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Spirou in Berlin - Das erste Interview mit Flix :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
29.03.2024, 14:55 Uhr
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geschrieben von Maqz am Sonntag, 29. Juli 2018 (2372 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Du darfst ja jetzt darüber sprechen


Spirou in Berlin Eine Treppe an der Isar an einem schönen Sommerabend Ende Juni in München. Die Comickünstler Barbara Yelin und Felix (Flix) Görmann genießen mit den Comicbotschaftern Markus Galla und Markus Gruber ein kaltes Gerstensaft-Schorle und unterhalten sich unter anderem über den neuen Spirou und Fatasio-Band, der Ende Juli in den Läden sein wird. Es ist das erste Interview von Flix zu diesem Thema, weil er ja ab diesem Zeitpunkt darüber reden "darf". Was hat also der neue "deutsche" Spirou so alles zu bieten? Hier ein paar Antworten...

ComicRadioShow: Hallo Flix, grüß Dich!
Flix: Hi!
CRS: Du, eigentlich nur schnell ein Paar Fragen. Es geht um Spirou & Fantasio. Du darfst ja jetzt reden.
Flix: Ja, ich darf reden! :-)

Flix

CRS: Wie ist das Ganze zustande gekommen? Spirou von einem deutschen Zeichner, wie geht sowas?
Flix: Es ist total verrückt! Es ist ein kleines Wunder, dass es dieses Buch überhaupt gibt. Denn es ist eine absolute Premiere, die wir da geschafft haben! Los ging das Ganze vor ca. dreieinhalb Jahren in Angoulême. Da war quasi der Startschuss für das Projekt in einem … sagen wir Schnaps-Moment... wo sich die beiden Verlage von Carlsen und Dupuis, dem Heimatverlag von Spirou und dem deutschen Lizenznehmer von Spirou eben unterhalten haben „Wie transportiert man diese Marke ins neue Jahrtausend?“ Und dann wurde überlegt, wo war Spirou denn eigentlich noch nicht? Der war zum Beispiel noch nicht in Deutschland. Außer in dieser Deutschland-Parodie in dem Band „QRN ruft Bretzelburg“ von Franquin.
Dann lag der Gedanke, wenn er nach Deutschland kommt müsste er eigentlich nach Berlin, nicht fern, denn wenn man deutsche Geschichte zeigen möchte, Berlin die Stadt ist, anhand der man die letzten 150 Jahre deutsche Geschichte erzählen kann. So stand „Spirou in Berlin“ im Raum und man sagte „Das könnte funktionieren.“ Daraufhin sagte Klaus Schikowski, der Carlsen Redakteur: „Ja, vielleicht mit einem deutschen Zeichner?!“ Das konnten sich in dem Moment die Belgier erstmal nicht vorstellen. Aber Klaus hat aber der Gedanke nicht losgelassen und da hat er angefangen, sich ein Konzept zu überlegen. Und irgendwann mich angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zusammen zu versuchen die Belgier zu überzeugen.

Spirou in Berlin

CRS: Und es hat geklappt letztendlich!
Flix: Es hat geklappt schlussendlich. Es war ein langer Prozess. Hauptsächlich, weil es keine Erfahrungwerte für so ein Projekt gibt. Man muss viel klären. Wie funktioniert so eine Zusammenarbeit? Wie viel Freiheiten kann man geben? Wie viel Pflichten müssen wir erfüllen? Wie streng muss kontrolliert werden, dass halt diese Marke Spirou erhalten bleibt...? Und so weiter.

CRS: Das ist für die Belgier ein Politikum, also Spirou ist ja für sie eine heilige Kuh bzw. ein Säulenheiliger im Comic!
Flix: Es gibt im Grunde vier große francobelgische Serien: Das ist Asterix, das ist Lucky Luke, das ist Tim & Struppi und das ist Spirou.

CRS: ...und jetzt zeichnet es ein Deutscher! Ist das Thema gewesen in den Gesprächen?
Flix: Ja! Ja klar! Also das war auch als Pro und Contra abgewägt. Aber sich zu überlegen: Wenn es in Berlin spielt, dann ist es sinnvoll, wenn jemand das macht, der Ahnung von der Stadt hat. Der Plan war, eine Geschichte zu finden, die es zwingend notwendig macht, dass es in Berlin spielt. Berlin sollte nicht nur Dekor sein, sondern neben Spirou & Fantasio und Pips und dem Grafen sozusagen die fünfte Hauptfigur.

