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geschrieben von M.Hüster am
Samstag, 21. April 2007
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Heute: EHAPA COMIC COLLECTION und EGMONT MANGA & ANIME (Alexandra Germann)
In der Interview-Serie "Comic-Verlage" soll die Verlagslandschaft in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum präsentiert werden. In den Interviews geht es u. a. um die Comic-Macher und das jeweilige Verlagsprogramm, aber auch um Meinungen und die Comic-Szene allgemein.
Die Interviews gibt es exklusiv nur auf der Homepage der ComicRadioShow!
Als 19. Beitrag folgt heute die EHAPA COMIC COLLECTION und EGMONT MANGA & ANIME. Der Egmont Ehapa Verlag wurde 1951 als 100%ige Tochtergesellschaft der Egmont Gruppe (damals noch „Gutenberghus“) gegründet.
Der Einstieg in das Comic-Geschäft erfolgte durch den Rechte-Erwerb von Disney-Lizenzen im Jahre 1948. Wichtigster Baustein dieser Lizenzen war das Micky Maus Magazin, das ab 1951 veröffentlicht wurde und noch heute das erfolgreichste deutsche Comic-Magazin ist.
Die Egmont Gruppe produziert aber nicht nur Comics, sondern auch Bücher, Kinofilme, TV-Programme, Lehrbücher, Spiele, Mobile Content und elektronische Unterhaltung.
CRS: Seit wann gibt es den Verlag und wo hat dieser seine Heimat? (Kurze Vorstellung des Verlags). Gibt es eine eigene Verlags-Homepage (bitte Link)?
Alexandra Germann: Die beiden Labels EHAPA COMIC COLLECTION und EGMONT MANGA & ANIME gehörten bis 2003 zur Egmont Ehapa Verlag GmbH. Seit 2003 gehören die Labels zu den Egmont Verlagsgesellschaften mbH, Köln.
Der Egmont Ehapa Verlag GmbH wurde 1951 als 100%ige Tochtergesellschaft der Egmont Gruppe (damals noch „Gutenberghus“) gegründet. Der Name leitet sich aus den Initialen des Gründers Egmont Harald Petersen ab. Egmont (gegr. 1878) gehört zu Skandinaviens führenden Mediengruppen. Wir gestalten vielseitige Unterhaltung und Bildung für jeden Anspruch und für alle Medien von Print bis Bildschirm.
Die Egmont Gruppe produziert Zeitschriften, Comics, Bücher, Kinofilme, TV-Programme, Lehrbücher, Spiele, Mobile Content und elektronische Unterhaltung. Inhaber der Egmont Gruppe ist die dänische Egmont Foundation. Diese gemeinnützige Stiftung widmet sich vorwiegend der Verbesserung sozialer und kultureller Lebensumstände von Kindern.
Die offizielle Website der Egmont Gruppe (dänisch/englisch):
www.egmont.com
Die Unternehmen im deutschsprachigen Raum werden koordiniert durch die Egmont Holding GmbH: www.egmont.de
Die Firmen der Egmont Holding GmbH:
Egmont Ehapa Verlag, Berlin
Egmont Franz Schneider Verlag GmbH, München/Köln
Egmont Horizont Verlag GmbH, Stuttgart/Filderstadt
Egmont Verlagsgesellschaften mbH, Köln
Egmont Cultfish Media GmbH, München
Die Comic-Labels erreicht man direkt unter
www.ehapa-comic-collection.de
www.manganet.de
CRS: Welches waren die Beweggründe für den Verlag, in das Comic-Geschäft einzusteigen?
Alexandra Germann: Den Einstieg in das Comic-Geschäft initiierte der Rechte-Erwerb von Disney-Lizenzen 1948, allen voran steht hier das Micky Maus Magazin veröffentlicht ab 1951.
CRS: Welche Comic-Genres gehören hauptsächlich zum Verlagsgeschäft?
Alexandra Germann: Das sind vor allem die bekannten Publikationen aus dem Funny-Sektor: Disney-Titel, Asterix, Lucky Luke und Werner, die Flaggschiffe der Ehapa Comic Collection. Außerdem wird das Programm durch ausgewählte franko-belgische und amerikanische Titel und Eigenproduktionen deutscher Zeichner abgerundet – vor allem decken wir hier die Genres Mystery/Crime, SF, Fantasy, Funny, Western, History ab.
Mit Appleseed erschien 1994 der erste Manga im Programm, damals noch unter dem Label des 1991 gekauften Feest Verlags. Der damalige Verlagsleiter Klaus M. Mrositzki und Programmverantwortlicher Georg F.W. Tempel bauten das Manga Programm nach und nach aus und Egmont Manga & Anime wurde geboren.
