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geschrieben von Maqz am
Freitag, 31. August 2001
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Hier kommt die Antwort!
Haben wir uns nicht alle die Frage gestellt: Was sind das eigentlich für Bildergeschichten, die wir da lesen? Sind es nicht eher Botschaften aus einer Anderen Welt, oder doch der Untergang der westlichen Zivilisation? Mit freundlicher Unterstützung von Christoph Kubina wird die Comic Radio Show sich diesem Phänomen nähern.
COMICS
- Comics im Film
- Erscheinungsformen von Comics (Comicbücher, Comicmagazine)
- Comicvorläufer
- Comicsprache Früher und Heute
- Wechselnde Comicthemen
- Anwendung von Comics
- Wirkung von Comics
- Steigende Lesefaulheit durch Comics
- Comics als Lehrmittel
I.
1.1 Was sind "Comics"?
Comics ist ein Kurzwort für Comic Strips ( = lustige Streifen). Comics sind gezeichnete Bildergeschichten, die als Fortsetzungen
in Zeitschriften oder Zeitungen oder als Comicheft erscheinen. Die Dialoge
der Personen stehen in den typischen "Sprechblasen". Die Ende des 19. Jahrhunderts
in den USA als Nachfolger der volkstümlichen Bilderbogen entstandenen
Comics verbreiteten sich nach 1945 auch in Europa.
II.
2.1 Comics im Film
Zahlreiche Comics haben Filmen die Stoffe geliefert.
Selbst wo Buchvorlagen sich anbieten, greift man häufig zur schon popularisierten
Comicvorlage ; z.B. Tarzan.
"Batman wurde gleich dreimal verfilmt.
Viele Comics gaben Stoff für ganze Serien
im Fernsehen.
2.2 Erscheinungsformen von Comics (Comicsbücher, Comicmagazine)
Comics
erscheinen in vielen Formen. Es gibt Bücher mit Comics (Walt Disneys
"Lustiges Taschenbuch"), in denen lange Comicgeschichten abgedruckt sind,
im Gegensatz zu vielen Comicheften in denen lange Comicgeschichten nur als Fortsetzungsgeschichte erscheinen. In diesen Comicmagazinen werden kurze Comicgeschichten, die eine Steigerung der in Zeitungen erscheinenden "Drei-Bilder-Comics" darstellen, gedruckt; daneben gibt es in Comicmagazinen oft noch weitere Informationen zu den speziellen Comicthemen.
III.
3.1 Comicvorläufer
Die amerikanische Fachliteratur leitet Comics als
"Stories told graphically" (graphisch erzählte Geschichten, Bildergeschichten)
von den Reliefplastiken der alten Ägypter, den Vasenmalereien der alten
Griechen oder spätestens den Triptychonaltären des christlichen
Mittelalters her und vermerkt für 1918, das letzte Jahr des Ersten Weltkriegs,
dass Präsident Wilson, ehe er in eine Kabinettssitzungen ging, "Krazy
Kat" zu studieren pflegte. Doch das sind zu weite Hüte! - Unmittelbarer
Ursprung der Comics ist die im Sog der Aufklärung entstehende politische
Karikatur vom Beginn des achtzehnten bis hinauf ins späte neunzehnte
Jahrhundert, die ihre bedeutendsten Vertreter in Frankreich und England, in
Willam Hogarth (1697 - 1764) und Honoré Daumier (1808 -1879) gefunden
haben. Hier liegen jene charakteristische Anfänge, die dann von den Strips
aufgegriffen werden und die Anfänge der Gattung kennzeichnen. Die Technik
der Balloons (Sprechblasen) wird als ein instruktives Mittel politischer und
gesellschaftskritischer Satire. Satirisch in diesem Sinn z.B. sind unter den
Bildergeschichten Wilhelm Buschs solche wie "Pater Filucius", "Die fromme
Helene" oder "Der heilige Antonius von Padua", die im Kulturkampf Position
beziehen.
Schließlich ist es kein Zufall, dass, obwohl
Unterschiede bestehen, Entstehung und Verbreitung der Comics gerade mit der
Erfindung des Films als Stummfilm zusammenfallen. Auch der Stummfilm ist gezwungen,
durch zwischengeschaltete Texte die Bildfolge zu ergänzen und zu kommentieren.
Als neue Sensation verdrängte er den Bänkelsang von den Jahrmärkten,
der seinerseits mit Bildtafeln gearbeitet hatte, die als Vorläufer der
Comics gelten können: zahlreiche Bildergeschichten wiederum sind Moritaten.
Ursprünglich erschienen Comics ausschließlich
in Zeitungen in Amerika, sie wurden als Sonntagsbeilage für Kinder gedacht
und als Daily Strips für Erwachsene und ältere Jugendliche. Die
Zahl der Leser stieg sehr stark an, nachdem Abenteuergeschichten wie "Tarzan"
und "Buck Rogers" in Zeitungen erschienen.
Erst später gab es spezielle Comiczeitschriften.
