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geschrieben von StefanS am
Samstag, 22. Februar 2014
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Well, they say, Santa Fe is less than 90 miles away
Ab Freitag, den 28. Februar 2014 sendet RTL II die dritte Staffel von Game of Thrones. Die weiteren Folgen der Staffel zeigt der TV-Sender dann ab dem 2. März 2014 immer sonntags, 22:15 Uhr in Doppelfolgen. Und was machen ungeduldige Fans zwischendurch? Zum Beispiel die Comics lesen oder einen Bericht von der Lesung goutieren, bei der Denis Scheck, ein guten Freund von Serienschöpfer George R. R. Martin und ein Darsteller der Serie anwesend waren.
Die Lesung
2013 traf Denis Scheck nicht nur Stephen King für eine Interview für die ARD-Sendung Druckfrisch, er durfte ihn auch in München in einer Lesung unterstützen. Und dann war da noch die Lesung in Hannover zu Game of Thrones. Davon berichte ich nun, zugegeben mit großer zeitlicher Verzögerung, aber dafür auch mit einem Blick auf die Comics und Neuigkeiten für TV-Zuschauer.
Literaturkritiker Denis Scheck, Schauspieler Tom Wlaschiha (Jaqen H'gar in der TV-Serie Game of Thrones) und Werner Fuchs, Literaturagent sowie Freund und Vertrauter des Autors sprachen am Freitag, den 7. Juni 2013 in Hannover in der Buchhandlung Lehmanns über das Leben und Werk von George R.R. Martin. 50 bis 100 Zuschauer konnten kommen, und es war dann auch voll bis auf den letzten Platz. Zum Großteil junge Menschen Anfang Zwanzig. „Ich nehme an wir Fans sind hier unter uns“, meinte Denis Scheck dazu. Nun ja, ich bin (noch) kein Fan dieser Serie, die es in Form von Romanen, Computerspielen, einer HBO-Fernsehserie, als Comic und wohl auch noch als Spielzeug, Brett- und Kartenspiel gibt. Ich war nicht als Journalist, sondern als Privatperson auf der Lesung – das mal als Ausrede für das ungenügende Foto von der Veranstaltung.
Wie auch bei der Hobbit-Lesung 2012 verteidigte Scheck die Fantasy vor dem Vorwurf der Belanglosigkeit, des Kindischen und des Eskapismus. Letztlich sind ja auch Romane von Thomas Mann „Flucht“ aus dem Alltag – dies ist kein Zitat, sondern fasst nur sinngemäß Schecks Worte dazu zusammen.
Neben dem blendend aufgelegten, wieder tadellos gekleideten, sehr schlagfertigen Literaturkritiker (der mich immer etwas an Agatha Christies wunderbaren Hercule Poirot erinnert), war auch Werner Fuchs eine äußerst ergiebige Informations- und Unterhaltungsquelle. Aber dann war ja auch noch ein Darsteller, ein deutscher gar, aus der Serie angekündigt. Und nein, es war nicht Sibel Kekilli, sondern Tom Wlaschiha. Er war dann auch derjenige, der neben der Beantwortung von Fragen Schecks und aus dem Publikum „die Lesung“ in die Lesung brachte. Viel mehr als diese Passage kenne ich bisher nicht vom Roman. Auch der TV-Folge folgte ich bisher nur sporadisch – das ist alles soooo laaaang! Ich bin noch bei Tolkiens Ring, der ist auf den Punkt und ich würde mir das selbe von Martin wünschen.
George Raymond Richard Martin (* 20. September 1948 in Bayonne, New Jersey) ist seit Ewigkeiten Autor. War früher, und ist es wohl heute noch, Anhänger der Hippie-Gegenkultur und lebt in Santa Fe, New Mexiko (Da konnte ich mir ein Zitat aus einem Neil Young-Song für die Überschrift nicht verkneifen). Das alles erfuhren wir bei dieser äußerst kurzweiligen Lesung. In seiner Sendung Druckfrisch war das Interview von Denis Scheck mit Martin zu sehen. Dort wurden auch die unzähligen Ritterfigürchen thematisiert, die der Autor sammelt. Fantasy-Rollenspiele, Comics, Science-Fiction – Fuchs beschrieb Martin als eine Art Super-Geek und Vorzeige-Nerd. Ein Mann der Gegenkultur, der es inzwischen zu (spätem) Ruhm und Reichtum gebracht hat. Scheck war überrascht im Haus von Martin in Santa Fe so viele Ritterfigürchen vorzufinden – immerhin bei einem längst erwachsenem Mann. Nun stand er vor der Entscheidung „Flucht oder Interview“ - wie er gut gelaunt zugab.
Ein Gespräch zwischen Scheck und Wlaschiha kam auf die klischeehaften Nazirollen deutscher Schauspieler in US-Produktionen. Dazu meinte der Schauspieler: „Es gibt ja auch gute Nazirollen“. Dabei dachte er ganz offensichtlich an differenzierte Figuren in anspruchsvollen Filmen. Scheck nutzte die Steilvorlage jedoch für einen süffisanten Kommentar, der das Publikum und ihn selbst zum Lachen brachte: „Das sind so berühmte letzte Sätze, die eine Schauspielkarriere beenden können“.
Wlaschiha „beklagte“ sich außerdem, dass es nicht immer leicht ist als Schauspieler (in Deutschland) mit dieser Arbeit Geld zu verdienen. Scheck: „Oi. Da hinten stellen wir nachher einen Behälter für Spenden auf“. Und die Antwort auf die Frage, wie man denn eine Rolle in der Serie bekam war naheliegend: Man nimmt ein Video auf und wird dann gecastet, wenn die Produzenten einen für geeignet befinden.
