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geschrieben von Maqz am
Montag, 04. Juli 2016
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Das Hochhaus
Am Abend der diesjährigen Preisverleihung des Max und Moritz-Preises auf dem Comicsalon in Erlangen gab es für mich persönlich eine Überraschung in der Kategorie "Bester deutschsprachiger Comicstrip". Natürlich hatte ich auf die alten Hasen Burrini und Witzel getippt, doch Katharina Greve mit ihrem Onlinestrip: Das Hochhaus sagte mir an dem Abend so gar nichts. Um so peinlicher, als ich vor kurzem mal meine Mails nach Katharina durchforstete und sie mir tatsächlich im September letzten Jahres eine Mail geschickt hat mit dem Hinweis auf den Start ihres digitalen Bauprojektes. Darum hab ich mir sofort gedacht: Hier muss ein Interview her! (Ich hab natürlich gedacht wie peinlich das alles ist, aber das kann ich ja schlecht schreiben, oder?! ;-)). Katharina hat zugestimmt und hier kommen ihre Antworten auf meine Fragen zu Das Hochhaus und natürlich den M&M-Preis ...und noch einiges mehr.
ComicRadioShow: Liebe Katharina Greve, herzlichen Glückwunsch zum Max & Moritz Preis! Wie hat das Brot geschmeckt?
KG: Ein wenig trocken.
CRS: Wie waren den die Reaktionen bei Dir und in Deinem Umfeld?
KG: Ich war selbst überrascht, habe mich dann wahnsinnig gefreut - und alle um mich herum mit mir.
CRS: Hier erklärt der Salon Dein Hochhausprojekt . Hast Du hier noch etwas hinzuzufügen für die Leser, die Dich noch nicht kennen?
KG: Ich bin nicht nur Comic-Autorin, sondern auch Cartoonistin, das sind ja zwei unterschiedliche Sachen, was die Dramaturgie angeht. Das Schöne am Hochhaus ist, dass ich beide Seiten ausleben kann: die kurze Pointe und die längere Erzählung, wenn sich Handlungsstränge über mehrere Etagen hinziehen. Außerdem greift der Jury-Text mein Architekturstudium auf: Das hat mir auch sehr bei meinem letzten Comic-Roman „Hotel Hades“ geholfen. Für die Geschichte habe ich den Städtebau für das gesamte Jenseits entworfen. Diese 14 Semester waren also nicht komplett umsonst.
CRS: Dieses Vorhaben 102 Etagen in 102 Wochen zu produzieren: Schließt das nicht jeden Urlaub über 7 Tage oder Prüfungswochen aus?
KG: Meine letzten Prüfungswochen sind glücklicherweise bald 20 Jahre her und neue sind nicht in Sicht. Für alle anderen Phasen, in denen ich keine Zeit habe, kann ich die Etagen vorher programmieren.
CRS: 2009 hab ich hier Deinen Comicroman "Ein Mann geht an die Decke" mehr oder weniger beschrieben (rezensieren kann ich das nicht nennen! ;-)). Wie hat sich dieser Titel eigentlich so verkauft?
KG: So gut, wie man sich das bei einem sehr kleinen Verlag ohne Marketing-Budget vorstellen kann. Mir ging es darum, die Geschichte zu erzählen und nicht um die Verkäufe. Es existieren übrigens noch ein paar Exemplare - und ich kann das Buch natürlich nur jedem empfehlen.
CRS: Für Deinen ersten Comicroman hast Du ja 2010 den ICOM Independent Comic Preis in der Kategorie „Herausragendes Artwork“ erhalten. Im gleichen Jahr gabs (als erste Frau) den Deutschen Cartoonpreis, und 2013 den 2013 Sondermann Förderpreis. Da war der Max und Moritz Preis 2016 doch nur konsequent, oder? ;-)
KG: Interessante Frage. Die richtet sich aber eher an die Jurys, ob die sich in einer logischen Reihe sehen.
