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geschrieben von gruber am
Samstag, 18. Oktober 2003
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Luxemburger Hintergrundbilder
Wer in diesem Jahr in Luxemburg war, so wie unser CRS-Star-Rezensent Michael Hüster, hätte (beim richtigen Datum) eines der schnuckeligsten Comicfestivals Europas in Contern miterleben können.
Hier einige Bilder und ein Bericht von Michael, der so im hervorragenden Comic-Magazin XOOMIC (www.xoomic.de)erschienen ist für alle die, die sich entscheiden vielleicht das nächste Jahr mal hinzugehen. Noch einen Bericht zum Fest gibt es hier. Und die Bilder findet ihr weiter unten...
10. Comic-Festival in Contern/Großherzogtum Luxemburg 2003
(c) Fotos: Michael Hüster
Am 19. und 20. Juli 2003 fand in Contern unter strahlendsten Bedingungen das inzwischen traditionelle Festival International de la Bande Dessinée statt, das den Ort zum zehnten Mal in einen Magneten für Fans von franko-belgischen Comics verwandelte. Rund 70 internationale Autoren waren der Einladung der Kulturkommission der Gemeinde gefolgt und rückten das kleine Dorf nahe der Hauptstadt Luxemburg mit ihrer Anwesenheit für zwei Tage in den Mittelpunkt der europäischen Comic-Welt.
Das Festival geht auf das Jahr 1994 zurück. In diesem Jahr hatte der damalige, inzwischen verstorbene Präsident der Kulturkommission Daniel Grün, selbst ein großer Comic-Fan, die Idee, erstmals eine Comic-Veranstaltung durchzuführen. Sein Traum: ein „kleines Angoulême“ in Luxemburg. Konnte das Debüt-Festival 1994 lediglich mit acht Zeichnern und nur wenigen Ausstellern aufwarten, so hat sich das Festival in Contern inzwischen zu einer weit über die Grenzen von Luxemburg hinaus bekannten Veranstaltung entwickelt, die in jedem Jahr mehrere Tausend Fans der „Bande Dessinée“, besonders aus Luxemburg, Belgien, Frankreich, Deutschland und Holland, anzieht.
(c) Fotos: Michael Hüster
Das kleine Jubiläum nahm die luxemburgische Zeitschrift „Le Jeudi“ zum Anlass, eine kostenlose französischsprachige Festival-Sonderausgabe herauszugeben, u.a. mit interessanten Infos über das Festival, Interviews mit Dino Attanasio und André Taymans und Grußwörtern der luxemburgischen Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges und von Conterns Bürgermeister Jean-Pierre Schmitz.
Die Signierstunden mit den bekannten oder (noch) unbekannten Comic-Künstlern in der Sporthalle des Ortes waren auch in diesem Jahr das absolute Highlight der Veranstaltung, und so fanden sich bereits lange vor den offiziellen Öffnungszeiten die ersten Comic-Fans vor der Eingangstür der Sporthalle ein, um eine der begehrten Zeichnungen zu ergattern. Auffällige und unschöne Begleiterscheinung: Inzwischen gibt es eine richtige „Comic-Connection“, die auf jedem Festival die Stände blockiert, um die erhaltenen Zeichnungen anschließend im Internet teuer zu verkaufen. Diese Entwicklung hat bereits dazu geführt, dass viele Autoren gar nicht mehr für die Fans zeichnen.
In Contern gaben die Autoren dennoch bereitwillig Autogramme oder fertigten in Comic-Alben, besonderen Sammelbüchern oder einfach auf einem Bogen Papier mit Bleistift, Buntstiften, Aquarellfarben oder Tusche eine Zeichnung des gewünschten Comic-Helden an. Der Andrang war so groß, dass sich an den Ständen der besonders beliebten Comic-Künstler lange Schlangen bildeten: Neben der Hitze ein echter Härtetest für die Fans, denn es war viel Geduld notwendig, um die jeweilige Wunschzeichnung und persönliche Widmung zu erhalten. Das Festival hat hier sicherlich seine Grenzen erreicht. Die Veranstaltung wurde aber auch genutzt, um viele interessante Gespräche mit Autoren und Fans zu führen, alte und neue Bekannte zu treffen, an den vielen Ständen zu stöbern und die besondere Atmosphäre zu genießen.
(c) Fotos: Michael Hüster
Zu den in diesem Jahr anwesenden internationalen Autoren, deren Alben auf dem Verkaufsstand des Veranstalters in der Sporthalle erworben werden konnten, zählten neben Bédu und Raoul Cauvin, die das diesjährige offizielle Festival-Plakat entwarfen, u.a. der neue Lucky Luke-Zeichner Achdé, Edouard Aidans, Dino Attanasio, Jo-El Azara, Marc Bourgne, Roger Brunel, Bernard Capo, Chandre, Lucien Czuga, Lucien de Gieter, Daniel Desorgher, Bruno Di Sano, Jean-Louis Dress, Walter Fahrer, Sonia Gleis, GOS, Don Harley, Jytery, Ulf K., Reinhard Kleist, Isabel Kreitz, Fabien Lacaf, Roger Leiner, Vittorio Leonardo, Eric Liberge, Eddy Paape, Peter Puck, Michel Rodrigue, Olivier Roman, André Taymans, Albert Weinberg, Sabine Weiss und Timo Würz.
