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Interview-Serie Comic-Verlage in Deutschland :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
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geschrieben von M.Hüster am Mittwoch, 07. Februar 2007 (6844 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Heute: Splitter-Verlag (Delia Wüllner-Schulz)



Der neue Splitter VerlagIn der Interview-Serie "Comic-Verlage" soll die Verlagslandschaft in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum präsentiert werden. In den Interviews geht es u. a. um die Comic-Macher und das jeweilige Verlagsprogramm, aber auch um Meinungen und die Comic-Szene allgemein.

Die Interviews gibt es exklusiv nur auf der Homepage der ComicRadioShow!

Der neue Splitter VerlagZum Hauptgeschäft des Splitter-Verlags gehören vor allem Comics aus den Genres Fantasy und Science-Fiction. Aktueller Top-Seller des noch jungen Verlags ist die wirklich starke Serie „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ (s. Rezensionen auf dieser Homepage). Zurzeit sind bei Splitter vor allem Serien des Lizenzgebers Soleil im Programm. Diese werden jedoch in Kürze durch weitere Serien anderer Verlage und Eigenproduktionen ergänzt (s. Interview).

Neben den Hardcover-Büchern produziert der Verlag zu einigen Serien eine Special Edition mit Figur + Buch. Außerdem kann sich der Sammler demnächst über diverse Schuber freuen, in denen die Serien, nach Genre geordnet, einen optisch schönen Platz im Comic-Regal finden können.
Marlysia 6

CRS: Seit wann gibt es den Verlag und wo hat dieser seine verlegerische Heimat? (Kurze Vorstellung des Verlags und der Macher). Habt ihr eine eigene Verlags-Homepage (bitte Link)?

D. Wüllner-Schulz: Der neue Splitter-Verlag ist ja gerade erst frisch an den Start gegangen; seit Oktober sind unsere ersten Titel lieferbar. Gegründet haben wir unsere GmbH & Co. KG im Mai 2006; Sitz ist Bielefeld. Wir, das sind: Horst Gotta, Dirk Schulz und Delia Wüllner-Schulz. Außerdem unterstützt uns seit der ersten Stunde Tanja Krämling mit ihrer freiberuflichen Tätigkeit.
Eine Menge mehr über uns und unsere Arbeit kann man hier erfahren:
http://www.splitter-verlag.de


CRS: Welches waren die Beweggründe für den Verlag, in das Comic-Geschäft einzusteigen?

D. Wüllner-Schulz: Der Plan, einen eigenen Comicverlag zu gründen, gärte schon lange, vor allem in Dirks und Horsts Köpfen. Die beiden sprudeln ja nur so über vor Ideen, was den Comicmarkt mal wieder auf Vordermann bringen könnte! Eben echte Comic-Liebhaber mit dem richtigen Schuss Kreativität … ^_^ Und als irgendwann der Gedanke im Raum stand, den Splitter-Verlag mit all seinen positiven Eigenschaften neu aufleben zu lassen, war auch ich endlich überzeugt von der Idee. Seitdem machen wir schöne, lesenswerte Bücher und versuchen alles, um das Herz der Comicleser höher schlagen zu lassen!


Der neue Splitter Verlag
CRS: Gab es bereits vor dem Verlagsleben für die „Verlagsmacher“ eine „Comic-Vergangenheit“ (zum Beispiel als Redakteur, Verleger von Fanzines, Magazinen etc.)?

D. Wüllner-Schulz: Ja! Wir alle sind schon annähernd 20 Jahre im Comicgeschäft! Dirk und ich arbeiten und leben seit 1989 zusammen und dieses Leben ist im Alltag nur so von Comics umgeben. Dirk Schulz dürfte in der Szene wohlbekannt sein: Seine Serien Indigo, Berlin 2323, Chiq & Chloe (jeweils mit dem Texter Robert Feldhoff) sowie Celtis (mit Jean Wacquet) und nicht zuletzt Parasiten sind allesamt in klassischer Alben-Buchform erschienen. Zusätzlich zeichnet er noch für eine ganze Reihe von Perry Rhodan-Projekten. Horst Gotta zeichnet und textet die Alben-Serien Janet und Jerry Jetson und beteiligt sich an vielen anderen Projekten, wo er vorrangig Teilbereiche abdeckt, wie z.B. das Inking bei Perry Rhodan-Comics. Außerdem betreuen wir alle noch eine ganze Reihe von Comicprojekten, die teilweise auch im Werbesegment angesiedelt sind. Ich selbst arbeite schon seit vielen Jahren neben den Texten für Parasiten an vielen Comicprojekten, beispielsweise für Carlsen Comics und Heyne Manga. Ich lettere, erstelle Layouts und die Produktion vieler dieser Bücher läuft über meinen Tisch (bzw. Rechner!).
Splitter

CRS: Welche Comic-Genres gehören hauptsächlich zum Verlagsgeschäft?

D. Wüllner-Schulz: Fantasy und Science-Fiction: diesen Themen gehört unsere ganze Leidenschaft!


CRS: Warum wurden speziell diese als Verlagsbasis ausgewählt?