In Europa wendeten sich die neue Zeitschrift, wie z.B. "Tim
und Struppi" an Erwachsene und Kinder, während in Amerika die Leserkreise
im Bezug auf die Zeitschriften weiterhin getrennt wurden. Zeitschriften wie
"Asterix"
und "Mickey Mouse" richten sich auch heute noch gleichermaßen an Kinder und
Erwachsene.
3.2 Comicsprache
Im Gegensatz zu heute war die Sprache früher
in Comics im geringerem Zustand eingesetzt. So standen nur unter den Bildern
Kommentare und die Handlung war aus den Bildern zu erkennen. Heute aber gibt
es die Sprechblasen, die das gesprochene Wort des jeweiligen Charakters ersetzten.
Die Sprache in Comics ist oft sehr einfach und dem
Niveau des Lesers angepaßt. So benutzen Autoren von Kindercomics
eine Wortwahl in ihren Comics die für Kinder leicht verständlich
ist. Die Sprache in anderen Comics ist dann speziell auf die Sprache der handelnden
Personen zugeschnitten, so spricht ein Comicheld aus einem Großstadtghetto
"Slang".
Im Text eines Comics werden nicht nur die Sprache
der einzelnen Charaktere wiedergegeben, sondern auch die Geräusche, die
in der Umwelt des Handelnden vorkommen, so z.B. ein vorbeifahrendes Auto ("Wrooooommm")
3.3 Wechselnde Comicthemen / Titelhelden
Die Veränderung, denen Comics auf der neuen ökonomischen
Basis unterliegen, sind ablesbar an den Titelhelden.
Früher waren Comics Mittel zur Darstellung (Witzes
mehr, nicht mehr) von Satire, Komik oder Humor, sie zeigten den Menschen mit
all seinen Schwächen und Fehlern, oft auf eine versteckte und hintergründige
Weise.
Heute
zeigen "Phantom", "Superman",
ein Abkömmling vom Planeten Krypton, "Tarzan", der Urwaldmensch und Lianenakrobat,
dass sich das Themenspektrum gewandelt hat. Heutige Comichelden sind
Personifikationen unterströmiger Wunschbilder, Projektionen irrationaler
Verführung, aufgeladen durch Zukunftsvision oder Erinnerung an dunkle,
mythische Vergangenheit.
Es entstanden die Adventure Comics, die Fantastic
oder Science Fiction Strips, letztere nur scheinbar außerhalb der neuen
Tendenzen und nur scheinbar ein Rückgriff auf Phantastik und Groteske
der frühen Comics. Allein das Problem der rezipierten Stoffe und Vorlagen
scheint aufzugehen in der Frage nach der gewandelten Darbietung.
Daneben ist die liebevolle Satire ( Donald
Duck, Vater
und Sohn) immer noch aktuell und beliebt.
3.4 Anwendung von Comics
Allgemein kann man die Funktion von Comics in zwei
große Bereiche einteilen : Belehrung und Unterhaltung.
Comichefte, Comicalben, Anleitungen in Comicform, die von vielen Firmen zur Vereinfachung von Betriebsanleitungen technischer Geräte verwendet werden und Storyboards für Filme, Standbilder zur Planung von Filmen, sind die bekanntesten Formen, in denen sie auftreten. Die ersten beiden dienen meist zur Unterhaltung, die letzten beiden zur Belehrung bzw. als Mittel zum Verkaufen. Doch gibt es Überschneidungen, weil eine Erzählung in Bildern immer dazu neigt, Informationen zu vermitteln.
Zum Beispiel benutzen auch Comics, die sich als Unterhaltungslektüre verstehen, Techniken der Informationsdarstellung, um auf diese Weise die Geschichte glaubhafter zu machen und den Unterhaltungseffekt zu vergrößern.
Dabei können selbst detaillierte technische Darstellungen und Erklärungen
benutzt werden. Beispiele sind etwa das Vorgehen zum Knacken eines Banksafes
in einer Kriminalgeschichte oder der Zusammenbau eines Raumschiffs in einer
SF- Story.
Dabei handelt es sich eigentlich um eine Bildfolge
belehrenden Inhalts, eingebettet in eine "unterhaltende" Geschichte.
In den letzten Jahren sind auch z.B. religiöse
Schriften wie die Bibel als Comic erschienen und erfolgreich verkauft worden.
Dies hat den Sinn auch Nichtbibelleser an dieses Medium heranzuführen.
Der Erfolg scheint dennoch manchem zweifelhaft.
Im Fall eines rein belehrenden Comics, besonders wenn dem Leser ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Anschauung vermittelt werden soll, ist die Information oft in viel Humor und Übertreibung verpackt,
um die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen, die Aussage zu betonen und für
den Leser wiedererkennbare Situationen zu schaffen. Dabei werden unterhaltende
Elemente in die zweckgebundene Lektüre hineingebracht.
Dem Leser eines Comics steht eine unbegrenzte Zeitspanne
zur Verfügung, das Gezeigte zu betrachten und zu verarbeiten, um dann
geistig selbst in die Rolle des Handelnden zu schlüpfen oder sich die
gezeigte Anschauung zu eigen zu machen. Es gibt Raum genug, sich an die Aussage heranzutasten und die Gelegenheit für Abschweifungen, die der Leser ohne
irgendwelchen Druck verfolgen kann. Anders ist es mit exakten Photographien,
die keine Übertreibungen, durch die die Aussage klarer wird und stärker
auf den Leser wirkt, zulassen, wie es bei Zeichnungen der Fall ist.
