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geschrieben von Peixe am
Montag, 19. September 2011
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Nah am realen geheimdienstlichen Alltag
Eine toller Einblick in polizeiliche Ermittlungen in verborgenen Milieus in der Unterwelt von Paris. Ein außergewöhnlicher und niveauvoller Comic. Er führt in die kriminelle Parallelwelt von Schleusern und Menschenhändlern, Zwangsarbeit und Zwangsprostitution, mitten in Paris, im Herzen Frankreichs, deren bürgerliche Einwohner(innen) diese „günstigen Dienstleistungen“ offenbar nachfragen.
Zur Story: Wie lässt sich der „dicke Fisch“, der Chinese Bohbun, festnageln? Keine einfache Angelegenheit für Pierre Dragon von der RG, also der geheimdienstlichen Nationalen Polizei Frankreichs. Nicht nur ist es schwierig, in dieses dunkle Milieu einzudringen, auch Kompetenzstreitigkeiten in der Polizeibehörde machen ihm die Arbeit mühsam und zu guterletzt sollen am Ende auch noch gerichtsfeste Beweise vorliegen.
Wer als Fan einschlägiger Actiongenres gewohnt ist, dass ein Kriminalfall sich dadurch lösen lässt, dass ein muskelbepackter Held den Bösewicht verprügelt, der wird hier mit ein wenig Realität irritiert. Exzellent recherchiert sind darum nicht nur die polizeilichen Ermittlungsmethoden, sondern auch das Setting im Menschenhändler-Untergrund. Für ersteres steht Pierre Dragon gerade, der gar nicht so heißt, dafür aber tatsächlich der „RG“ angehört und darum lieber anonym bleibt. Die Storyline ist erfunden, aber nah an seinen Erfahrungen im geheimdienstlichen Alltag.
Für mich machten diese Elemente diesen besonderen Kriminalfall super spannend, wenn das Verhör und Gespräche mit Zeugen mit psychologischer Gesprächsführung vonstatten gingen, wenn die Aufklärung auch die nötigen Beweise bringen musste und wenn Action in die realistische Polizeiarbeit eingebunden wird. Insofern ergänzt der Comic „Bangkok-Belleville“ wunderbar einen Ausnahmecomic wie „Papiers sans paroles“, der die Schicksale der „Illegalen“ (Sans papiers) selber und außerhalb der Organisierten Kriminalität darstellt inhaltlich und in der Perspektive um den Blick der Polizei auf diese Machenschaften. Damit ist dieser Band politisch brisant, hochaktuell und nicht ohne Botschaft für Kunden der Textilbranche: „Oder haben Sie kein billiges T-Shirt einer großen Modekette? Ach, Sie haben darauf geachtet, dass es nicht aus Billiglohnländern kommt? ... Naiv.“ (vom Buchrücken).
Das ganze Projekt ist von Frederik Peeters („Blaue Pillen“, 2007 in Angoulême für den vierten Band seiner Serie „Lupus“ ausgezeichnet) zeichnerisch fein umgesetzt, erzählerisch mit viel Spannung und einer in diesem Umständen komplizierten Liebesgeschichte gelungen, macht betroffen, klärt auf und verdient eindeutig das Fazit: Unbedingt lesen, wenn Ihr nicht naiv bleiben wollt!
Ich muss mir jetzt erst einmal den ersten Band „Riad an der Seine“ besorgen...
RG. Verdeckter Einsatz in Paris 2. Bangkog-Belleville
Autor: Pierre Dragon, Koautor und Zeichner: Frederik Peeters
106 Seiten, Hardcover
Carlsen Verlag, 16,90 Euro
RG. Verdeckter Einsatz in Paris 2. Bangkog-Belleville kannst Du gerne hier kaufen
(c) der Abb.: Carlsen Verlag + Peeters
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