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Interview mit Reinhard Kleist :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
29.03.2024, 06:57 Uhr
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geschrieben von StefanS am Montag, 11. Mai 2015 (2904 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Der Traum von Olympia


Der Traum von OlympiaMit kaum einem anderen Thema lassen sich die Massen so sehr beschwichtigen und von ihren Alltagssorgen ablenken als mit Sport. Und wohl nur wenige Themen sind so kompliziert, unangenehm und düster wie das massenhafte Elend und Sterben der Flüchtlinge, die es aus dem Nahen Osten und aus Afrika nach Europa zieht. Reinhard Kleist hat beide Themen zusammengefügt, das gerne ausgeblendete Sterben im Mittelmeer und eine ermutigende, spannend erzählte Geschichte über die 1991 geborene Olympiateilnehmerin Samia Yusuf Omar aus Somalia, die 2008 in Peking als Sprinterin teilnahm und die 2012 bei den Spielen in London starten wollte, auch um der Unterdrückung der Frauen in ihrer Heimat zu entkommen. Mit der ComicRadioShow sprach der 1970 in Hürth geborene Grafikdesigner und Comiczeichner (Cash – I see a darkness, Berlinoir, Der Boxer) über den vorerst letzten Comic, der in der FAZ erschien, über seinen internationalen Erfolg und über sein feines Gespür für hochinteressante Themen.


Comic Radio Show: Lieber Reinhard, Dir scheint es nicht schwer zu fallen ganz unterschiedliche und spannende Themen zu finden und schnell umzusetzen, Flüchtlinge, Johnny Cash, Castro, woher kommt das?

Mich interessieren die Themen einfach. Meistens kommen die Geschichten auch einfach auf mich zu, ohne dass ich danach suche. Im Falle von "Olympia" war es während einer Recherche zu dem Thema Migration aus Afrika nach Italien, im Zuge eines Künstler Residenz Programms vom Goethe Institut Palermo.

Ist es schon so, dass andere Autoren und Zeichner zu oft auf die Themen DDR und NS-Zeit angewiesen sind, um international Beachtung zu finden?

Das glaube ich nicht. Letzten Endes zählt die Qualität der Geschichte und nicht so sehr das Thema, ob man im Ausland wahrgenommen wird.

Der Traum von Olympia© Reinhard Kleist, Der Traum von Olympia, Carlsen Verlag, 2015

Du bist international bekannt und erfolgreich, hat das seine Sichtweise geweitet und wen findest Du gerade besonders interessant von Deinen deutschsprachigen und internationalen Kolleginnen und Kollegen?

Nicht unbedingt. Ich glaube, ich finde immer noch die gleichen Sachen interessant wie vorher. In Deutschland ist es bestimmt Barbara Yelin.

Liegst Du mit Deinen Erwartungen oft richtig oder bekommt etwa Der Traum von Olympia weniger Aufmerksamkeit als Du erwartet hattest? Es ist ja eher ein sperriges Thema, das viele Menschen lieber verdrängen möchten und das für manche wohl weiter weg zu sein scheint als etwa der Benzinpreis und andere Alltagssorgen.

Meistens liege ich da richtig. "Olympia" hat allerdings eine enorme Aufmerksamkeit bekommen. Ob es sich als Buch auf dem Markt durchsetzen wird ist eher fraglich, da es eine sehr dunkle Geschichte hat, die sich zum Beispiel als Geschenkbuch nicht so eignet.

Der Traum von Olympia© Reinhard Kleist, Der Traum von Olympia, Carlsen Verlag, 2015

Wie lange hast du an dem Comic gezeichnet?

Circa ein Jahr. Die Recherche war schwierig, und die Umarbeitung vom Strip Format auf Buch hat auch einige Zeit, circa drei Monate in Anspruch genommen.

Im Vorwort des Comics erzählst Du ein wenig über die Entstehung des Comics und die Tatsache, dass Du die Fakten um fiktive Elemente anreichern musstest, etwa im Fall von Omars Postings in Sozialen Netzwerken. Warum und von wem wurden die Facebook Einträge der Läuferin gelöscht?

Ich denke, es war zu persönlich als dass sich die ganze Welt daran macht und es übersetzt und für sich benutzt. Ich weiss zwar, wer es letztlich gelöscht hat, möchte es aber nicht so gerne sagen.

