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geschrieben von Maqz am
Montag, 24. Juni 2013
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Von Pixi bis Printen
Als ich letztens so durch facebook schlenderte stieß ich auf einen Bericht über den Illustrator Alfred Neuwald in den Aachener Nachrichten , wie er mit seiner neuen Comic-Serie "Karl der Kleine" u.a. auch den Oberbürgermeister der Stadt begeistert. Neugierig geworden erkannte ich den Zeichner des Carlsen Comics "Die Weltenbummler" und merkte alsbald auf wievielen Hochzeiten Alfred Neuwald alias "Neufred" so tanzt. Schnellstmöglich war dieses Interview angefragt und hier sind die interessanten Antworten des Vater von solch legendären Pixie-Serien.
ComicRadioShow: Servus Alfred! Überall in Deinen Online-Vitas steht etwas von "geborener Hamburger", "Diplom-Abschluß an der Fachhochschule für Design - Aachen" und "Leiter eines Trickstudios in Sao Paulo, Brasilien". Ist das ECHT wahr... dass Du aus Hamburg kommst?
Alfred Neuwald: Moin Markus, ja, ich komme ursprünglich aus Hamburg, lebe inzwischen aber schon seit über 30 Jahren in Aachen. 1982 bin ich hierher gezogen um Grafik-Design zu studieren. Ausschlaggebend war nicht zuletzt Aachens Nähe zum Comicland Belgien.
CRS: Ach ja, und wie hat es Dich nach Sao Paulo verschlagen?
A.N.:Über Verwandte in Brasilien hat es damals einen Kontakt und eine Anfrage wegen der Erstellung von Zeichentrickfilmen ergeben, bei der ich einfach nicht nein sagen konnte. Nach dem Studium bin ich daher für ein Jahr nach Sao Paulo gegangen und habe dort ein kleines Trickfilm-Studio aufgebaut/geleitet. Das war ein tolles Jahr, in dem ich nicht nur viel gearbeitet sondern auch sehr viel gereist bin. Lustigerweise hat sich über den oben von Dir erwähnten Zeitungs-Artikel eine ehemalige Freundin aus Sao Paulo über Facebook bei mir gemeldet, von der ich seit 25 Jahren nichts gehört hatte.
CRS: Nun intreressiert es natürlich viele angehende Zeichner und Illustratoren, wie man mit "so etwas" sein Leben bestreiten und eine Familie ernähren kann. Wie hast Du es geschafft?
A.N.: Nach dem Jahr in Brasilien habe ich mich 1988 in Aachen selbstständig gemacht. Damals brauchte ich dazu wirklich nur Papier und ein paar Stifte zu kaufen. Mein erster Auftrag war für eine Hamburger Firma Comic-Strips mit dem Pillhuhn zu zeichnen.
Nach Texten von Heiner Lünstedt habe ich dann auch zwei Weltenbummler-Alben für den Carlsen-Verlag gezeichnet. Wir hatten auch schon die ersten Seiten für den dritten Band, der in Russland spielen sollte fertig. Zur Recherche sind wir im Januar 1992 extra nach Moskau geflogen, was recht abenteuerlich war, weil es genau in der Zeit des Umbruchs/Putsches war. Leider wurden die Weltenbummler dann aber schon nach zwei Bänden wieder eingestellt. Es freut mich sehr, dass du den Comic noch kennst.
Nach und nach bekam ich immer mehr Kunden, für die ich die unterschiedlichsten Dinge illustriert habe. Für die Firma Combibloc habe ich jahrelang Getränke-Verpackungen angefertigt, für eine Werbeagnetur habe ich unzählige Kaufhof-Prospektseiten layoutet und für eine andere Agentur fertige ich regelmäßig wissenschaftliche Illustrationen an.
Immer wenn ich mal keine Aufträgehabe, zeichne ich Sachen aus Spaß, die ich immer schon mal gemacht haben wollte und versucht sie im Nachhinein an den Mann zu bringen. So hat es sich auch ergeben, dass ich Pixi-Bücher zeichne und auch von „Karl dem Kleinen“ habe ich erst einmal jede Menge Streifen gezeichnet, bevor ich ihn einer Zeitung vorgestellt habe.
CRS: Ich hab gesehen, dass Diene Pixie-Serien z.T. in sehr dekorativen und verschnörkelten Schriften und exotisch klingenden Sprachen verlegt werden. Wie geht sowas?
A.N.: Mittlerweile habe ich über 30 Pixibücher gezeichnet, zum großen Teil nach eigenen Texten. Seit einigen Jahren werden vom Carlsen-Verlag vermehrt Lizenzen an ausländische Verlage verkauft. Ich bekomme für meine Titel dann auch ein wenig Geld aber am schönsten ist es eigentlich die chinesischen, australischen oder sonstigen fremdsprachigen Ausgaben der Bücher in den Händen zu halten. Besonders gefreut habe ich mich auch immer, wenn ein neues Hörspiel von Kapitän Sternhagel auf einer Pixi-Hören-CD erschienen ist.
CRS: So wie das aussieht, wird wohl der "Karl der Kleine" zu einer Art Pflichtlektüre an den Aachener Schulen. Konntest Du diesen Erfolg vorhersehen, hast Du ihn gar geplant?
