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geschrieben von Anonym am
Mittwoch, 28. März 2007
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Eine deutsche Erfolgsstory
Das „Licht der Welt“ erblickten die Abrafaxe im Herbst 1975 auf dem Rücktitel des DDR-Comic-Magazins MOSAIK. Zum Jahreswechsel 1975/76 begann in der MOSAIK-Ausgabe 1/76 die erste lange Geschichte mit den Helden (Auflage 705 000 Exemplare). Gleichzeitig erschien eine 30 000 Exemplare umfassende ungarische Ausgabe mit dem Titel „MOZAIKA“.
Die Abrafaxe sind die drei Freunde Abrax, Brabax und Califax. Nach dem beruflichen Ausstieg des eigentlichen MOSAIK-Schöpfers Hannes Hegen beauftragte der Verlag Junge Welt das MOSAIK-Team, neue Helden für das Magazin zu kreieren. Lothar Dräger, langjähriger Mitautor des seit 1955 bestehenden MOSAIK, entwickelte die Idee, künftig beliebte Spaßmacher wie den Harlekin in den Mittelpunkt der einzelnen Geschichten zu stellen. Als Nebenfiguren erfand er nach Maßgabe des Chefredakteurs drei neue Gnome, die den Namen Abrafaxe erhielten. Sie sollten vor allem pfiffig, abenteuerlustig und etwas geheimnisvoll sein.
Von den verschiedenen Entwürfen der Figurenzeichner des MOSAIK kamen die Skizzen von Lona Rietschel am besten an. Die Abrafaxe entwickelten sich bei den Lesern jedoch schnell zu den beliebtesten Protagonisten und traten immer mehr in den Vordergrund. Inzwischen ziehen die Abrafaxe nun schon viele Jahre durch die Welt, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, die man jeden Monat im MOSAIK, der auflagenstärksten in Deutschland gefertigten Comic-Zeitschrift, miterleben kann. In regelmäßigen Abständen gelingt es ihnen, zwischen den Zeiten zu wechseln. Ihre Zeitreisen bringen sie in alle spannenden Epochen der Weltgeschichte.
So treffen Abrax, Brabax und Califax zum Beispiel in Spanien auf Don Quixote und Sancho Pansa und gelangen im Himalaya in die Gewalt eines Yeti. Sie lernen in China den berühmten Handelsreisenden Marco Polo kennen, geraten im Mittelalter in die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Barbarossa und Heinrich dem Löwen, machen im antiken Griechenland die Bekanntschaft von Sokrates und Perikles und treffen im alten Ägypten auf Königin Nofretete. Außerdem haben die Helden auch schon mit dem Freibeuter Sir Francis Drake die Weltmeere befahren und an einem Rennen rund um die Welt teilgenommen. Der Erfolg der Abrafaxe ist nicht nur auf die spannenden und lustigen Geschichten zurückzuführen, ihre Abenteuer geben auch authentische Einblicke in fremde Kulturen.
Die unterschiedlichen Temperamente und Charaktere der Abrafaxe ergänzen sich bei ihren Abenteuern stets bestens: Der blonde Abrax ist ein Draufgänger. Schnelle Aktionen und beherztes Handeln sind seine Stärken. Er ist Praktiker und so löst er Probleme meistens durch körperlichen Einsatz. Abrax ist überall rechtzeitig zur Stelle, wo ein Verbrechen zu verhindern und damit ein Leben zu retten ist. Der rothaarige Brabax ist ein genialer Denker und gilt als der Klügste der Abrafaxe. Schnelles Auffassungsvermögen und analytisches Denken lassen ihn in den meisten Situationen eine angemessene und oft auch überraschende Lösung finden. Er ist wissensdurstig und will den Dingen stets auf den Grund gehen. Der kleine rundliche Califax hat im Gegensatz zu seinen Freunden keine großen Ambitionen, Heldentaten zu vollbringen. Er sorgt sich eher um die regelmäßigen Verpflegung. Probleme geht er immer locker an. Außerdem ist Califax ein begnadeter Koch und der "Medizinmann" der Abrafaxe.