Heute ist der Manga-Bereich mit rund 200 Veröffentlichungen im Jahr und den Bestsellern Detekektiv Conan und Inu Yasha eine feste Säule des Verlags. Das Programm unterteilt sich derzeit in die Genres Shonen Ai, Love/Soap, Fantasy/SciFi, Comedy und Spannung.
CRS: Warum wurden speziell diese als Verlagsbasis ausgewählt?
Alexandra Germann: Dies ergibt sich zum einen aus den Kooperationen mit unseren Hauptlizenzpartnern, zum anderen aus der Nachfrage des Marktes und verlegerischen Entscheidungen. Dass sich der Manga-Markt so stark entwickeln würde, war anfangs noch nicht absehbar. Die Entscheidung dieses Programmsegment auszubauen beruhte stark auf dem Gespür für den richtigen Trend seitens der Programmverantwortlichen und an der immensen Nachfrage seitens der Leserschaft, deren Meinungen und Wünsche seither stark in die Programmgestaltung einfließen.
CRS: Welche ausländischen Verlage gehören zu den wichtigsten Lizenzgebern (Lizenzgeber/Serie bitte angeben)?
Alexandra Germann:
Zu unseren Lizenzgebern gehören im Bereich der klassischen Comics u.a.:
Disney
Les Éditions Albert René (Asterix)
Dargaud (Lucky Luke u.a.)
Glénat/ Vents d’Ouest (Joe Bar u.a.)
Casterman (Bilal u.a.)
Humano (John Difool u.a.)
Zu unseren Lizenzgebern gehören – u.a. – im Bereich der Manga und Manwha:
Shogakukan (Detektiv Conan, Inu Yasha, Fushigi Yuugi, Haou Airen u.a.)
Kodansha (Magister Negi Magi, XXXholic, Tsubasa RC, Eden u.a.)
Shueisha (Nana, Kagen no Tsuki u.a.)
Kadokawa (Innocent Bird, The Loudest Whisper u.a.)
Shinshokan (Princess, Princess; Sexy Effext 96, Stop! In the name of Love, Highschool Love u.a.)
Hakusensha (CuteXGuy, Yubisaki Milktea u.a.)
CRS: Welche Serien gehören zu den erfolgreichsten Titeln des Verlags?
Alexandra Germann:
Disney-Titel (wie z.B. die gesamte Barks Library), Asterix, Lucky Luke sowie
Conan, Inu Yasha, Ranma1/2, Fushigi Yuugi, Love Hina, Kamikaze Kaito Jeanne, Chobits, I*O*N, Yellow
CRS: Welche Comics werden bis Sommer 2007 im Verlag (voraussichtlich) erscheinen? (ggf. Link zum Verlagsprogramm)
Alexandra Germann: siehe
www.ehapa-comic-collection.de
www.manganet.de
www.ehapa.de
CRS: Wird sich der Comic-Verkauf vom Fachhandel zum Direktverkauf hin bewegen? Bietet der Verlag einen Direktverkauf an? Wenn ja, in welcher Form (Link etc.)?
Alexandra Germann: Der Verkauf über Webshops nimmt sicherlich künftig einen noch stärkeren Stellenwert ein, kann aber bisher nicht ernsthaft mit dem Fachhandel konkurrieren und es bleibt abzuwarten, ob es künftig zu einer stärkeren Verschiebung in diesem Bereich kommen wird. Fakt ist, dass sich mehr und mehr junge Leser auch gern über das Netz ihr Futter bestellen.
www.ehapa-comic-collection.de
www.manganet.de
www.ehapa.de
CRS: Haben Comics (außer den bekannten Verdächtigen) eine Chance im Pressehandel oder im Buchfachhandel?
Alexandra Germann:
Zum Pressebereich: Sicherlich wird es auch künftig neue „übliche Verdächtige“ geben, die sich natürlich mit den etablierten Produkten messen und gegen eine stattlich Anzahl von Konkurrenzprodukten behaupten müssen. Es kommt hier auf die Themen an, welches Durchsetzungsvermögen diese in unserer schnelllebigen Medienlandschaft haben und wie nah die Verleger im Printbereich am Puls der Internet-Zeit agieren können.
Zum Buchhandel: Die klassischen Comics aus Frankreich finden schwer ihren Weg zur Laufkundschaft, denn sie können dem schnellen Takt der heutigen Buchhandelslandschaft nicht standhalten. Außerdem haftet dem Comic leider immer noch die Aura der Kinderlektüre an. Erfreulicherweise finden im Moment Graphic Novels ihren Weg nicht nur zur treuen Comic-Fangemeinde, sondern auch zu den Lesern, die sich experimentierfreudig auch mal an Bücher mit Bildgeschichten wagen. Außerdem scheinen Comics zu Events, Literatur-Adaptionen oder ähnlichen bereits „eingeführten“ Themen die Aufmerksamkeit des Buchlesers auf sich zu ziehen.