Gedreht wird gerne in Irland. Da sind die alten Ruinen ja ohnehin vorhanden und somit müssen weniger Kulissen kostspielig aufgebaut werden. Außerdem sind Schauspieler in Europa oft schlicht preiswerter zu bekommen als in den USA.
Zum Abschluss wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Meine Frage: Welche Rolle haben die Comics. Sind sie nur eine lieblose Ausweitung des Angebots? Antwort von Fuchs: Comics seien Martin schon immer wichtig gewesen. Sie sind ein weiterer Weg, die Geschichte zu erzählen. Nun ja. Nach der Lesung wurden zwar die Romane verkauft, die Comics wurden aber nicht angeboten. Zumindest an diesem Abend fristeten sie also ein Nischendasein – Chance vertan! Zumal sich Denis Scheck immer wieder öffentlich für Comics stark macht – allerdings ist er Literaturkritiker, Autor und Journalist und muss nicht auch noch Verkaufstische bestücken. Obwohl...schön wär's schon. Dann flögen Paulo Coelho Bücher raus und Jimmy Corrigan würde mehr verdiente Aufmerksamkeit erhalten.
Dann fragte noch ein leicht verpeilt wirkender junger Mann, wohl Anfang 20, welche Rolle der Schauspieler denn in der Serie spiele, da er das bei der Vorstellungsrunde „akustisch nicht verstanden habe“. Einer der Herren am Lesetisch klärte ihn auf. Scheck fragte sich dazu laut und mit einem Schmunzeln, ob man denn nun nochmal von vorne beginnen solle.
Wegen mir gerne. Es war ein ausgesprochen unterhaltsamer, informativer Abend!
TV-Ausstrahlung im Frühjahr 2014
Am Montag, den 24. Februar 2014 wiederholt RTL 2 ab 23:10 Uhr die erste Staffel der populären Fantasy-Serie mit den drastischen Sex- und Gewaltszenen. Mittwoch geht es ab 22:55 Uhr weiter. Donnerstag ebenfalls.
Die Comics
Folgende Comics und Bücher von Comicverlagen zu Werken von George R. R. Martin sind derzeit auf Deutsch erhältlich:
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer, Bd. 1 [Broschiert]
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer, Bd. 2 [Broschiert]
George R. R. Martin: Der Heckenritter Graphic Novel, Bd. 1 [Broschiert]
George R. R. Martin: Der Heckenritter Graphic Novel, Bd. 2: Das verschworene Schwert [Broschiert]
Game of Thrones: Hinter den Kulissen [Gebundene Ausgabe]
Game of Thrones Pop-Up Guide für Westeros (angekündigt für 08.04.2014)
(Alle Panini Comics)
Als Messe-Spezial erschien außerdem ein limitierter Comic, inklusive Signatur von Martin – Fans der Serie sollten also allein schon deshalb auf die Comics achten!
Der erste Comic ist kein Comic, sondern eine Graphic Novel – sagt das Cover und das wälzt George R. R. Martin dann viel zu ausführlich aus – der Mann kommt schwerlich auf den Punkt! :-) Er berichtet von den „Illustrierten Klassikern“ aus seiner Jugend und irgendwie schwingt die Botschaft mit: Comics sind Lesehilfe für Kinder und das eigentliche Kunstwerk ist immer das geschriebene Wort. Nun ja. Wirklich nicht sooo ergiebig das Vorwort.
Der Comic erzählt die Geschichte auf andere Weise als Romane und TV-Serie. Wie das im einzelnen abweicht mag ich nicht recht beurteilen, da ich die Vorlagen zu wenig kenne.
Zeichnerisch ist der Comic in einem anderen Look als im TV. Figuren sind dabei durchaus den Darstellern von HBO ähnlich. Schnell findet man sich in diese Adaption ein, die als Comic prima funktioniert. Mir scheint sie weniger Längen zu haben als im TV. Auch die Gewalt schockiert hier nicht. Leider kommt hier, anders als im Fernsehen keine Erotik auf – ich finde diese blonde Drachenbändigerin hinreißend – hier dürften die Comic-Verantwortlichen gerne mal bei Milo Manara anfragen. :-)
So wie Sons of Anarchy die Die Sopranos mit Grand Theft Auto V vermischt, so ist Game of Thrones ein Mix aus Die Sopranos und Herr der Ringe.
Ich bin bisher weder von True Blood noch von Game of Thrones gänzlich begeistert, mag aber beide Serien. Ich greife sogar lieber zu den Comics als mir ganze Staffeln im TV unter Zeitdruck ansehen „zu müssen“. Warum nicht einfach Woche für Woche gegen 22 Uhr eine neue Folge senden statt die Überfütterung mit einer kompletten Staffel am Stück? Es gibt zwar digitale Videorekorder, Streams und Blu-rays, aber mitunter ist Fernsehen doch sehr angenehm, weil völlig unkompliziert. Erfreulich, dass RTL 2 Staffel 3 nun nicht komplett auf einmal (ver)sendet.
Wertung: 80 %
Game of Thrones Das Lied von Feuer und Eis Band 1
Enthält die Hefte 1 (September 2011) bis 6 (Februar 2012)
Textvorlage: George R. R. Martin
Comic-Adaption: Daniel Abraham
Zeichnungen: Tommy Patterson
Farben: Ivan Nunes
Lettering: Walproject
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Andreas Helweg
Originalcover: Alex Ross, Mike S. Miller
Extras: Cover-Galerie, Vorwort von George R. R. Martin
196 Seiten, Softcover mit Faltcover, farbig
ISBN 978-3-86201-361-6
19,95 Euro
Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer, Bd. 1 kann man auch gerne hier kaufen
Copyright Foto: Stefan Svik 2013
Copyright Bilder mit freundlicher Genehmigung: 2011 / 2012 George R. R. Martin / Panini Comics 2012
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