D. Wüllner-Schulz: Wir konzentrieren uns auf den Bereich SF/ Fantasy, weil wir hier einen – in unseren Augen – Marktverlust der letzten Jahre ausgleichen wollen. Genau dieses Segment wollen wir wieder mit Leben füllen! Wir sind der Meinung, dass hier etwas zusammenkommt, was einfach zusammenpasst. Wir haben auf einen neuen, gehörigen Anschub gehofft – und wir haben das Gefühl, es tut sich tatsächlich schon etwas auf dem deutschen Comicmarkt! ^_^
Splitter

CRS: Welche ausländischen Verlage gehören zu den wichtigsten Lizenzgebern (Lizenzgeber/Serie bitte angeben)?

D. Wüllner-Schulz: Angefangen haben wir in unserem aktuellen Programm mit Soleil-Lizenzen. Viele Titel von Soleil wie Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Universal War One und die wunderschönen Varanda-Titel Die Legende der Drachenritter und Das verlorene Paradies, aber auch die beiden von Crisse getexteten Serien Cañari und Ishanti bieten eine Orientierung und eine Qualität, die unseren Vorstellungen entspricht.
Es wird aber in unserem nächsten Programm auch Titel anderer Verlage geben, beispielsweise Ganarah von Vents d’Ouest, und – worauf wir besonders stolz sind! – Die Vierte Macht als Trilogie vom Altmeister Gimenez, eine Lizenz von Humano! Außerdem sind die ersten Eigenproduktionen in Vorbereitung – dazu im Laufe des Jahres mehr Infos!
Splitter

CRS: Welche Serien gehören zu den erfolgreichsten Titeln des Verlags?
D. Wüllner-Schulz: Nach drei Monaten Verlagsarbeit eine gute Frage! Ich kann hier aber gerne unseren »verlagsinternen Verkaufs-Hit« nennen: Platz 1 (ungeschlagen!): Die Schiffbrüchigen von Ythaq (Band 1 drucken wir derzeit nach – nach nur drei Monaten ist die erste Auflage schon vergriffen!)


CRS: Welche Comics werden bis Sommer 2007 im Verlag (voraussichtlich) erscheinen? (ggf. Link zum Verlagsprogramm)

D. Wüllner-Schulz: Viele unserer angefangenen Serien werden fortgeführt und neben den Neuheiten, die ich grad eben schon aufgezählt habe, kommen noch zwei neue Soleil-Serien hinzu: Slhoka von unserem »Ythaq-Starzeichner« Adrien Floch – und Yiu; eine Serie, auf die sich alle SF-Fans freuen können! Mehr dazu erfahrt ihr unter:
http://www.splitter-verlag.de/katalog.php

Splitter
CRS: Wird sich der Comic-Verkauf vom Fachhandel zum Direktverkauf hin bewegen? Bietet der Verlag einen Direktverkauf an? Wenn ja, in welcher Form (Link etc.)?

D. Wüllner-Schulz: Wir vertreiben unsere Bücher hauptsächlich über zwei Wege und drei Kontaktschienen. Der erste und wichtigste Weg ist der Vertrieb über unseren festen Vertragspartner PPM (Peter Poluda Medienservice in Barntrup) und der zweite der direkte Verkauf über unseren Webshop bzw. der direkte Verlagskontakt unter http://www.splitter-verlag.de.
Die Kontaktschienen sind also entweder der Verlag oder PPM. Zusätzliche Ansprechpartner für den Handel sind seit dem 1. Januar unsere frei schaffenden Handelsvertreter. Denn neben dem klassischen Comicladen möchten wir natürlich jeden denkbaren Ansprechpartner für (Comic-)Bücher von unseren Alben überzeugen und beliefern.


CRS: Haben Comics (außer den bekannten Verdächtigen) eine Chance im Pressehandel oder im Buchfachhandel? Wenn ja, welche könnten das außer Mangas sein?

D. Wüllner-Schulz: Das ist die Gretchenfrage! Darüber grübelt JEDER Comicverleger! Natürlich wollen auch wir versuchen, einen Fuß in diese Tür zu bekommen. Ich weiß aber nicht, ob ich hier schon etwas verraten darf (nachher springen mir meine Kollegen an die Gurgel?!?). Also nur soviel: wir haben einige Projekte in der Pipeline, die funktionieren könnten … Ob sie das wirklich tun, kann letztendlich nur die Zukunft zeigen. Da bleibt nur eins: fleißig weiterarbeiten und Daumen drücken!


CRS: Viel diskutiert: Die aktuelle Lage am deutschen Comic-Markt, der schon mehrere Jahre von den Mangas dominiert wird. Wie seht ihr eure Verlags-Marktchancen für die Zukunft und wie wird die Markt-Lage (Manga, Franko-Belgier, Superhelden, Independent etc.) im Allgemeinen beurteilt?