CRS: Viel diskutiert: Die aktuelle Lage am deutschen Comic-Markt, der schon mehrere Jahre von den Mangas dominiert wird. Wie werden die Verlags-Marktchancen für die Zukunft und wie wird die Markt-Lage (Manga, Franko-Belgier, Superhelden, Independent etc.) im Allgemeinen beurteilt?
Alexandra Germann:
Aktuell interessant ist die positive Aufnahme und das Interesse an Gesamtausgaben und hochwertigeren Ausgaben von Comic-Klassikern. Die qualitativ hochwertigen und meist mit redaktionellem Zusatzmaterial versehenen Bände (z.B. Lucky Luke Gesamtausgabe, Blueberry Chroniken, Garfield Gesamtausgabe) finden mehr Anklang als wir anfangs erwartet hatten. Genau wie die Kollegen von Carlsen beobachten wir leider eine zunehmend verfahrene Situation bei den franko-belgischen Alben. Die Format-Frage beschäftigt auch uns seit geraumer Zeit – bisher ist uns die richtige Formel noch verwehrt geblieben, dabei würden wir sehr gern vielen großartigen franko-belgischen Titeln den Weg nach Deutschland bahnen.
Wir haben erkannt, dass sich deutsche Comics wie Hohlbeins Die Chronik der Unsterblichen, Goethe, Schiller, Die Ärzte, Atze, Berlin Berlin, Die wilden Fußballkerle etc sich wesentlich besser verkaufen als viele Lizenzen.
Besonders die Themen, die uns Kooperationen mit Partnern aus Comic-fremden Bereichen eröffnen und die von uns als Auftrag an deutsche Zeichner vergeben werden, stellen sich als vielversprechendes Geschäftsfeld heraus, z.B. Elvis, Wilhelm Busch und die Folgen, Die Wellenläufer, Katie Kat. Auf dieser Ebene ergeben sich auch interessante Inhaltssynergien der einzelnen Verlagsbereiche, gerade aktuell wieder mit der Hohlbein-Adaption Das Blut der Templer und künftig möglicherweise auch mit dem neuen Fantasy-Label im Buchbereich EgmontLyx. Umgekehrt tun sich hier auch durchaus interessante Betätigungsfelder für deutsche Zeichner auf in Bezug auf Cover-Illustrationen für beispielsweise die Kinderbücher bei Egmont SchneiderBuch.
Durchaus eine sehr interessante und begrüßenswerte Entwicklung!
Was den Manga-Markt betrifft ist es rückblickend schon erstaunlich wie farbenprächtig er sich gemausert hat. Es macht Freude die Vielfältigkeit der Themen und Genres zu beobachten, die sich hierzulande etabliert haben.
Man fragt sich natürlich bei einer so überdimensionierten Auswahl an Lizenzangeboten aus Japan, welche Schwerpunkte setzen wir, welche Interessen zeigen unsere LeserInnen, welche Titelmenge hält der deutsche Markt aus, wie positioniert sich der Buchhandel ob der – zwar stagnierenden, aber immer noch - hohen Novitätenzahl...?
CRS: Häufiges Thema im Comic-Forum: Die Bewerbung neuer Comic-Produkte...
Alexandra Germann: Werbung kostet bekanntlich Geld, soll durch die Verkäufe wieder eingespielt werden und will daher wohl überlegt platziert werden. Die Überlegung welche Werbemittel/Anzeigen man wo zum Einsatz bringt hängt stark von der Zielgruppe ab, die man erreichen möchte.
Ein gezieltes Marketing ist hier oftmals effektiver als eine Schrotflintentaktik.
Zunehmend wichtig, weil im Fokus unserer Leserschaft stehend, wird das Internet als Werbeplattform in allen Spielarten. Zudem gelingt es uns durch gezielte Produktionen zu Events, Kooperationen mit wichtigen Partnern zu knüpfen, deren Plattformen werbewirksam zu nutzen und so auch neue Zielgruppen anzusprechen (z.B. Elvis, Wilhelm Busch, Schiller!).
CRS: Welche Aktivitäten gehören noch zur Egmont-Gruppe?
Alexandra Germann: Die Egmont Verlagsgesellschaften führen noch die weiteren Labels Egmont SchneiderBuch (Kinderbücher), Egmont vgs (TV-Begleitbücher).
CRS: Ist ECC und EMA auf den großen Comic-Events in Deutschland und ggf. im Ausland mit einem eigenen Verlagsstand vertreten oder ist es für die Zukunft geplant? Wenn ja, auf welchen Veranstaltungen?
Alexandra Germann: Vertreten sind wir auf den folgenden Messen/Events: Frankfurter Buchmesse, Leipziger Buchmesse, Kinderbuchmesse Bologna, Comicsalon Erlangen, Internationales Comicfestival Angoulême, Connichi.
CRS: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg im Comic-Geschäft!
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