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geschrieben von ReinholtReitberger am
Donnerstag, 25. Oktober 2001
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Schön und leidend
> "Zetsuai - 1989 - " ist hierzulande am Kiosk der erste Manga aus dem Genre "Shonen Ai", was wörtlich mit "Knabenliebe" zu übersetzen wäre. Gelesen aber wird diese Erfolgsserie - in Japan liegen von der zweiten Staffel "Bronze" ebenfalls bereits 10 Bände vor - in erster Linie von Girls, denn in "Zetsuai" geht es um große Gefühle und noch größere Liebe und nicht um Sexualität.
Ein hingehauchter, kaum angedeuteter Kuss ist im ersten Band auch schon das Maximum an gezeigter Erotik zwischen den Boys. Aber es sind ja in Wahrkeit auch gar keine Männer, die sich hier lieben, sondern engelhaft schöne, feminine Wesen.
Wie wir aus der vorzüglichen Einführung am Ende des ersten Bandes erfahren, nennt man in Japan die große, verzweifelte Liebe "Zetsuai", die an der Starrheit der Gesellschaft zu zerbrechen droht. Hier verliebt sich nun Popstar Koji in den Fußballer Takuto, aber eben nicht nur einfach so. Da ist das Schicksal am Werk, denn die beiden Knaben begegneten sich schon einmal in ihrer Kindheit und schon damals funkte es für immer und ewig.
Dann als Teens sind beide außergewöhnliche Menschen, denen die Wertvorstellungen der Gesellschaft egal sind oder besser, die darüber erhaben sind, aber doch wegen ihrer besonderen Sensibilität deswegen ganz furchtbar leiden. Das klingt eben genauso, wie sich jede pubertierende Leserin in diesem Alter fühlt - gerade in Japan, mit seinen Zwängen und Regeln in allen schulischen Bereichen. Nur wer der Beste in allen Disziplinen ist, so wie Koji, der darf dann lange Haare tragen.
Koji und Takuto werden richtig krank an dieser Gesellschaft, wobei Fieber und Krankheit als ständige Metaphern für das Leiden an der Umwelt eingesetzt werden. Wenn dazu dann noch ein todkrankes Mädchen sich als letzten Wunsch ein Lied von Koji erbittet und dieser dadurch seinen Weg zum Popstar gehen kann, dann waten die Leserinnen ergriffen mit diesen edlen Charakteren im tiefsten Kitsch. Das ist auch wie im Modejournal leicht und durchschimmernd designed und fast flüchtig gezeichnet, eben jenseits der Realität.
Auf dieser Hochebene des Lebens zählen nur noch die großen Gefühle. Die Homosexualität ist deshalb in "Zetsuai" nur eine Metapher für das Anderssein als der Rest der angepaßten Mitmenschen. Dabei himmelt gerade diese angepaßte Mehrheit wiederum diese Ausnahmecharakteren an, wenn sie es geschafft haben, wie Koji und Takuto sich als Popstar und Fußballer über alle Zwänge zu erheben.
Auch "Zetsuai" stammt wie die meisten Shonen-Ai Mangas aus der Feder einer Zeichnerin, die genau weiß, was ihre Leserinnen wollen. Minami Ozaki gibt ihnen mit "Zetsuai" dann auch genau das - eine Traumwelt, in der außergewöhnliche Wesen (nicht "Männer") die große Liebe leben und sich über festgelegte Rollen zwischen den Geschlechtern und über die Normen der Gesellschaft hinwegsetzen. Großer Gefühlskitsch eben und das liest sich für heranwachsende Girls (und Boys, die Gefühle zulassen können) großartig. (rr)
Zetsuai - 1989 - Band 1
Text und Zeichnungen: Minami Ozaki
Aus dem Japanischen von Nina Olligschläger
192 Seiten, Taschenbuch, schwarz/weiß, ungespiegelt
Carlsen Comics, 12.00 DM
Oktober 2000
ISBN-No. 3-551-74776-8
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