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geschrieben von M.Hüster am
Freitag, 30. März 2012
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Interview mit Miguel Fernandez
 „Ja hallo?“ ist wohl Miguels bisher bester Cartoon-Band. Waren seine Zeichnungen bisher schon auf einem bemerkenswerten Niveau, so muss man den Cartoons eine stetige Verbesserung in Sachen Ideen und Witz attestieren. Der Anteil der sehr guten Cartoons ist im aktuellen Cartoon-Book auf einem hohen Level. Spätestens seit „Ja hallo?“ ist Miguel Fernandez nicht nur ein Geheimtipp, sondern für mich in den Top Ten der deutschen Cartoonisten angekommen.
Die CRS fragte bei Miguel nach.
CRS: Ja hallo, Miguel! Dein neuer Cartoon- Band ist raus. Ähmm: Wie hieß der noch?
Miguel Fernandez: Hallo! Das Buch heißt "Ja Hallo". Ganz unaufdringlicher Titel…
CRS: Ach ja, stimmt. :-) Von den Cartoons haben mir viele gut gefallen. Da sag ich nur: aber hallo! Wie lange hat es gebraucht, um das Cartoonbuch mit Ideen zu füllen?
Miguel Fernandez: Schön, dass Dir so viele Cartoons gefallen haben! Ich bin auch sehr stolz auf mein neues Buch. Diesmal sind es sogar einige Seiten mehr, deswegen mussten es ohnehin mehr Ideen sein als bei den vorigen Büchern. Eigentlich arbeite ich ja kontinuierlich an Cartoons. In dem neuen Band sind die stärksten Gags der letzten zwei Jahre, würde ich sagen.
CRS:Wie entstand die Idee zum Kaninchengag auf dem Cover? Ist dir das selbst so gegangen?
Miguel Fernandez: Neeein, das ist ausgedacht. Es gibt ja vieles, was sich als Gag eignen würde, wenn jemand irgendwo anruft, um sich zu beschweren… Ich mag diesen Cartoon aber so wie er ist, weil der Leser sofort erkennt, was die Ursache für die Beschwerde ist: Hunderte niedliche Kaninchen!
CRS: Hast du die mal gezählt? Wie viele sind es? Sollte man im Rahmen eines Wettbewerbs auf deiner Homepage vielleicht eine Schätzfrage von machen… :-)
Miguel Fernandez: Das Cover war ja ursprünglich mal als normaler Cartoon gedacht. Damit die Zeichnung auch als Buchcover funktioniert, musste ich den Kaninchenhaufen aber noch erweitern. Er erstreckt sich jetzt über den Buchrücken bis auf die Rückseite. Im Buch hat dann ja jedes Kaninchen einen eigenen Namen bekommen. Da kann man ganz gut nachzählen, es sind 252.
CRS: Einige Gags wirken fast autobiographisch… :-) Die Oma an der Kasse, Kevin Niemeyer isst seine Suppe nicht auf, Stinkefüße, Mercedes-Kinderwagen, Ballaststoffe und vieles mehr… du schöpfst einige coole Ideen offensichtlich direkt aus dem Leben…
Miguel Fernandez: Was in Cartoons passiert, ist zu überzogen und absurd, als dass es wirklich passiert sein könnte. Es gibt nicht einen einzigen Gag, der echt so passiert ist wie ich ihn gezeichnet habe. Andererseits basiert jede Idee irgendwie doch darauf, was man tagtäglich so erlebt. Eine Oma, die tatsächlich einschläft, während sie an der Kasse nach Kleingeld sucht oder eine Frau, die sich wegen der Stinkefüße ihres Mannes einen Duftbaum an die Nase hängt, kommen zwar in der Realität nicht vor, aber die Realität wurde von mir lediglich ein kleines Stückchen weiter gesponnen. Das soll aber nicht heißen, dass ich mich zuvor über eine alte Dame an der Kasse geärgert hätte oder dass ich Käsefüße hätte. In Wirklichkeit duften meine Füße nach Vanille.
CRS: Hast du eine besondere Vorliebe für Fliegen?
Miguel Fernandez: Wer hat das schon?! Sie eignen sich nur so hervorragend als Cartoon-Figuren, weil sie eklige Dinge essen, weil sie in Suppen schwimmen, beim Fahrradfahren verschluckt werden, immer genau da rumschwirren, wo es am schlimmsten stinkt oder einfach nur tot auf Fensterbänken rumliegen. Das ist Stoff für Hunderte Cartoons! Man könnte meinen, das Sujet mit der Fliege in der Suppe sei total ausgelutscht, aber man kommt doch immer wieder auf eine Idee, die es so noch nicht gab. Ich versuche dann bewusst, etwas frecher, fieser oder absurder zu denken als andere. Es gibt ja viele Themen, die sind reichlich abgearbeitet, zum Beispiel der Schiffbrüchige auf der einsamen Insel, die Erfindung des Rades, die Fliege in der Suppe und und und… Da dann auf einen Gag zu kommen, den es so noch nicht gab, weckt meinen Ehrgeiz. Aber so etwas macht letztlich ja nur einen sehr kleinen Teil der Cartoons aus. Der Großteil der Cartoon-Ideen basiert auf anderen, nicht so bekannten Situationen.
CRS: Immer wieder beliebte Cartoon-Ideen: Schwangerschaft und Geburt … deine Verbindung?