Die Luxemburger Nachwuchskünstlerin Sonja Gleis sorgte zur Freude der jüngeren Fans dafür, dass das Festival nicht ganz ohne Mangas auskommen musste. Die Zeichnerin (Jahrgang 1984) konnte bei Manga-Wettbewerben bereits verschiedene Preise gewinnen.
Von der Festivalleitung wurden in diesem Jahr geehrt: Lucien Czuga, Bruno di Sano, Dino Attanasio und Roger Leiner für die zehnte ununterbrochene Teilnahme und Albert Weinberg, Eddy Paape und Jo-El Azara für die guten freundschaftlichen Beziehungen zum Contern-Festival.
Von den deutschen Verlegern waren Eckart Schott (Salleck Publications), Martin Jurgeit (Comixene) und die Edition 52 mit einem Stand vertreten. Ebenfalls präsent: Das Belgische Comiczentrum CBBD und die luxemburgische Post P & T.
P & T präsentierte einen Minicomic über die luxemburgische Postgeschichte, drei Postkarten mit besonderen Ereignissen dieser Geschichte und eine Telefonkarte. Kreiert wurden diese Produkte von dem französischen Comiczeichner Fabien Lacaf.
(c) Fotos: Michael Hüster
85 Händler aus Luxemburg und der Großregion hatten sich für das Sommerfestival angemeldet und verwandelten die Straßen im Ortskern mit ihren Ständen und Zelten in einen Bazar der Sprechblasenkultur. Neben dem über viele Jahre ins unermessliche gestiegenen Albenangebot, bei denen Verlage wie Casterman, Dargaud, Dupuis und Lombard immer noch stark präsent sind, gibt es auf Comic-Veranstaltungen wie in Contern natürlich auch eine Vielzahl von Comic-Nebenprodukten wie Serigraphien, Postern, Pins, T-Shirts, Stofftieren, Figuren, Telefonkarten mit Comic-Motiven und vieles mehr. Ein Glasschleifer bot an seinem Stand sogar die Daltons und Dagobert Duck als Glasmotiv an.
Die Comics waren an den Buchständen in der Masse recht günstig zu erhalten, und so konnte man schnell noch einige Alben, auch im Hinblick auf die „Dédicacés“, erwerben. Viele Albenreihen zählen hier noch zum aktuellen Angebot, während sie im deutschen Sprachraum schon lange nicht mehr zu erhalten und nur noch aus dem Antiquariat bekannt sind. Einige der franko-belgischen Comic-Perlen sind auf dem deutschen Markt sogar noch unveröffentlicht.
Neben den „professionellen“ Händlern gab es auch eine Reihe von Kindern, die ihre Comics zum Kauf anboten und so für ein kleines bisschen Flohmarktatmosphäre sorgten.
Zum Glück gab es bei den hochsommerlichen Temperaturen auch ein Dutzend Verpflegungsstände am Rathaus, an der Sporthalle und in den Straßen der Ortschaft, an denen man neben Bratwurst, Steaks und Pommes auch reichlich kühle Getränke erhalten konnte. Wer es etwas ruhiger haben wollte, konnte es sich auf der Terrasse des nahegelegenen Gasthauses gemütlich machen. Andere wiederum ließen sich lieber im Grünen nieder und blätterten unter einem Baum auf einer der vielen Rasenflächen in den neu gekauften Heften.
(c) Fotos: Michael Hüster
Zum umfangreichen Rahmenprogramm des Festivals gehörten, neben anderen Attraktionen, Auftritte eines Clowns, eines Orgelspielers und einer Musikkapelle. Die kleinen Gäste amüsierten sich bestens mit einer großen Hüpfburg, auf der man sich so richtig austoben konnte. Außerdem wurde eine Comic-Rätsel-Rallye veranstaltet, und mit etwas Glück konnten die Teilnehmer am Sparkassenstand einen der vielen Preise entgegennehmen.
Am Samstagnachmittag lobte die Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges die Leistung der Organisatoren, die jedes Jahr ein populäres Festival mit zunehmend großregionalem Charakter auf die Beine stellen. Sie versprach, dass der Zuschuss des Landes in diesem Jahr etwas großzügiger ausfallen wird. Ein Comic-Event wie Contern ist inzwischen nämlich nur noch durch finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite und einer ganzen Reihe von Sponsoren möglich (z. B. Sparkasse „Spuerkeess“, die luxemburgische Post P & T, Renault, AXA-Versicherung und die Supermarktkette Cactus). Jean-Marie Mangen, Festival-Präsident und Verantwortlicher der Kulturkommission, zeigte sich ebenfalls mehr als zufrieden über die zehnte Auflage der Veranstaltung, die insgesamt 9000 Besucher anlockte. (Michael Hüster)
Contern 2003
(c) Fotos: Michael Hüster
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