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Der Hobbit: Lesung mit Andreas Fröhlich und Denis Scheck :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
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geschrieben von StefanS am Mittwoch, 26. Dezember 2012 (4959 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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"...das Gute und das Schöne, dazu gehören natürlich auch gute Fantasy-Werke und gelungene Comics"

Der Hobbit: Lesung mit Andreas Fröhlich und Denis ScheckWie ist es wohl mit Gollum verheiratet zu sein? Andreas Fröhlich hat für die Filme von Peter Jackson die Figur des Gollum synchronisiert. Die Frage des Publikums bei seiner Lesung zum Mittelerde-Epos Der Hobbit, bei der er gemeinsam mit Denis Scheck im Literarischen Salon der Universität Hannover auftrat, wie viel Gollum denn in Andreas Fröhlich steckt, beantwortete dieser mit einer Anekdote aus seinem Privatleben. Da kann es schon mal vorkommen, dass er seiner Frau im Tonfall des schizophrenen Hobbits antwortet: "Was ist denn mein Schatz?". Darüber mussten die Besucher dieser Veranstaltung, einen Tag vorm Deutschland-Start des Films herzlich lachen, ebenso wie über einige andere, trockene Anmerkungen des Sprechers der Figur Bob Andrews von den Drei Fragezeichen oder auch von Edward Norton (Fight Club, Der unglaubliche Hulk u. a.).


Die Lesung fand am 12.12.2012 statt, zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Film noch nicht gesehen, da ging es mir genau so wie den Herren Scheck und Fröhlich. Aus lauter Bedenken vor einer Verbreitung des Films oder auch nur einzelner Szenen vor Filmstart gab es strenge Vorgaben seitens Regisseur Peter Jackson und des Studios. Früher hätte er noch in Ruhe zu Hause die DVD ansehen und dann seine Rolle einsprechen können, inzwischen würden die Synchronsprecher aus den verschiedenen Ländern in ein Hotel in London gebeten, wo dann in schneller Folge die spanische, französische, deutsche Tonspur des Films aufgenommen wird. Andreas Fröhlich verriet, dass die letzte Szene, die er für den Film synchronisiert hat, erst zehn Tage vor dem Kinostart fertig wurde.

Der Hobbit: Lesung mit Andreas Fröhlich und Denis Scheck

Inzwischen habe ich den Film im Kino gesehen. Mittelerde sieht nicht so viel anders aus als in der Herr der Ringe Trilogie. Ein deutlicher Unterschied ist aber nicht zu leugnen: 3D und noch dazu das brandneue HFR (High Frame Rate), mit dem 48 Bilder pro Sekunde zu sehen sind statt des Industriestandards von 24 Bildern pro Sekunde. Manche Stimmen nannten das Ergebnis zu detailliert und somit sogar hinderlich für die Illusion in Mittelerde zu sein. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen! Es war so als würde man im Kino eine Blu-ray in 3D sehen, allerdings auf einer Riesenleinwand. Technisch höchst beeindruckend und insgesamt ein überaus episches Erlebnis! Inhaltlich fällt der Film allerdings schon etwas ab. Ich habe alle wichtigen Bücher zum Thema gelesen: "Der Hobbit", "Der Herr der Ringe" und "Das Silmarillion". Deshalb wusste ich grob was auf der Leinwand zu sehen sein würde. Überraschungen gab es dennoch reichlich, Film und Bücher ergänzen sich ganz hervorragend. Ob es eine gute Idee war das eher kurze Buch vom Hobbit mit Passagen aus dem Silmarillion auf drei Teile zu strecken? Wer Mittelerde liebt wird so lange wie möglich in dieser Welt verweilen wollen. Für weniger enthusiastische Filmfreunde könnte es schon stellenweise etwas langweilig sein, den Zwergen beim Singen zuzuhören oder manch überflüssige Abzweigung zu nehmen. Um es kurz zu machen: Ich gebe dem Herr der Ringe 5 und dem Hobbit 4 von 5 Sternen. Die Wiedersehensfreude ist schön, Tolkien ist großartig und besonders im Kino ist dieser Film wirklich beeindruckend! Dennoch ist es doch eher ein kindgerechtes, weniger ambitioniertes und weniger komplexes Buch als "Der Herr der Ringe", betrachtet man aber alles als eine große Geschichte, dann sind solche Vorwürfe zu vernachlässigen. Seien wir froh für dieses Geschenk vom großen J. R. R. Tolkien! Passenderweise erscheinen die Filme immer zur Weihnachtszeit, könnte ein Plan von Sauron sein.

