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In Memoriam: Peter Wiechmann verstarb im Januar 2020 :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
28.03.2024, 14:10 Uhr
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geschrieben von Maqz am Montag, 24. Januar 2022 (1003 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Das Klappern seiner Schreibmaschine (...) ist sicherlich ein prägender Sound meiner Kindheit.


Ein Kurz-Interview mit Sohn Ben Wiechmann



Peter Wiechmann
Peter Wiechmann starb im Januar 2020. (wir meldeten: hier)
Auch schon wieder zwei Jahre her. Für mich ein Grund um bei seinem Sohn Ben nachzufragen, wie dieser Verlust bei ihm nachwirkt, was aus dem Comic-Nachlass Peter Wiechmanns geworden ist oder ob sich daraus vielleicht noch etwas Neues entwickeln kann.

ComicRadioShow: Hallo Herr Wiechmann, wie haben Sie sich in diesen Tagen an Ihren Vater erinnert?

Ben Wiechmann: Mein Papa taucht immer wieder in meinen Gedanken auf. Ganz plötzlich. Ich begegne ihm auch sehr oft in meinen Träumen. Manchmal stelle ich mir vor, was er zu bestimmten Themen sagen würde. Wie wir darüber angeregt diskutieren. Neue Pläne und Ideen schmieden. Ich sehe ihn schmunzeln. Höre ihn laut lachen. Fühle, wie wir uns herzlich umarmen. Ich stelle ihm im Geiste die ganzen Fragen, zu denen ich leider keine Antworten mehr bekommen werde – mir aber trotzdem ausmalen kann, was er sagen würde. Es gibt so viele Dinge, die ich ihm erzählen und zeigen möchte. Ich würde ihn so gerne spontan anrufen und mich mit ihm austauschen, so wie wir es sonst fast jeden Tag getan haben. Oder mit ihm wieder eine unserer grandiosen Reisen unternehmen. Oder einfach nur bei ihm sein, während er mir sein – diesmal wirklich letztes! – Projekt zeigt. Oder ihm einfach nur bei einem dieser nervigen Computerprobleme helfen, mit denen er immer mal wieder zu kämpfen hatte. Ich vermisse ihn sehr – und bin sehr glücklich, dass ich so lange mein Leben mit ihm teilen konnte.

An seinem zweiten Todestag ist mir in der Früh etwas Merkwürdiges passiert. Als ich die Jalousien des Fensters öffnete, ist ein gerahmtes Foto von ihm von meinem Bücherregal heruntergefallen und am Boden zersplittert …



Peter und Ben Wiechmann

CRS: Peter Wiechmann hat ja 2019 nochmal ein beeindruckendes Comic-Projekt (Primo-Premium) initiiert, umgesetzt und beworben. Wie haben Sie dieses Comic-Projekt gesehen bzw. waren daran beteiligt?

Peter Wiechmann Primo Premium

BW: Wir haben uns während dieses Mammut-Projektes sehr oft ausgetauscht (so wie bei jedem anderen seiner zig Projekte) und ich bin mit ihm auch öfters bei der Buchbinderin gewesen, mit der er diese wunderschönen Buchbände in Handarbeit kreiert hat. Einen Zugang zu den ganzen Serien habe ich allerdings eher weniger, außer dass ich die ganzen spanischen Zeichner (Bernet, Mendez usw.) sehr, sehr schätze – ich habe ja meine gesamte Jugend in Spanien verbracht, umgeben von unglaublich talentierten Kreativen. Und ich habe immer sehr großen Respekt vor dem gehabt, was mein Papa (vor allem noch in seinem hohen Alter) gestemmt hat. Das waren alles kräftezehrende Projekte für einen Senior. Und er hat buchstäblich bis zur letzten Minute kreativ gearbeitet, mit unfassbarer Dynamik. Meine höchste Hochachtung dafür!


CRS: Hatte ihr Vater eigentlich noch weitere Projekte dieser Art in Planung gehabt?