IV.
Ähnlich wie bei anderen Medien auch spielt der
Gesichtspunkt imitativen Verhaltens eine nicht unbeträchtliche Rolle;
während sich sonst die akademische Psychologie mit den Comics wenig beschäftigt
hat, gibt es hier eine kleine Tradition. Dies hängt mit der in Deutschland
- im Vergleich zu anderen Ländern - intensiver geführten Diskussion
um die Beeinflussung Heranwachsender durch "sozialethisch verwirrende" Inhalte
der Medien zusammen, also mit der Annahme, dass Kinder und Jugendliche
von Darstellungen aggressiven, pornographischen, kriegsverherrlichenden usw.
Charakters in ihrer sozialen Entwicklung beeinflußt oder beeinträchtigt
werden könnten. Der Bezug auf die von dem Psychologen Albert Bandura
(1986) entwickelten sozial -kognitive Lerntheorie ist in vielen Entscheidungen
der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zu finden,
auch wenn es um zu indezierende Comics geht.
Allerdings gibt es immer noch viel zu wenige empirische
Untersuchungen zur Anwendung der sozial -kognitiven Theorie auf Comics; hier
ist ein echtes Defizit festzustellen.
4.2 Steigende Lesefaulheit durch Comics ?
Comics sind stark beliebt bei den unter Zehnjährigen.
Nach Meinung von Fachleuten entspricht die "extreme Schablonisierung und Stereotypisierung
der Figuren, Verhaltensweisen und Handlungsabläufen" dem kognitiven Entwicklungsstand
der Altersgruppe. Comics sind ein Umsteigemedium, so meinen sie, sie fördern
durchaus die kognitiven Fähigkeiten des Lesenlernens. Die meisten Kinder
steigen später auf das immer attraktiver werdende Buch um.
Allerdings gibt es keine geringe Zahl von Menschen
die für ihr Leben lang Comicleser bleiben. Welche Rolle für diese
Gruppe die Comics spielen, darüber gibt es bis heute keine Untersuchungen.
Wie an den verschiedenen Anwendungen von Comics zu
sehen ist, nehmen die Bild- Erzählungen einen großen Bereich der
Printmedien der heutigen Welt ein. Sie sind einfach zu lesen, unmißverständlich
durch ihre Bilder und sind unterhaltend. Deshalb tragen sie zur Lesefaulheit
des konventionellen Menschen bei. Der konventionelle Mensch muß sich
nur auf die Bilder konzentrieren und den wenigen, einfach geschriebenen Text
lesen.
Diese Vorteile haben die heutigen Comicverlage erkannt
und eine Unmenge an verschiedener Comicliteratur auf den Weltmarkt gebracht.
So erscheinen zahlreiche Romane als Comic, die Bibel ist als Comic erschienen,
viele Lehrbücher erscheinen als Comic, so auch die Geschichte der Philosophie.
Man sieht also die starke Tendenz zum einfachen Lesemedium Comic. Dies macht
den konventionellen Menschen stark "lesefaul".
Andererseits bieten solche Comics, wie Bibel, die
Geschichte der Philosophie usw., "Lesefaulen" Möglichkeiten sich mit
solchen Themen auseinanderzusetzen.
4.3 Comics als Lehrmittel
Darstellungen nehmen nach wie vor einen großen
Raum in den Einsatzmöglichkeiten von Comics ein. "Comics [..] stellen
einen unverzichtbaren Bestandteil von Unterricht dar." (Hartter 1988). Schwerpunkte
sind die Fächer Französisch, Kunst / Bildnerische Erziehung, Religion,
Geschichte und Deutsch, ferner Mathematik- und Sexualkundeunterricht. Die
Vorschläge sind meist sehr einfach strukturiert; eine Theorie der Comics
- Didaktik gibt es bisher nicht.
Bemerkenswert ist, dass neben dieser pragmatischen
Form der Verwendung von Comics immer noch pädagogische Kritikargumente
zu finden sind, die vor den Comics per se oder vor ihrer inhaltlichen Strukturen
und Aussagen warnen zu müssen glauben. Fachleute behaupten, einseitige
Inhalte hätten prompte negative Auswirkungen auf Denken und Handeln der
lernenden Kinder. Es ist allerdings nicht erwiesen und es besteht auch kein
Anlaß zu glauben, dass von welchen Inhalten auch immer per se Rückschlüsse
auf irgendwelche "Wirkungen" kognitiver Art gezogen werden können.
V.
Quellen :
- Riha, Karl: Zok, Roarr Wumm - Die Geschichte des Comics
- Franzmann, Bodo: Comics zwischen Lese - und Bildkultur , 1991
- Eisner, Will: Mit Bildern erzählen - Comics and Sequential Art,
1995
- Meyers Jugend Lexikon , 1991
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© by Christoph
Kubina
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