Miguel Fernandez: Da gibt es eine klare Verbindung: Ich bin Familienvater. Zwei Kinder habe ich. Wie schade wäre es, wenn man das, was man da täglich erlebt, nicht für Cartoons verwenden würde! Wer einmal einen Kinderwagen gekauft hat weiß, dass man sich sogar die Felgen aussuchen kann! Das schreit doch förmlich nach einem Cartoon mit einem aufgemotzten Prolo-Kinderwagen, finde ich!
CRS: Wenn ich das richtig beobachtet habe, hast du selbst auch den einen oder anderen Auftritt in den Cartoons im Buch … erzähl mal …
Miguel Fernandez: Das ist ja nichts Neues, das hab ich in den anderen Büchern ja auch immer mal wieder gemacht. Immer, wenn ich einen Gag über Cartoonisten habe, zeichne ich mich selbst. Das finde ich naheliegend. Es kommen aber auch immer mal wieder Verwandte oder Freunde in den Cartoons vor. Die wissen dann schon, wenn sie gemeint sind. Lars und Marco fanden das gar nicht so lustig, haha!
CRS: Einige bereits bekannte und beliebte Protagonisten tauchen als Running-Gag immer wieder auf. So zum Beispiel die Indianer. Wirst du von deinen Kleinen immer wieder zum Westernspiel vereinnahmt?
Miguel Fernandez: Nein, an meinen Kleinen liegt es nicht. Wenn wir über die Indianer sprechen, sprechen wir ja nicht über reale Ureinwohner Nordamerikas, sondern von diesen Karl May-Klischee-Winnetous, die den ganzen Tag mit Pfeilen schießen und um den Marterpfahl tanzen - das muss man klar trennen. Und ich liebe es, diese Klischee-Indianer in für uns alltägliche Situationen zu stecken, wo sie eigentlich gar nicht hingehören. Klischees, Stereotypen und Vorurteile sind zumindest für einen Cartoon-Zeichner immer gut.
CRS: Schuhfimmel und Einparken erfüllen genial jedes Frauen-Klischee. Gab es da schon Beschwerden oder eher Zustimmung vom weiblichen Geschlecht?
Miguel Fernandez: Beides! Als Cartoonist mag ich solche Vorlagen, auch wenn ich manchmal vielleicht ganz anderer Meinung bin. Erstaunlich viele Frauen können darüber lachen. Noch mehr lachen können sie allerdings, wenn ich Cartoons über die Schwächen von Männern mache, haha! Beide Geschlechter kriegen bei mir ihr Fett weg und eine Einparkschwäche ist dagegen, einen kleinen Penis mit einem großen Auto zu kompensieren, noch vergleichsweise harmlos.
CRS: Du deckst in „Ja Hallo?“ ein erstaunlich breites Themen-Spektrum ab. Musst du lange nach Ideen suchen?
Miguel Fernandez: Ich habe nach jedem Cartoon den Gedanken: So, das war's, jetzt fällt Dir nie wieder einer ein! Aber zum Glück bin ich bis jetzt doch immer wieder auf etwas Neues gekommen. Gerade wenn man sich nicht auf ein Thema beschränken muss, hat man zum Glück viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Vielleicht denke ich über einen Kaninchencartoon nach und heraus kommt über verschlungene Gedankengänge aber einer über Superman! Warum nicht? Diese Freiheit zu haben, genieße ich sehr. Einfälle zu haben ist im Grunde trainierbar. Das wird Dir jeder Cartoonist sagen. Keine Zauberei, kein Geistesblitz - Es fällt mir schwer, wenn ich es länger nicht gemacht habe und es fällt mir leicht, wenn ich es oft tue.
CRS: Mach mal etwas Werbung in eigener Sache. Welche Cartoon-Books sind aktuell von dir erhältlich?
Miguel Fernandez: Puh… Erstmal hoffe ich natürlich, dass die Leute jetzt wie verrückt "Ja Hallo" kaufen. Ich halte es jedenfalls für mein stärkstes Buch bisher. Den Vorgänger "Die Fliege ist nur aufgedruckt" gibt es auch noch, aber mein erstes Buch bei Lappan ist inzwischen vergriffen.
Es gibt ansonsten noch die "Geschafft!"-Reihe, das sind kleine Themenbücher zum Verschenken über Geburtstag, Hochzeit, Geburt, Abitur, Ruhestand und so weiter. Die schreibt Michael Kernbach, ich illustriere und steuere ein paar meiner Cartoons bei. In den Samplern von Lappan bin ich auch immer mit ein paar Arbeiten drin, zum Beispiel in "Fiese Bilder", von dem inzwischen schon der 4. Teil erschienen ist. Da sind Cartoons von allen möglichen Zeichnern dabei, von den ganz Großen bis zum Newcomer. Dafür muss ich aber kaum werben, die Dinger gehen auch so sehr gut weg. Zu Weihnachten kam ein Buch in Wiener Mundart, das ich illustriert habe. Es handelt davon, wie Weihnachtsmann und Christkind um das Monopol kämpfen. Das sollte jetzt aber genug Werbung sein! :-)
CRS: Miguel, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für dein neuestes Buch!
Ja, hallo?
von Fernandez
HC, 80 farbige Seiten, Format 20 x 23 cm
Lappan Verlag, 10,-- €
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Ja hallo? kann man auch gerne hier kaufen.
Mehr Cartoons auf der Website von Miguel Fernandez
© der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Lappan Verlag + Miguel Fernandez
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