Primo Projekt Comic

BW: Ganz bestimmt. Er sagte zwar bei jedem Projekt, dass dies nun wirklich das letzte sein würde, aber das war eher ein charmantes Kokettieren. Und ich habe ihn natürlich immer wieder darin bestärkt, weiterzumachen. Auf unserer letzten Reise Ende 2019 hat er wieder einige Ideen an den Himmel der Fantasie skizziert, wir haben unsere Gedanken schweifen lassen – und wollten zusammen noch das eine oder andere umsetzen. Er ist immer so voller Tatendrang gewesen, vor Ideen sprudelnd, so begeisternd. Ich vermisse seine Impulse sehr.

Ein wunderschönes Projekt hat er noch kurz vor seinem Tod finalisiert – das Werk wurde dann aber leider erst posthum publiziert. Es geht um das Werk „Os Cangaceiros“. Mich begeistert vor allem die faszinierende und abenteuerliche Geschichte hinter dem Album, die vor 35 Jahren begann, erst verworfen, und dann von meinem Papa kurz vor seinem Tod wiederbelebt wurde. Die wilde Entstehungsstory kann hier in seinem virtuellen Tagebuch nachgelesen werden. Das vollendete Buch gibt es hier. Ich habe die Originalscribbles dazu (die auch so 1:1 für das Buch verwendet wurden) und bewahre sie als einen großen Schatz.

Peter Wiechmann

Ein weiteres Buch, das erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, ist die Andrax-Gesamtausgabe, ein monumentales Mammut-Buch mit knapp 800 Seiten (!). Noch ein spannendes Projekt ist die jüngst erschienene Komplettausgabe von Masters of the Universe. Das ist insofern interessant, da ich teilweise in dieses Projekt involviert wurde bei der Klärung des Texter-Namens „Michael Mann“ – ein Pseudonym meines Vaters, der die ganzen MOTU-Geschichten kreiert hat. In einem dieser Alben ist auch mein Nachruf erschienen. Beide Werke hätten meinen Papa sehr gefreut.

Peter Wiechmann

CRS: In einem langen Leben u.a. als Redakteur und (Comic-)Autor ist das Papier-Archiv ihres Vaters doch möglicherweise recht groß. Was wurde daraus und hatten/haben Sie vor daraus noch einiges zu veröffentlichen?

BW: Es gibt sicherlich noch einige Ideen, Scribbles und Konzepte in der Schublade, die bisher nicht veröffentlicht wurden. Alles andere ist bereits mehrfach (auch international) publiziert worden. Ich halte alles in Ehren, habe aber nicht vor, etwas davon zu veröffentlichen. Es ist einfach nicht mein Metier, auch wenn ich es ein Leben lang begleitet habe.


CRS: Wie sollten sich die Menschen an Ihren Vater erinnern? Ist das Thema "Comic" Ihrem Empfinden nach eventuell nicht das wichtigste in der väterlichen Vita?

BW: Was die Öffentlichkeit betrifft, ist das Thema „Comic“ natürlich prägend, wenn man an meinen Papa denkt. Als Sohn habe ich natürlich eine differenziertere Perspektive. Die ist per se sehr subjektiv, und vielleicht auch etwas romantisch-verklärt. Ich stehe aber dazu.

Für mich ist er der wichtigste Mentor gewesen – und mein engster Freund. Seine Ratschläge waren immer prägend und regten zum Nachdenken an. Wir haben uns oft auf Augenhöhe gerieben – und das ist für meine persönliche und berufliche Reifung substanziell gewesen. Er hat mir das facettenreiche Leben nahegebracht. Ich habe mit ihm die abenteuerlichsten Dinge erlebt, die für andere kaum vorstellbar sind. Es ist immer ein Eintauchen und Baden im Reich der unendlichen Möglichkeiten gewesen, grenzenlos – es war die Welt der unerschöpflichen Phantasie. Und der tiefen Geborgenheit.