D. Wüllner-Schulz: Hmm, ich würde unsere kleine Marktnische nicht mit dem Manga-Boom in einen Topf werfen. Wir haben ein ganz anderes Klientel – Mangas funktionieren (meistens) nicht bei unseren Lesern und unsere Bücher funktionieren (meistens) nicht bei Manga-Fans.
Ich denke vielmehr, dass das Phänomen »Manga« und der riesige Erfolg die Verlage teilweise dazu gebracht hat, ihre »alte« Leserschaft zu vernachlässigen. Sie sind auf den Manga-Zug aufgesprungen und sahen ihre Chance, hier das »große Geld« zu machen. Das ist nur allzu verständlich und für die großen Verlage mit viel Personalkosten, etc. im Hintergrund auch sicherlich sinnvoll. Aber so ist in den letzten Jahren eine Lücke im Comicmarkt entstanden.
Wir möchten diese Lücke schließen und die Fans klassischer frankobelgischer Comics wieder ernst nehmen! Und die Resonanz, die Splitter bisher bekommen hat, scheint uns Recht zu geben. Den Comiclesern hat scheinbar doch etwas gefehlt … (So, wie uns selbst die letzten Jahre etwas gefehlt hat!)
Hier liegt einfach die Chance für kleine Verlage wie Splitter. Wir können schon mit kleineren Auflagen die Kosten decken (zumal wir viel Eigenleistung einbringen können – was natürlich gerade am Anfang ein immenser Vorteil ist!!). Davon profitieren wiederum Comicprojekte, bei denen sich größere Auflagen nicht lohnen, die es aber trotzdem verdienen, auf den Markt gebracht zu werden!
Die Marktchancen stehen also gar nicht so schlecht; und wir hoffen (und das meinen wir tatsächlich ernst!!), dass auch die anderen Verlage davon profitieren, wenn unser kleiner Splitter-Verlag es schaffen sollte, wieder mehr Leser in den Fachhandel zu holen.
Die Legende der Drachenritter
CRS: Häufiges Thema im Comic-Forum: Die Bewerbung neuer Comic-Produkte. Außer in der einschlägigen Comic-Fach-Presse entdeckt man nur wenig Comic-Werbung. Erreicht die Werbung damit überhaupt noch einen breiten Leserkreis? Oder wäre weitergehende Werbung „verbranntes Geld“? Einige „Kleinverlage“ sind selbst Comic-Fans wegen geringer Präsenz nicht bekannt …

D. Wüllner-Schulz: Was soll ich sagen? In unserem »anderen« Leben sind wir alle drei – Horst, Dirk und ich – in der Werbebranche tätig … Deshalb hier aus zuverlässiger Quelle: NATÜRLICH bringt Werbung etwas! Man muss nur schauen, WO und WIE man sie platziert. Wir freuen uns z.B. jedes Mal ein Loch in den Bauch, wenn wir in einem scheinbar »artfremden« Medium für unsere Alben werben können! Natürlich sollte es im SF-/ Fantasy-Genre angesiedelt sein. Hingegen weiß ich nicht (Vorsicht, Schlips an die Seite!! Ich trete sonst garantiert JETZT drauf!), ob ich in jedem Comicfachmagazin werben muss, denn die Comicszene ist in Deutschland so klein, dass ich garantiert immer wieder die gleichen Leute ansprechen werde.
Splitter

CRS: Welche Aktivitäten gehören noch zu eurem Verlag? (z. B. Vertrieb, Bücher, Comic-Fachgeschäft etc., DVD, Merchandise wie Figuren etc.)

D. Wüllner-Schulz: Alles, was wir im Moment machen, ist in unserem aktuellen Katalog unter http://www.splitter-verlag.de/katalog.php so schön plakativ dargestellt; deshalb umreiße ich es hier nur kurz:
Neben unseren Hardcover-Büchern produzieren wir zu einigen Serien eine Special Edition mit Figur + Buch. Außerdem haben wir diverse Schuber angekündigt, die den Sammlern hoffentlich gut gefallen werden. Was die nächsten Programme bringen werden? Lasst euch überraschen!! ^_^ Ideen sind auf alle Fälle schon zur Genüge vorhanden!


CRS: Seit ihr auf den großen Comic-Events in Deutschland und ggf. im Ausland mit einem eigenen Verlagsstand vertreten oder ist es für die Zukunft geplant? Wenn ja, auf welchen Veranstaltungen?

D. Wüllner-Schulz: Es ist vielleicht noch ein bisschen früh, sich mit zehn Büchern im Sortiment irgendwo einen eigenen Stand anzumieten. Am Anfang werden wir evtl. versuchen, mit anderen Verlagen einen Gemeinschaftsstand zu organisieren. Wir werden aber sicherlich mit der Zeit auf allen verlagswichtigen Messen vertreten sein, sei es nun in Frankfurt, in Erlangen oder in Angoulême …
Und dann wäre es natürlich auch schön, wenn wir den ein oder anderen französischen Zeichner einladen könnten! Oder?

CRS: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg im Comic-Geschäft!
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