CRS: Was hat sich nach diesen ganzen Preisen bei Dir und Deiner Arbeit geändert? Gibt es so mehr Geld für Deine Arbeiten?
KG: Preise sind Ehrungen, über die ich mich natürlich freue und die Aufmerksamkeit schaffen. Sie zeichnen aber in der Regel Vergangenes aus und für die Zukunft werden dann die Karten neu gemischt. Allerdings kommen nach und nach mehr Asse ins Spiel.
CRS: Möchtest Du noch Architektin werden, wenn Comiczeichnen Dir vielleicht irgendwann nicht mehr so viel Spaß machen würde?
KG: Sollte mir das Comiczeichnen keinen Spaß mehr bringen, würde ich eher Gärtnerin werden. Um in die Architektur zurück zu gehen, bin ich schon zu alt.
CRS: Nun ist Dein Zeichenstil ja was ganz besonderes, aber auch etwas ganz anderes als das, was z.B. Deine diesjährigen Mitnominierten Sarah und Markus so machen. Wie und durch was wurde Deine Stil hauptsächlich geprägt? Haben Comics wie z.B. Asterix oder Micky Maus dabei eine Rolle gespielt?
KG: Mein Humor wurde sicher durch Asterix mitgeprägt, die Hefte habe ich als Kind geliebt. Aber ich habe auch über lange Phasen meines Lebens gar keine Comics gelesen. Und ich habe erst sehr spät mit dem Zeichnen von Cartoons und Comics angefangen, mit Anfang 30. Sicher hat meine Vorliebe für die klare Linie etwas mit meinem Studium und dem technischen Zeichnen zu tun - und Chris Ware finde ich natürlich auch toll!
CRS: Und wo bekommst Du z.B. für "Das Hochhaus Deine Geschichten her? Auch aus dem wahren Leben?
KG: Ja, manchmal sitzt eine Geschichte in der U-Bahn neben mir. Und wenn die Ideen ausbleiben, lege ich mich auf meine Wunder-Couch und mache die Augen zu. Dann fällt mir eigentlich immer etwas ein.
CRS: Was kann ich in den nächsten 63 Wochen noch so von "Das Hochhaus" erwarten? Welche Überraschungen könnten noch kommen?
KG: Wenn ich das sagen würde, wären es ja keine Überraschungen mehr. Nur ein kleiner Tipp: Vielleicht trifft der Hochhaus-Leser irgendwann den Einbrecher bei der Arbeit. Und aktuelle Themen werden auch hin und wieder auftauchen, wenn sie in die Erzählung passen.
CRS: Und was kommt nach dem Hochhaus? Ein zweites? Was neues?
KG: Ein zweites Hochhaus wäre ja langweilig, das wird für mich künstlerisch ausgereizt sein. Momentan zeichne ich noch zwei weitere Serien für Das Magazin und die Berliner taz. Ich denke, nach dem Hochhaus kommt mal wieder ein Buch.
CRS: Signierts Du auch? Wen ja, wann und wo?
KG: Der nächste Termin ist im September in Prerow bei der Ausstellung „Cartoonair am Meer“.
CRS: Liebe Katharina, vielen Dank für Deine Antworten!
KG: Gern geschehen!
:-)
DIE AUTORIN
Katharina Greve wurde 1972 in Hamburg geboren und wanderte 1991 zum Architekturstudium nach Berlin aus.
Inzwischen ist sie überzeugte Ex-Architektin und derartig auf den Berliner Fernsehturm fixiert, dass sie sich immer wundert, wo er denn geblieben ist, wenn sie von seiner Aussichtsplattform auf die Stadt hinabschaut.
Greve zeichnet Cartoons und Comic-Strips unter anderem für die Titanic und den Bildschirm-Comic-Verlag www.electrocomics.com; die dort erscheinende Serie „Die Dramatik der Dinge“ war von 2006 bis 2008 regelmäßig auch in der Zeitschrift Das Magazin zu sehen.
Mehr unter:
www.freizeitdenker.de
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