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geschrieben von jochen am
Freitag, 08. August 2008
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Graphisch beeindruckender Comic mit Schattenseiten
Kann ein Comic der in Angoulême in die preisgekrönte Auswahlliste aufgenommen worden ist schlecht sein ? Sicherlich nicht, gut in allen Belangen muss er aber auch nicht sein wie "Drei Schatten" von Cyril Pedrosa zeigt. Graphisch ist das alles wunderbar gelungen, die Geschichte scheitert aber am sich selbst gestellten Thema.
Letztendlich habe ich den Band nur wegen den Bildern bis zum Ende gelesen. Pedrosa, den Mancher als Zeichner der bei Salleck erscheinenden Serie "Ring Circus" kennt, arbeitet in lockeren Zeichnungen, die dem Disney-Zeichentrickfilmen nicht unverwandt sind, schließlich hat er 2-3 Jahre für Disney an Filmen gearbeitet, aber doch eigenen Charakter besitzen. Diesen eher fröhlichen Stil kontrastiert er mit dunklen Seiten, dort arbeitet er zusätzlich auch mit Kreide, erzeugt so z.B. düstere oder bedrohliche Atmosphären. Wobei das nicht so klar getrennt ist, wie es sich hier liest.
In einigen Passagen arbeitet er auch quasi invers, es wirkt (und ist vielleicht auch) weiß auf schwarz. Die verschiedenen zeichnerischen Elemente sind beeindruckend und machen den Band äußerst sehenswert. Durch das Spiel in der Grafik werden zielgerichtet Stimmungen erzeugt, ab und an mit etwas viel Pathos, aber nie störend.
Die Geschichte beginnt auf dem Hof einer drei-köpfigen Familie inmitten von Hügeln und Wäldern, das wirkt etwas hippieesk, was aber eher so 200-300 Jahre später dran wäre. Allerdings ist diese Fantasy-Welt eh nicht die unsere, aber in der Ordnung der Parallel-Universen auch nicht so weit weg.
Dann tauchen die drei Schattenreiter auf, die anscheinend etwas von der Familie wollen. Und weil eine merkwürdige alte Frau ihnen sagt, dass die Reiter was vom Sohn wollen macht sich der Vater mit ihm auf die Flucht. Mit einem Schiff wollen sie einen großen Fluss überqueren um so den Schatten zu entkommen.
Auf der Schiffsreise werden einige neue Charaktere eingeführt und Sachen passieren. Warum und wieso das für die größere Geschichte wichtig ist ? Naja, jetzt sieht der Vater halt die Schatten für alles verantwortlich, auch wenn sich nicht da sind. Was mit als Motivation für seine nächste folgenreiche Entscheidung herhalten soll. Dieser 70-seitige Einschub einer nicht besonders originellen Abenteuergeschichte ist aber dafür etwas viel erzählerischer Aufwand.
Das ist dann auch meine Hauptkritik an dem Band, Pedrosa braucht zu viel Seiten um seine Geschichte um die Sorge der Eltern um ihren Sohn zu erzählen. Ab und an zerfasert die Geschichte deutlich oder plätschert dahin, etwas Mut zum Streichen hätte der Geschichte sehr gut getan. Die einzelnen Bausteine der Erzählung sind zu sehr gerade das und wenig miteinander verknüpft. Und was gegen Ende der 30-seitige Ausflug ins barocke Frankreich soll wird mir nicht verständlich.
Vielleicht bin ich ja auch nur zu gefühlskalt für diesen Band, genügend anderen hat er anscheinend deutlich besser gefallen. Ich kann schon sehen, wie man ihn anders lesen kann und sich mehr von der Stimmung als der Geschichte durch den Comic leiten lässt und dann die "Drei Schatten" anders aufnimmt. Was Pedrosa erzählen und vermitteln wollte wird schon deutlich, aber die Erzählung, sie wird übrigens als persönlichste Arbeit von Pedrosa bezeichnet, leidet unter dem Ziel.
Drei Schatten von Cyril Pedrosa
272 Seiten, schwarzweiß, Klappenbroschur
Reprodukt, 20 EUR
Drei Schatten kann man gerne hier kaufen.
Drei Schatten LESEPROBE
Infos/Bild zum/vom Zeichner:
Cyril Pedrosa, geboren 1972, hat sich bereits in früher Jugend für Asterix und Micky Maus begeistert und entschieden Comic-Zeichner zu werden. Als Animationszeichner für Disney hat er an "Der Glöckner von Notre Dame" und "Herkules" mitgearbeitet und in Zusammenarbeit mit dem Szenaristen David Chauvel mehrere Bände der Serie "Ring Circus" (Salleck Publications) gezeichnet.
(c) der Abb.: Pedrosa und Reprodukt
Quelle Zeichnerinfo: Reprodukt
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