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geschrieben von M.Behringer am
Donnerstag, 10. November 2022
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Opulent inszenierte High Fantasy zwischen „Mad Max“ und „Herr der Ringe“
Fantasy ist ja doch eher ein frankobelgisches Terrain, aber auch im US-Bereich erfreut sich das Genre inzwischen großer Beliebtheit. Matías Bergara und Simon „Si“ Spurrier haben sich für eine High-Fantasy-Serie zusammengetan, die im Original bei Boom! Studios erschien und von Cross Cult auf Deutsch veröffentlicht wird. „Coda Buch 1“ lautet der Auftaktband und schon das auffällig illustrierte Cover verheißt eine ausschweifende Fantasy-Welt zum Eintauchen. Ich kannte von Si Spurrier zuvor lediglich „Legion“ (Marvel) und diese Serie hatte mich nicht vollends überzeugt, so dass ich sie nach zwei Volumes abgebrochen hatte. Aber immerhin wurde der Autor schon für den Eisner-Award nominiert, so dass ich mehr als neugierig auf „Coda Buch 1“ war.
Ein apokalyptisches Event hat fast die gesamte Magie aus einer Fantasy-Welt verschwinden lassen. Hum ist ein zynischer Barde, der versucht, seine Frau zu retten. Als Hilfe hat er nur sein starkes und stets fluchendes fünfhörniges Pferd. Und das braucht er auch, denn er zwischen die Fronten, als verfeindete Mächte um das energetische und seltene Elixier Akker kämpfen.
Zunächst (und immer wieder) erfahren wir viel über persönliche Tagebucheinträge, die Hum an seine Frau schreibt. Darin rechtfertigt er seine Handlungen und beschreibt seine Reise. Hum wird als Zyniker eingeführt, der am liebsten sein eigenes Ding dreht, niemandem vertraut und voll und ganz auf die Rettung seiner Frau fokussiert ist. Immer wieder muss er aus seiner Komfortzone raus und wird in Kämpfe verwickelt. Seine Skepsis gegenüber Anderen ist gut begründet, denn tatsächlich manipulieren ihn die Anderen oft bzw. jeder hat sein ganz eigenes Interesse, das nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
Spurrier nutzt das Tagebuch, um Hum nahbar zu machen, aber auch um den Leser zu manipulieren (mehr will ich nicht verraten). Die Story liest sich trotz der Tagebucheinträge eher schnell und schwankt zwischen Humor, der sich v.a. aus dem Zynismus und der Übellaunigkeit ergibt, Action und klassisches Fantasy-Abenteuer. Die Mischung gelingt Spurrier hervorragend, denn es gibt eine spannende Herausforderung für den Anti-Helden und ein detailliertes interessantes World-Building.
Dazu kommt, dass der Uruguayer Matías Bergara ein eindrucksvolles opulentes Artwork abliefert, das „Coda“ eine ganz eigene Atmosphäre verleiht. Das gelingt ihm zum Einen an den bunten Farben – v.a. Gelb, Orange und Rot sind im Hintergrund sehr dominant, aber auch Lila setzt er gekonnt ein. Dadurch entsteht ein knallig-buntes Ambiente, das seinesgleichen sucht. Bergeras Strich ist stark stilisiert (manchmal mit Übertreibungen ) und detailreich. Stellenweise musste ich auch an Moebius denken.
Er illustriert sehr aufwendig und wechselt innerhalb eines Bildes zwischen konturierten und unkonturierten Stilen. Hervorzuheben sind auch die imposanten ganzseitigen und Doppelseiten Pages, die besonders prachtvoll daherkommen. Das gebundene Sonderformat (größer als das typische Buchformat von Cross Cult und abweichend vom originalen US-Heftformat) wird dem Artwork des Uruguayers mehr als gerecht und lädt immer wieder zum Bestaunen ein. Landkarten, US-Originalcover und Illustrationen gibt’s als Bonus obendrauf.
„Coda Buch 1“ bietet inhaltlich einen spannenden Auftakt mit einem ersten Höhepunkt. Spurrier erschafft eine postapokalyptische Fantasy-Welt mit interessanten Figuren und Wesen. Die Welt ist noch nicht vollständig erklärt und erschlossen und so bleibt es spannend, wie die Serie weitergeht. Und dank des imposanten Artworks von Bergera erscheint diese Welt als unermüdlich gestaltetes Comic-Mandala zum Bestaunen.
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Cross Cult Verlag 2022
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