CRS: Um was geht’s in der Geschichte?
Flix: Das Ganze spielt im Sommer 1989. In Ostberlin findet der Erste Internationale Mykologenkongress statt. Also ein Kongress für Pilzforscher aus aller Welt und natürlich ist der Graf von Rummelsdorf auch eingeladen. Er möchte aber gar nicht hin, denn er renoviert gerade sein Schloß. Aber auf einmal ist er doch weg und Spirou und Fantasio sind nicht sicher: Ist der Graf doch dahin gefahren oder wurde er entführt?

Spirou in Berlin

CRS: Es ist also eine Spionagegeschichte?
Flix: Es ist im Grunde eine ganz klassische Abenteuergeschichte. Eine Art „James Bond“ trifft „Das Leben der Anderen“.

CRS: Und wie war' s jetzt für Dich? Für dich ist doch Spirou auch der heilige Gral des Comics.
Flix: Spirou ist einer der Comicreihen, die ich als Kind gelesen habe und die mit der Grund sind, warum ich Comiczeichner werden wollte. Ich musste das beim Zeichnen allerdings ein bisschen ausblenden. Das kann einen sonst verrückt machen, wenn man darüber nachdenkt, dass man mit Figuren arbeitet, die die ganz großen Vorbilder wie Franquin schon gezeichnet und (mit-)erfunden haben. Ich sitze da und zeichne Orte, die Franquin sich ausgedacht hat. Denn natürlich soll, wenn meine Story in Rummelsdorf spielt, es dort so aussehen wie das Original.

CRS: Du hast für „Spirou in Berlin“ nicht nur gezeichnet, sondern auch die Geschichte geschrieben.
Flix: Ja, genau. Ich hab dann beim Schreiben darauf geachtet, dass die ganzen klassischen Spirou-Orte auch auftauchen. Man sieht das Schloß, man sieht Rummelsdorf, man sieht den Tourbot, also das blaue Auto, was man Spirou & Fantasio so verbindet. Alle wesentlichen Figuren tauchen auf. Und trotzdem muss es in Ostberlin spielen, trotzdem muss es diesen Wahnsinn von Spirou und Fantasio haben. Also mit diesen ganzen technischen Gadgets. Pilze müssen natürlich eine Rolle spielen... und das alles in 'ne Geschichte sinnvoll miteinander zu verbinden, das war nicht so einfach und hat mehrere Anläufe gebraucht.

CRS: Und wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Ich mein die werden dich ja sicherlich nicht ins Blaue zeichnen lassen...
Flix: Nee!

CRS: ...und dann nach 30 Seiten sagen: „Oh, dass passt uns jetzt aber nicht. Bitte nochmal!“
Flix: Wir mussten zuerst die Geschichte vorstellen, ob das inhaltlich einigermaßen funktioniert. Das bedeutete, ein ganz klassisches Drehbuch zu schreiben und Seite für Seite zu beschreiben, worum es in der Geschichte geht. Was ist das für eine Story? Davon hab ich mehrere Versionen verfasst. Und als mir klar wurde, dass es eine Art Thriller werden würde, hab ich mir Unterstützung geholt von einem, der Ahnung von sowas hat.

Spirou in Berlin

CRS: Wer?
Flix: Thriller-Autor Andreas Pflüger („Endgültig“), der auch den Weimar-Tatort schreibt. Von dem wollte ich eigentlich nur einen Tipp für ein gutes „Wie schreibt man so was?“-Buch haben. Weil sowas habe ich noch nie geschrieben und dachte, da muss es doch irgendwelche Tricks geben. Aber Andreas sagte: „Ach komm, weißte was, ich helf' dir direkt.“ Und dann hat er mir kurzerhand einen Crashkurs gegeben. Wir haben uns zusammengesetzt und er hat mir erklärt wie das funktioniert. Das war sehr aufschlussreich. Als ich ihm dann die erste Version geschickt habe, hater es durchgeschaut: „Ja, nee, pass mal auf … den Teil musste nach hinten schieben; hier verrätst Du das Geheimnis zu früh. Und hier, die klassische „Bombe unterm Tisch“ (also symbolisch) die darfste erst später enthüllen. Die darf der Leser schon wissen, aber die Figuren noch nicht... usw…“ Und das war e x t r e m hilfreich, das einmal so erklärt zu bekommen. Und dann auf dieser Grundlage zu wissen „Ich hab eine als Story funktionierende Geschichte“ war ein gutes Gefühl das Dupuis vorzulegen. Ob sie es durchwinken würden, war auf dieser Grundlage Geschmackssache. Aber ich wusste es würde nicht daran liegen, dass die Geschichte nicht funktioniert.