Bereits fünf Jahren nach ihrer „Geburt“ waren Abrax, Brabax und Califax in der DDR zu sehr bekannten und populären Comic-Helden geworden: Im Juli 1980 wurden die „Abenteuer mit den Abrafaxen“ mit großem Erfolg als Kinderrevue im Berliner Palast der Republik aufgeführt und für das Fernsehen aufgezeichnet. 1982 erschien das erste Abrafaxe-Buch mit dem Titel „Die Abrafaxe in Frankreich“.
Nach vielen spannenden Abenteuern mussten die Abrafaxe und ihre Macher im Jahre 1991 eine schwierige Zeit überstehen, denn der bisherige Verlag des MOSAIK, der Verlag Junge Welt, wurde von der Treuhandgesellschaft liquidiert. Doch Klaus D. Schleiter und Anne Hauser-Thiele gründeten den MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und retteten so das MOSAIK-Magazin. 1992 erschienen die Abrafaxe erstmals in Russland in der Zeitschrift Ogonyok, um für die MOSAIKA-Hefte des Ogonyok-Verlages zu werben. Die erste Ausgabe übergab Herausgeber Klaus D. Schleiter persönlich an den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin.
Die Abenteuer der Abrafaxe erschienen auch in verschiedenen Zeitungen wie der Lausitzer Rundschau, der Schweriner Volkszeitung, dem Berliner Kurier und dem Magazin SUPER-ILLU. Begehrte Sammelobjekte waren die Tele-Lotto-Rubbellose des MDR mit Abrafaxe-Comic-Strips.
In den Jahren 1994 und 1995 erschien mit dem Rügen-MOSAIK für Kinder jeweils ein informativer kleiner Reiseführer für die beliebte Ferieninsel, der vom Tourismusverband Rügen herausgegeben wurde. Während die Abrafaxe in der ersten Ausgabe auf den Spuren Störtebekers sind, suchen sie in der zweiten Ausgabe nach Feuersteinen mit einem Loch, so genannten „Hühnergöttern“.
1997 erfolgte die Gründung der Abrafaxe-Trickfilm-AG, die im gleichen Jahr einen zweiminütigen Film-Versuch mit dem Titel "Die Abrafaxe und Graf Hetzel" produzierte. Dieser als „Pilot-Film“ für den ersten Abrafaxe-Kinofilm gedachte Beitrag wurde von fast allen deutschen TV-Sendern der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahr 1998 erschien neben dem 500. MOSAIK-Heft auch erstmals in einem modernen Zeichenstil eine neue, unregelmäßig erscheinende Comic-Heftreihe mit dem Titel „DIE ABRAFAXE".
1999 schrieben Jochen Senf und Peter Tiefenbrunner den Kinder-Kriminalroman "Der Fluch des Skarabäus", in dem die Abrafaxe einen schwierigen Fall im England des 19. Jahrhunderts aufklären. Außerdem erlebten die Abrafaxe im gleichen Jahr erstmals kurze abgeschlossene Abenteuer im Comic-Magazin ZACK, das ebenfalls im MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag erscheint.
Das 25jährige Jubiläum der Abrafaxe wurde im Jahr 2000 mit einem großen Fest im Filmpark Babelsberg begangen und im September 2001 erschien der erste Kinofilm, "Die Abrafaxe Unter schwarzer Flagge".
Lange mussten die Fans der Abrafaxe darauf warten, bis ihre Helden zu Kinostars wurden. Realisiert werden konnte das Projekt durch die von Anne Hauser-Thiele und Klaus D. Schleiter gegründete Abrafaxe-Trickfilm-AG. Diese schloss mit dem MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag einen Lizenzvertrag, der den Kino-Trickfilm ermöglichte. Abrafaxe Trickfilm konnte als Koproduzenten UNIVERSAL und Hahn Film gewinnen.
