Zeichnungen auszudrücken.
1966 entdeckte er die Geschichten von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières in Pilote und beschloss daraufhin, auch Comic-Zeichner zu werden. Deshalb studierte er nach dem Abitur für ein paar Monate an der Hochschule der Schönen Künste in Paris und zeichnete nebenbei erste Comics. Als er 1971 den Talentwettbewerb für Nachwuchszeichner von Pilote gewann, bedeutete das den entscheidenden Durchbruch: In der am 16. März 1972 veröffentlichten Ausgabe 645 erschien Bilals erste Geschichte.
Den ebenfalls zu den engeren Mitarbeitern von Pilote zählenden, um dreizehn Jahre älteren Pierre Christin lernte Bilal nun persönlich kennen. Mit diesem arrivierten Szenaristen begann er 1975 eine Reihe von Erzählungen, die unter dem Serientitel Legendes d‘Aujourd‘hui (dt. Legenden von heute) liefen, und von denen La croiserie des oublies (dt. Die Kreuzfahrt des Vergessenen), La ville qui n‘existait pas (dt. Die Stadt, die es nicht gab) und Partie de chasse (dt. Treibjagd) bis heute zu den politisch ambitioniertesten und besten Comics der 1970er und frühen 1980er Jahre zählen.
Als weiterer Meilenstein seiner Arbeiten kann das für das französische Magazin Métal Hurlant entstandene Sciencefiction-Album Exterminateur 17 (1976/77; dt. Exterminator 17) zählen, das er gemeinsam mit dem Chefredakteur des Magazins Jean-Pierre Dionnet gestaltete, und das als einflussreiche Inspiration diverser Hollywood-Blockbuster der 1980er Jahre gilt.
Weiter in ZACK 130 …
News: S. 24 – 25
• Die Toten
• Predator ist Cult
• Die Simpsons Futurama Crossover Krise im Knesebeck Verlag
• (Der wahre) Jakob
• Die Sandkorntheorie
• Gainsbourg
• Erotische Comics
Spotlights: S. 54 - 56
• Gorn 10: Nebelaugen
• Carthago 1: Die Lagune auf Fortuna
• Kirihito 2
• Hack / Slash 4: Blutige Balladen
• Die mechanische Welt
• Ganz tief aus dem Archiv: Abenteuer ohne Helden
• MOSAIK 412: Der Teufelsritt
Novitäten (S. 23)
Termine (S. 57)
• Diverse Ausstellungen + Börsen + Messen + Veranstaltungstermine
Vorschau (S. 82)
… u. a. mit folgenden Comics …
• John Eigrutel
• Andy Morgan
• Black Crow
• Blue Space
• Der Samariter
… und diesen Artikeln …
• Interview mit Max Müller zum GratisComicTag 2010
• Hugo Pratt: Ein Mann – viele Abenteuer
• Zuletzt gefragt: Reinhard Kleist
ZACK 130 / April 2010 / 84 Seiten
ZACK erscheint beim MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und kostet im Handel im Einzelverkauf 7,90 €. Abonnement-Bedingungen sind im Magazin erläutert oder können beim Verlag erfragt werden.
© der Abbildungen liegt bei den jeweiligen Verlagen und Autoren + MOSAIK Verlag
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