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geschrieben von jochen am
Montag, 03. August 2009
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Ökologie vs. Cocktailwürstchen
Cyril Pedrosa, bekannt durch Ring Circus und Drei Schatten, zeigt in seinem neuen Band Autobio seine dunkle Seite: Er ist bekennender Öko. Das stößt bei manch seiner Mitmenschen nicht immer auf Verständnis. Andererseits leidet er selber auch öfters unter der Bioideologie seiner Frau und den von ihnen gemeinsam zu Botschaftern der Ökologie erzogenen Kindern. Von den Diskrepanzen zwischen Überzeugung und Verhalten berichtet Pedrosa in unterhaltsamen kleinen Geschichten, illustriert in seinem bekannt ausdrucksstarken und karikaturhaft übersteigerten Zeichenstil.
Im Zeichenstil hält sich Pedrosa an seine Arbeit in Drei Schatten, da ist er auch genug für gelobt worden. Diesmal sind seine Zeichnungen aber koloriert, als Kolorist ist Ruby tätig. Die Farbgebung tut den Zeichnungen nicht immer gut, manchmal ist es einfach bunt ohne das Notwendigkeit dafür besteht. Dies macht die Seiten sehr unruhig und leicht chaotisch. Das mag unterstützend zur Darstellung des Durcheinanders des Alltags gedacht sein, dies aber wird eigentlich durch die Zeichnungen und kurzen Geschichten schon genügend herausgestellt. Nur selten ist die durch die Farbgebung verursachte Betonung, wie in Bobo or not bobo, hilfreich.
Pedrosa berichtet über die alltäglichen Probleme (oder -chen) im Leben einer bewusst ökologisch lebenden Familie. Wie rechtfertigt man(n) den benzinbetriebenen Rasenmäher wenn doch ein Pony den Rasen viel ökologischer mähen würde ? Die Kinder sind zwar unermüdliche Kämpfer für die Umwelt, aber manchmal doch nervig. Da sind die ökologisch begründeten Siege im Kampf gegen Tokio Hotel doppelt schön. Schwieriger ist es gegen die eine Stufe härterer agierende und argumentierende Frau anzukommen, die Kuhmilch geht vorerst als Nahrungsmittel verloren. Dafür sind die dampfgegarten, und ganz ohne Kuhmilch hergestellten, Cocktailwürstchen ein kleiner Sieg für sich und seinen Körper.
Wenn ein Bild den Band, seinen Witz und die graphische Qualität wiedergibt dann ist es die Zeichnung auf dem inneren Titelblatt. Dargestellt aus der Perspektive der Schrankwand sehen wir Pedrosa, zur Seite schielend ob er nicht doch beobachtet wird, leicht verschämt nach der hinter den, mit Landmühle Mehl oder Naturreis gefüllten, Glasgefäßen versteckten Dose mit Cocktailwürstchen greifen. Der Autor gibt sich in dem Band keine Gnade und zeigt seine Schwächen.
Manchmal übertreibt er es leider mit der Überbringung seiner Nachricht. Meist beendet er seine kurzen Geschichten mit einem Schlusssatz oder zusätzlichen Bemerkung, wobei öfters der Punkt eigentlich schon längst gemacht ist. Da geht manch eigentlich schon gezündete Pointe im Überdruss des Lesers dann doch noch verloren. Aber entlarvender Witz und viele treffende Beobachtungen sind immer noch dabei. Ob man über Ökos lachen will, oder über die eigene Selbsterkenntnis, bleibt dabei seiner eigenen Lebenseinstellung vorbehalten, genügend Gelegenheit liefert dieser Band auf jeden Fall.
Auto-Bio von Cyril Pedrosa
Reprodukt, EUR 12,00
48 Seiten, farbig, Softcover-Album
Auto-Bio von Cyril Pedrosa kannst Du gerne hier kaufen.
LESEPROBE zu Auto-Bio von Cyril Pedrosa
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