Unter der Regie von Gerhard Hahn und Co-Regisseur Tony Power schrieben Thomas Platt, Julius Grützke und Richard Everett, in enger Zusammenarbeit mit den Autoren der Comics, innerhalb von eineinhalb Jahren das Drehbuch. 1999 konnte mit dem Storyboard begonnen werden. Um den Film international vermarkten zu können, wurden die Dialoge in englischer Sprache geschrieben und in einem Londoner Tonstudio aufgenommen. Danach konnte mit dem eigentlichen Zeichnen begonnen werden. Um einen Eindruck vom kompletten Film zu erhalten, wurde das Storyboard abgefilmt und mit den Dialogaufnahmen unterlegt. Parallel wurde an den Modelsheets gearbeitet. So werden die Vorlagen für die einzelnen Figuren genannt, die später von vielen verschiedenen Zeichnern gezeichnet wurden. Mitte 1999 begann die Animation. Über 200 Animationszeichner fertigten in Saigon die einzelnen Bilder an. Dabei wurden über 1,0 Millionen Blatt Papier, 2000 Bleistifte und 800 Radiergummis verbraucht. Die Phasenzeichnungen wurden eingescannt und am Computer koloriert. Dann mussten Himmel, Hintergrund und Figuren noch zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Die Nachbearbeitungsphase dauerte etwa vier Monaten.
Nachdem die Sound Company um Harry Schnitzler die Musikthemen für den Film komponiert, die Atmosphäre zu den einzelnen Filmszenen fertig gestellt und Nena den Titelsong aufgenommen hatte, war das Gesamtwerk, ein abendfüllender Zeichentrickfilm mit den Abrafaxen, vollendet.
In „Die Abrafaxe - Unter schwarzer Flagge“ entdecken die Abrafaxe im städtischen Museum eine goldene Schale, die aus einem legendären Aztekenschatz stammen soll. Als Abrax und Brabax die Schale gegen den ausdrücklichen Protest von Califax näher untersuchen, setzen sie unbeabsichtigt einen Mechanismus in Gang, der sie auf eine Zeitreise in das 18. Jahrhundert schickt. Hier erleben sie spannende Abenteuer mit der hübschen Anne Bonny, dem Furcht erregenden karibischen Piraten Blackbeard sowie einem sehr eitlen und nicht sehr hellen spanischen Flottenadmiral namens Don Archimbaldo. Die Reise führt sie schließlich in das Piratenparadies Tortuga, das von der schönen Anne Bonny regiert wird. Tortuga ist eine Enklave der Freiheit, aber durch das böse Spiel von Blackbeard von der Entdeckung durch die Spanier bedroht. Anne Bonny hat Blackbeard daher von der Insel verbannt. Dieser verbündet sich daraufhin mit dem spanischen Admiral Don Archimbaldo, um Tortuga unter seine Gewalt zu bringen. In einem furiosen Finale gelingt es den Abrafaxen sowie Anne Bonny und ihrer Truppe, den gefürchteten Blackbeard zu besiegen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die goldene Schale aus dem Museum.
Im August 2004 gab die PIN AG, ein privater Postdienstleister, Briefmarken mit den Abrafaxen heraus. Es erschienen insgesamt fünf Marken und zwei Schmuckbögen mit den verschiedenen Werten für Postkarten und Briefe sowie ein Erstagsbrief mit Erstagsstempel.
Inzwischen gibt es von den Abrafaxen eine ganze Reihe von Publikationen und Merchandise-Produkten: Das monatliche MOSAIK-Magazin, die Abrafaxe-Heft-Serie (aktuell 10 Ausgaben), die Abrafaxe-Alben-Ausgaben (z. B. Congo, Mach’s noch einmal, Robin!, Setz die Segel, Robin!), Sonderbände wie Kochen mit Califax, Roman-Ausgaben (Der Fluch des Skarabäus, Die geheimnisvolle Insel u. a.), MOSAIK-Sammelbände (SC- und HC-Ausgaben), T-Shirts, Handtücher, Kissen, Trinkbecher und Teller, Hörspiele, DVD vom Kinofilm „Die Abrafaxe Unter schwarzer Flagge“, Hörspiel-CDs, Baseball-Caps, Kalender, fast alles für den Schulbedarf und vieles mehr.
Quellen:
Homepage MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag, Berlin
Jubiläumsband "25 Jahre Abrafaxe", MOSAIK-Heft, Abrafaxe-Comic-Alben
Presseinformationen zum Kinofilm „Die Abrafaxe - Unter schwarzer Flagge“
© aller Abbildungen: MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag, Berlin
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