Standen mehrere Personen für diese Flüchtlingsgeschichte zur Auswahl?

Nein, es war mir ja klar in dem Moment wo ich die Geschichte las, dass ich damit etwas machen möchte.

Wie waren die Sportszenen für Dich, besonders reizvoll oder eher schwierig?

Sprint der Frauen ist jetzt optisch für mich nicht so reizvoll, als dass man da als Zeichner sich herausgefordert fühlt. Das war beim Boxen schon anders.

Es gibt einen einheitlichen Zeichenstil im Comic bis auf diese eine Szene, in der der Menschenhandel erklärt wird. Das erinnerte mich an Stammeszeichnungen aber auch an den Sarotti-Mohr – wie kamst Du auf die Optik für diese Szene und was war Deine Intention?

Ich wollte bewusst etwas naiver zeichnen um den Erzählcharakter zu unterstreichen, das oft naive, das da mitschwingt und einen Kontrast zu der Realität schaffen, die, wie wir wissen, nicht so rosig ausschaut.

Stand eine Kolorierung zur Debatte? Wäre sie nicht verkaufsfördernd und reizvoll, um die Schönheit Afrikas zu zeigen?

Da der Comic für die FAZ konzipiert war, stand Farbe nicht zur Debatte. Ich finde es auch reizvoll, mit SW zu arbeiten und zu schauen, wie ich Farbe beim Betrachter hervorrufen kann. Die Schönheit Afrikas zeige ich ja nun gerade nicht. Für die düstere harte Seite des Kontinents benötigte ich keine Farbe.

Was hältst Du von der Islamisierung einiger Landstriche, etwa in Afrika und dem Protest dagegen und der Sorge davor?
Hast du den Comic der arabische Frühling gelesen?


Ja, den Comic habe ich gelesen, fand ich gut, um mal einen Überblick zu kriegen. Ich sehe das alles mit Sorge. Ich habe keine Berührungsängste mit dem Islam, aber bei den Extremisten ist die Religion nur ein Vorwand um absolute Barbarei an den Tag zu legen.

Der Traum von Olympia© Reinhard Kleist, Der Traum von Olympia, Carlsen Verlag, 2015

Du arbeitest mit Fil, Mawil und anderem in einem Atelier – wie läuft das so ab? Tauscht ihr euch viel aus? Kannst du aus Kinderland Inspiration für deine Arbeit beziehen?

Leider sind wir eigentlich eher selten alle zusammen im Studio. Daher ist ein Austausch auch nicht so oft möglich. Auch sind unsere Zeichenstile sehr unterschiedlich. Mehr tausche ich mich aber mit Naomi Fern aus, die auch in unserem Studio arbeitet.

Du warst vorerst der letzte Zeichner, der seinen Comic vorab in der FAZ vorstellen konnte. Wie siehst Du die Möglichkeiten für Comicschaffende im deutschsprachigen Raum, warum gibt es heute nur noch so wenige Comics in Tageszeitungen und was würdest Du Dir wünschen, um Comics zu stärken, also Aktionen wie den Gratis-Comic-Tag, den Comicsalon Erlangen etc.?

Die Zeitungen sparen an allen Enden. das ist sehr schade, da der Comic da immer eine tolle Plattform hatte, gerade in der FAZ, wo man auch mal sperrige Sachen zeigen konnte. Eine größere Medienaufmerksamkeit wäre sicher hilfreich um noch mehr Menschen als bisher den Griff zum Comic einfacher zu machen.

Vielen Dank für das Interview!

Der Traum von Olympia
Carlsen Comics, 2015
Text und Zeichnungen: Reinhard Kleist
152 Seiten, s/w, Hardcover
Preis: 17,90 Euro
Extras: Skizzen, Nachwort von Journalist Elias Bierdel
ISBN: 978-3-551-73639-0


Interview: Stefan Svik

Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Traum von Olympia könnte man auch hier kaufen

Der Traum von Olympia© Reinhard Kleist, Der Traum von Olympia, Carlsen Verlag, 2015

© der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Reinhard Kleist, Der Traum von Olympia, Carlsen Verlag, 2015


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