Mein Papa ist vor allem ein begnadeter Autor gewesen – und das hat mich seit meiner frühen Kindheit geprägt. Ich habe selten einen so talentierten Wortkünstler wie ihn kennen gelernt. Seine herausragende Schreibe (außerhalb der Comicwelt) hat bereits während meiner Schulzeit auf mich abgefärbt, wir haben zusammen Aufsätze geschrieben, Bücher analysiert – er hat mich überhaupt erst an die ganzen großen Werke herangeführt und wir haben stundenlang darüber diskutiert. Ich habe irgendwann angefangen, Kurzgeschichten zu schreiben – die ich dann zusammen mit ihm geschliffen habe. Auf unserer Handpresse in Spanien haben wir eigene Bücher gedruckt. Es ist sicherlich nicht in Worte zu fassen, was ich von ihm alles gelernt habe.

Peter Wiechmann

Ganz besonders ist auch sein breites Spektrum an Interessen gewesen – er ist immer ein sehr wacher, schnelldenkender (und kritischer) Geist gewesen, mit einer unendlichen (und vor allem: genuinen) Neugierde für alles und jeden. Pro Woche hat er sicherlich 3-4 Bücher verschlungen, teilweise sogar parallel. Er konnte sich herzlich und stundenlang mit einem Bauern im spanischen Outback unterhalten, genauso wie er eloquent und geistreich mit Professoren oder anderen hoch gebildeten Menschen aus der Wirtschaft über die komplexesten Zusammenhänge in unserer Welt philosophierte. Er ist immer authentisch gewesen – mit ehrlicher Zuneigung für sein Gegenüber. Das ist ziemlich selten.

Mein Papa hatte auch ein sehr, sehr großes Herz – und er war ein überaus großzügiger Mensch. Sowohl in seinen Gedanken als auch in seinen Taten, und im Umgang mit anderen Menschen. Er hat sich immer schützend vor die Schwächeren gestellt, die ihm ans Herz gewachsen waren – und den Kampf aufgenommen. Einengende Bürokratie oder das Klein-klein-Denken vieler Leute hat ihn immer wahnsinnig gemacht. Da gibt es viele lustige Geschichten dazu.


CRS: Auf www.plunderosa.de besteht immer noch die Möglichkeit "Raritäten aus dem Fundus" ihres Vaters zu erwerben. Wie war und ist hier die Reaktion der Interessierten?

BW: Die Hochphase des Plunderosa-Projekts war bereits am Abklingen, als mein Vater von der weltlichen Bühne abgetreten ist. Ich hatte danach noch Kontakt zu einigen Kunden, die ich mit verschiedenen Raritäten beglücken konnte – inzwischen ist es aber stiller geworden. Auch wenn es nach wie vor noch einige spannende Dinge im Fundus gibt ...


CRS: Wie wurde/wird eigentlich ihr Leben vom Comic-Schaffen Ihres Vaters beeinflusst? Stichwort (z.B.) "Ben's Bande" (https://www.ypsfanpage.de/comics/bens.php)


BW: Dazu habe ich in den vorherigen Antworten bereits einiges ausgeführt – meine Kindheit war von seinem kreativen Schaffen sehr geprägt, mein Kinderzimmer war voll mit den „Lustigen Taschenbüchern“, „Micky-Maus-Magazinen“, und allem, was mein Papa so (mit-)kreiert hat. Und ich habe sehr, sehr viele Stunden in seinem Kreativstudio in Barcelona verbracht, zusammen mit den Zeichnern – das war eine fantastische Zeit. Das Klappern seiner Schreibmaschine (und später dann das von seiner Computertastatur) ist sicherlich ein prägender Sound meiner Kindheit.


CRS: Sehr geehrter Herr Wiechmann, vielen Dank für Ihre offenen Antworten.




(c)opyright Reise-Foto: Ben Wiechmann 2022
(c) Fotos und Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Peter & Ben Wiechmann

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