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Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
16.04.2024, 21:05 Uhr
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geschrieben von Peixe am Samstag, 27. September 2008 (4791 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Das Liebesleben eines Anti-Helden


Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten Adrian Tomine, Autor und Zeichner von „Halbe Wahrheiten“ (bisherige Veröffentlichungen in Deutsch: Sommerblond und Echo Avenue, alle bei REPRODUKT) ist Amerikaner asiatischer Abstammung. Und seine Protagonisten sind es wie schon in „Sommerblond“ auch. Sie versuchen in Leben und Kultur der USA Fuß zu fassen und gleichzeitig ihre eigene Identität zu entwickeln und mit dem anderen Geschlecht anzubandeln. Hat Tomine zuvor stets kürzere Geschichten im Sammelband veröffentlicht, ist „Halbe Wahrheiten“ seine erste Graphic Novel Tomines, eine längere Erzählung von über 100 Seiten.

Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten
„Halbe Wahrheiten“ handelt von dem Studenten Ben Tanaka, der sein Liebesleben aktivieren muss. Er nimmt von seiner Freundin Miko Hayashi eine „Auszeit“, weil sie ins ferne New York geht. Selbst unsicher, ob er ihr treu bleiben oder seinem Wunsch nach „weißen Freundinnen“ nachgehen soll, gibt ihm die Auszeit Gelegenheit, sich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, bis er wieder mit Miko in New York zusammentrifft. Innerhalb der Geschichte ist Alice Kim der freundschaftliche Gegenpol zu Tanakas Welt. Sie bleibt sich treu, als Lesbe und Freundin, mit wechselnden Liebschaften bis die „Richtige“ in ihr Leben stolpert, steckt Niederlagen weg und setzt ihre Wünsche sofort in die Tat um. Für Ben ist sie der einzige wirklich verlässliche Bezugspunkt, denn sie kann rückspiegeln, was ihm andere Freundinnen aus Mitleid an Ehrlichkeit ersparen.
Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten
Protagonist Ben Tanaka ist wieder eine typische Figur in Tomines Comicwelt: selbstzerstörerisch, aus gewohnter Enttäuschung sarkastisch über alle Maßen, verzweifelt auf der Suche nach Anerkennung bei anderen Geschlecht, besser noch eine gesellschaftliche Anerkennung durch eine „weiße Freundin“ und bei allen Annäherungen stets ein egozentrischer Tolpatsch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Nahezu jedes Gespräch, jede nächste Aktion zeugt offensichtlich von seiner Unreife und Unerfahrenheit, seiner inneren Zerissenheit und seiner Depression. Jede Begegnung, jedes Liebesabenteuer und alle Freundschaften ziehen ihn nur tiefer in den Strudel dieser Destruktivität. Tomine braucht keine vier Seiten, bis der Leser Ben Tanaka „richtig ätzend“ findet. Kurz: ein Protagonist, mit dem der Leser sich wohl nur dann identifizieren kann, wenn er ein ähnlich chaotisches Innenleben zu bewältigen hat. Ansonsten bleibt dem Leser nur Mitleid oder eine analytische Distanz, um diesen Prozess zunehmender Verbitterung mitzuverfolgen.
Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten
Diesen Typus eines selbstverschuldeten Losers naturgetreu und ohne Tabus wiederzugeben, dass man meint, der Autor habe sich überhaupt nichts ausgedacht, darin liegt die ausgezeichnete Beobachtungsgabe Tomines. Diesen Typus so treffend und so klar mit feinen schwarzen Linien zu zeichnen, mit seinen psychologischen Feinheiten zwischen den Zeilen und in geballter Dichte darzustellen, darin liegt das zeichnerische Können Tomines. Im echten Leben weicht man diesen Typen nämlich schnell aus und überlässt sie sich selber.

Von daher ein Buch für junge Erwachsene ab 20 Jahren, die selber noch ihre Identität suchen, vielleicht auch für professionelle Helfer, die sich eine Charakterstudie zu Gemüte führen wollen, auf keinen Fall eine Lektüre, um anschließend fröhlich auf eine Party zu gehen, es sei denn man nimmt das Buch als Anleitung, andere Menschen gezielt zu vergrätzen.
Adrian Tomine: Halbe Wahrheiten

Halbe Wahrheiten
Text und Zeichnung: Adrian Tomine
108 Seiten, Softcover
REPRODUKT, 13 Euro
2008


Halbe Wahrheiten kannst Du gerne hier kaufen.


(c) der Abb.: Adrian Tomine, Reprodukt

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