A.N.: Ich hoffe, „Karl der Kleine“ ist eher eine Spaßlektüre als eine Pflichtlektüre Es ist mein erster richtiger Comic seit vielen Jahren. Mein letzter war „Al Potato“. Der ist vor einigen Wochen jetzt auch bei Mad Dog als Digitalcomic erschienen.
Es hat von Anfang an total viel Spaß gemacht, mit „Karl dem Kleinen“ mal wieder richtige Comics zu zeichnen. Ich habe dann auch ziemlich schnell einen Vertrag mit dem Aachener Anzeigenverlag abgeschlossen, so dass die Streifen dort seit Anfang des Jahres wöchtlich in der Aachener Woche/Super Mittwoch veröffentlicht werden. Sie erscheinen dort in einer Auflage von ca. 115.000 Exemplaren. Dadurch ist Karl der Kleine in Aachen recht schnell bekannt geworden. Parallel habe ich noch eine Karl der Kleine-Facebookseite angelegt die mir total viel Spaß macht. Dort erhalte ich sehr viel positives Feedback, was wiederum ein guter Motivationsschub ist, weiter zu machen.
„Karl der Kleine“ ist natürlich eine Anspielung auf Karl den Großen. 2014 ist das Karlsjahr, das Todesjahr von Karl dem Großen jährt sich dann zum 1200sten mal. Da Karl der Große ja einen großen Teil seines Lebens in Aachen verbrachte, wird das hier ganz groß gefeiert. Da erscheint „Karl der Kleine“ natürlich genau zum richtigen Zeitpunkt auf der Bildfläche.
CRS: Von Printen bis Pixi, von Photoshop bis Tempera, von Pictogram bis Animationsfim scheinen Deine Arbeitsbereiche, Arbeitsmaterialien und Arbeistergebnisse schier unendlich zu sein. Kannst Du möglicherweise irgendetwas nicht so gut?
A.N.: Um Aufträge zu bekommen ist es schon ganz praktisch ein breites Spektrum an Techniken und Stilen anbieten zu können. Außerdem ist es ja auch spannender immer mal wieder was neues auszuprobieren, als jahrelang immer nur das selbe zu machen.
Es gibt leider ziemlich viele Sachen, die ich nicht so gut kann, Daher hat es für mich zum Illustrator/Comiczeichner nicht allzuviele Alternativen gegeben.
CRS: Malst Du heutzutage eigentlich mehr digital oder bevorzugst Du die analoge Zeichenweise?
A.N.: Bei den meisten Aufträgen und auch bei „Karl der Kleine“ zeichne ich mit Filzstiften auf Papier vor und bearbeite die eingescannten Bilder dann in Photoshop. Ich muss mich aber
unbedingt auch endlich mal mit diesen neuen Tablet-Computern auseinandersetzten, auf die man direkt zeichnen kann. Bei einem Projekt, an dem ich momentan arbeite scanne ich mir gerade
einen Wolf.
Wenn ich Kapitän Sternhagel-Pixis zeichne hole ich aber immer noch meinen Aquarellkasten raus. Das ist dann auch immer wieder toll, mit richtigen Farben zu arbeiten.
CRS: Was is eigentlich gerade Dein Lieblingsobjekt?
A.N.: Das ist ganz klar „Karl der Kleine“. Das Buch „Die Stadt der Printen“ ist ja gerade erst erschienen. In den Strips die in der Zeitung erscheinen, versuche ich aktuelle Aachener Themen zu verarbeiten. Ausserdem zeichne ich gerade auch an einer langen Geschichte mit „Karl dem Kleinen“. Ich hoffe, dass ich es hinbekomme, dass sie pünktlich zur Comiciade im April 2014 erscheinen kann.
CRS: Liest Du eigentlich auch Comics? Und wenn ja welche? Welche sollte man eigentlich als angehender Zeichner so lesen!
A.N.: Leider lese ich nicht so viele Comics, wie ich es eigentlich gerne möchte. Aber ich habe immerhin gerade die ersten drei Billy Bat-Bände gelesen und ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Wir haben in Aachen eine sehr netten Comic-Stammtisch, bei dem wir uns alle 3 Wochen treffen. Darüber bin ich immer einigermaßen auf dem Laufenden, was es so neues gibt. Bei dem vorigen Treffen haben diejenigen, die beim Festival in München waren, ihre Schätze, die sie dort ergattert haben mitgebracht. Das war natürlich spannend. „Das Upgrad“ von Graupner/Wüstefeld steht daher auch noch ganz oben auf meiner Wunsch-Liste.
Außerdem schaue ich mir auch sehr gerne Animationsfilme an. Am liebsten zusammen mit meinen beiden Töchtern.
CRS: Wo kann man Dich eigentlich demnächst persönlich antreffen um eventuell eine signierte Version Deines neuesten Druckerzeugnisses zu erfragen?
A.N.: Es wird in Aachen sicherlich demnächst einige Signier-Aktionen geben aber näheres ist noch nicht ausgemacht. Im Oktober versuche ich zur Comicmesse nach Köln zu kommen und, auch wenn es noch lange hin ist, natürlich bei der Comiciade.
CRS: Lieber Alfred, herzlichen Dank für dieses Interview und noch viel Erfolg u.a. mit dem kleine Karl! :-)
(c) der Abb.: Alfred Neuwald
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