Der Hobbit: Lesung mit Andreas Fröhlich und Denis Scheck

Was hat das denn nun alles überhaupt in der Comic Radio Show zu suchen? Denis Scheck verteidigt, etwa in seiner ARD-Sendung "Druckfrisch", das Gute und das Schöne, dazu gehören natürlich auch gute Fantasy-Werke und gelungene Comics. Immer wieder zollt Scheck der Welt von Donald Duck und DC Comics seinen Respekt, so auch in Hannover. Mit einer Anekdote aus den späten 1970er Jahren erinnert der Literaturkritiker daran, welche enorme Wirkung überzeugend dargestellt Fantasiewelten auf das junge Publikum haben können. Nach dem Besuch des Superman-Films seien die Kinder und Jugendlichen damals aus den Kinos gekommen, hoben den Arm und erwarten nun so abzuheben und fliegen zu können wie Superman. Scheck musste darüber schmunzeln und lachen, aber auf den Autor J. R. R. Tolkien lässt er nichts kommen! Den Vorwurf Fantasy-Literatur sei nur Realitätsflucht kontert er damit, dass Fantasy genau so viel Wirklichkeit enthält oder auch nicht wie andere Genres. Nur weil die Figuren Fellfüße haben seien sie nicht weniger wichtig und interessant. Es lässt sich viel in Tolkiens Werken finden, Scheck nennt den Herr der Ringe deshalb "das beste Buch über den Zweiten Weltkrieg", bei dem er sich sicher sei, dass der dunkle Turm "ziemlich genau in der Nähe der Reichskanzlei" zu finden sei. Den Vorwurf bezüglich einer Nähe zum nationalsozialistischen Weltbild (Elfen als Übermenschen aus dem Norden, Orks als mindere Wesen aus dem Süden und Osten) kontert Scheck. Zwar sehe er durchaus Ähnlichkeiten zwischen Orks und SS, aber dann zitiert er aus einem Briefwechsel zwischen Tolkien und einem deutschen Verlag aus den 1930er Jahren, in dem ein Ariernachweis des Schriftstellers gebeten wird, da man das Buch sonst nicht in Deutschland veröffentlichen könne. Die Antwort des Schöpfers von Mittelerde ist eindeutig: er bedauere sogar keine jüdischen Vorfahren zu haben, denn diese Menschen seien besonders klug und talentiert. Und wenn Deutschland weiterhin dem Nationalsozialismus folge, dann gäbe es für Deutsche bald keinen Grund mehr stolz auf ihr Land zu sein.

Der Hobbit: Lesung mit Andreas Fröhlich und Denis Scheck

Neben diesen sehr ernsten Gedanken war die Lesung eher heiter und von Vorfreude auf den Film geprägt. Scheck gestand, dass er den Hobbit so ungefähr mit 15 Jahren zum ersten Mal gelesen habe (wie auch Andreas Fröhlich) und ihn dann eher als Kinderbuch und Vorgeschichte zum wichtigeren Herr der Ringe betrachtet habe. Ein nochmaliges Lesen des Hobbits führte ihm jetzt allerdings ein anderes Bild vor Augen: die Zwerge sind Spekulanten, die einen Dummen (Bilbo Beutlin) suchen, der für sie die Drecksarbeit macht. Für diese Deutung gab es viele Lacher aus dem Publikum. Und auch Andreas Fröhlich konnte viele Menschen zum Lachen bringen an diesem Abend, etwa durch seine Schilderung seiner jugendlichen Anfänge als Synchronsprecher. Da durfte er für den Film "Das Omen" synchronisieren und dann war es ihm nicht erlaubt den fertigen Film zu sehen, weil die Altersfreigabe zu hoch und er noch ein Kind war. So viel hat sich dann doch nicht geändert, denn den Hobbit durfte er ja auch noch nicht vorab sehen, wenn auch aus anderen Gründen.

Am Besten kauft man sich den Band beim Buch-Händler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Hobbit kann man auch gerne hier kaufen.


(c) der Fotos, mit freundlicher Genehmigung: Stefan Svik

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