CRS: Was ist für dich an „Spirou in Berlin“ am Besten gelungen?
Flix: Es ist der Comic mit den meisten Dekoren, also Häusern, Hintergründen und Locations, den ich jemals gezeichnet habe. Das ist ein recht aufwändiger Comic. Ich mag eigentlich am Liebsten, dass es funktioniert hat, den Spirou-Wahnsinn, dieses Klamaukige was der Serie innewohnt, mit historischen Fakten der DDR zu verbinden. Da gibt es einfach Schnittmengen, die ich vorher nicht gesehen habe, während der Arbeit entdeckt habe und von denen ich jetzt erzählen kann.

Spirou in Berlin

CRS: Es ist ja ein Extraband. Es wird also nicht in der „normalen“ Reihe erscheinen?
Flix: Genau. Ja, klar. Es gibt ja die reguläre Reihe, die von Yoann & Vehlmann im Moment betreut wird. Die läuft auch weiter. Aber daneben gibt’s ja die Spezialbände. Und ich mach eben einen dieser Spezialbände.
CRS: Könntest Du jetzt sagen „Hey da machen wir noch einen draus!“, wie es bei den Bänden von Émile Bravo der Fall ist?

Flix: Ich kann's nicht beurteilen! Ich bin im Moment auch... also es ist gerade erst fertig geworden! ...und ich bin gerade im Moment einfach froh, dass dieses Ding steht!
CRS: Du hast „dieses Ding“ in nur sieben Monaten gemacht. 56 Seiten. Das ist wahnsinnig schnell! Und coloriert von?

Flix: Marvin Clifford! Meinem Atelierkollegen und Freund!
CRS: ...der wahrscheinlich auch jetzt irgendwie tot am Boden liegt, ziemlich erschöpft?

Flix: Ja, der hat Vollgas gegeben. Der hat sich genau wie ich voll reingehangen und ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.

CRS: Da stellt sich natürlich auch die Frage, mal abgesehen von der Ehre, lohnt sich das für euch in dieser anstrengenden „Runterschrubberei“. Kommt da auch 'was bei rum für dich, ausser „Ich hab da einen Spirou gemacht“?

Flix: Das ist so wie alle Comics in Deutschland. Es ist etwas, was man langfristig betrachten muss. Wenn ich jetzt nur überwiesen bekäme, was als Vorschuss gezahlt wird, muss ich sagen „Natürlich „lohnt“ sich das nicht.“ Aktuell kann kein deutscher Verlag einen Künstler ein Jahr lang komplett bezahlen. Das ist beiden den hiesigen Auflagenzahlen einfach nicht drin. Aber dadurch, dass wir versucht haben das Projekt so anzulegen, dass es auch international funktionieren könnte, wir gutes Feedback von den Belgiern bekommen haben, müssen wir jetzt zwar erstmal abwarten, ob und wie viele Lizenzen es davon gibt, was man im Moment noch nicht absehen kann ... - aber die Chance ist gut, dass aus dem Band ein für alle Seiten lohnendes Projekt wird.

Spirou in Berlin

CRS: Also geht’s Du davon aus, dass „Spirou in Berlin“ nicht nur in Deutschland veröffentlicht wird, sondern auch in Frankreich, Belgien, Niederlande?
Flix: Im Moment ist die Situation so, dass wir uns freuen, dass es in Deutschland erscheint, ja! Das ist die sichere Weltpremiere. Über alle weiteren Veröffentlichungstermine müssen wir uns mit Dupuis absprechen.

CRS: Ok, Spirou gemacht. Und würdest Du dich freuen, wenn man dich jetzt fragen würde, ob Du Signierstunden in Belgien abhalten müsstest?
Flix: Aber N A T Ü R L I C H! :-) Dass wär' MEGA! Das, das wär wirklich Mega! Das ist ja eins meiner Ziele, irgendwann mal in Angoulême im großen Zelt zu signieren. Wirklich wahr! Also ich glaube, das ist DAS für 'n Comiczeichner, was für 'ne Heavy Metal Band ist, in Wacken auf der Hauptbühne zu spielen! :-)

CRS: Lieber Felix, vielen Dank und Gratulation nochmal! Und dann bin ich mal gespannt, wann Du in Brüssel signieren wirst. Als Spirou-Zeichner!
Flix: Danke, danke, danke.

Spirou in Berlin

(c)opyright der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Carlsen Verlag, Flix 2018
(c)opyright Foto: Markus Gruber 2018

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