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Ausstellung „Echte Kerle“-Ralf König in Hannover :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
19.04.2024, 04:30 Uhr
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geschrieben von StefanS am Samstag, 27. September 2014 (2084 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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“Ich kann von meinen Comics leben, das macht mich glücklich!“


Ralf König Ausstellung„Vom 28. September 2014 bis 18. Januar 2015 zeigt das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst eine Werkschau des Kölner Comic-Künstlers Ralf König (*1960) mit dem Titel „Ralf König: Echte Kerle!“. König, der seit 35 Jahren seine typischen knollennasigen Charaktere zeichnet, gehört zu den einflussreichsten deutschen Comic-Autoren – er hat sich mit seiner Arbeit nicht nur um die Entwicklung des Comics, sondern auch um die Akzeptanz der Homosexualität verdient gemacht. Die Ausstellung in Hannover präsentiert die ganze Bandbreite seines Werks von der Beschäftigung mit dem schwulen Leben bis hin zur Religionskritik.


Die Schau im Museum Wilhelm Busch ist in vier Bereiche gegliedert: Den Anfang machen die Comic-Romane „Der bewegte Mann“ (1987), „Lysistrata“ (1987, Adaption nach Aristophanes) und „Jago“ (1998, Adaption nach Shakespeare). „Der bewegte Mann“ diente Regisseur Sönke Wortmann als Vorlage für seine gleichnamige Verfilmung, die mit über sechs Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen überhaupt gehört. Ralf König wurde dadurch weit über die Szene hinaus einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Mit seinem gezeichneten Roman hat König zudem die Entwicklung der Graphic Novel wesentlich geprägt.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt in chronologischer Folge seine zwischen 1990 und 2013 entstandenen Comics. Darunter sind die bei Männerschwarm erschienenen Geschichten „Bullenklöten“ (1992, die erste längere Geschichte mit dem schwulen Paar Konrad und Paul) oder „Roy und Al“ (2004, mit den zwei Hunden eines schwulen Paares als Protagonisten).

Ralf König Ausstellung

Bereits in den 1980er-Jahren zeigt Ralf König, dass Homosexualität nicht nur als ernste Angelegenheit betrachtet werden muss und begegnet Ängsten und Ablehnungen mit bissiger Satire. Humor wird zu seinem Medium, Themen wie Aids oder die Homoehe zu enttabuisieren und gesellschaftsfähig zu machen – die schwule Welt wird auch zu einer lustigen Welt. Mit der Veröffentlichung von „Dschinn Dschinn 1“ im Jahr 2005 widmet sich König dann erstmals einem religionskritischen Thema. Er bezieht in den Folgejahren deutlich Stellung im Streit um die Mohammed-Karikaturen und setzt sich für die Pressefreiheit ein – Islam und Christentum stehen im Mittelpunkt seiner kritischen Betrachtung.

Ralf König Ausstellung

Ein weiterer Ausstellungsbereich widmet sich der Bibel-Trilogie „Prototyp“ (Schöpfungsgeschichte), „Archetyp“ (Geschichte der Sintflut) und „Antityp“ (Geschichte des Apostels Paulus). Die 2008 bis 2010 im Rowohlt-Verlag publizierten Geschichten erscheinen zunächst in Teilen als tägliche Comic-Strips für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, wobei König die biblischen Geschichten auf das aktuelle Gesellschaftsleben projiziert.

Im räumlichen Zentrum der Ausstellung wird Königs zuletzt veröffentlichtes Werk „Raumstation Sehnsucht“ (2014) aus der Reihe der Konrad-und-Paul-Comics präsentiert. Seit 30 Jahren begeistert das ungleiche, schwule Paar, bestehend aus Konrad, dem Klavierlehrer, und Paul, einem erfolglosen Autor von Porno-Romanen, ein treues Publikum. Ihre Geschichten geben stellvertretend Einblicke in den Alltag schwuler Paare und tragen dabei durchaus autobiografische Züge des Künstlers.

In „Raumstation Sehnsucht“ sorgt Pauls Aufenthalt bei seiner schwangeren Schwester in Frankfurt am Main für Turbulenzen – passt Pauls Schwager doch genau in sein Beuteschema.

Durch seine Arbeit hat sich Ralf König weit über die Schwulenszene hinaus einen Namen gemacht, indem er gesellschaftliche und politische Phänomene aufzeigt und dadurch zu Toleranz aufruft. Übergeordnete Themen wie Körperkult, Sexualität, Treue und Untreue, das Brechen gesellschaftlicher Tabus und das Aufzeigen von Klischees ziehen sich als roter Faden durch seine Comics. Nicht zuletzt gründet sich seine Beliebtheit auf seine zwar derben, oftmals politischen, immer aber witzigen und hintergründigen Geschichten, die mit sympathischen oder skurrilen Gestalten gespickt sind. Zu seiner breiten Wahrnehmung hat besonders die Publikation seiner Werke im Rowohlt- und Carlsen-Verlag ab 1987 beigetragen. Ralf König wurde 2014 im Rahmen des Erlanger Comicsalons mit dem Max und Moritz-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine Comics wurden in 15 Sprachen übersetzt.

Ralf König Ausstellung

Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms wird eine der legendären Lesungen von Ralf König selbst sein (28.11.2014), in der er seine Comics lebendig werden lässt. Weiter sind geplant eine Ausstellungsrallye („Schnittchenjagd“, 19.10.2014, 1. Preis: eine Originalzeichnung von Ralf König) und ein Ausstellungsgespräch beim Aperitif mit Ralf König und Museumsdirektorin Dr. Gisela Vetter-Liebenow („Ähem … Wer bin ich überhaupt?“, 11.01.2015).

Die Ausstellungseröffnung am 27. September 2014 wird gleichzeitig der Startschuss für einen neuen Museumsblog (karikaturmuseum.wordpress.com) sein. Dreht sich – passend zur Ausstellung – zu Beginn alles um Ralf König und das Thema Comic, wird der Blog darüber hinaus auch Informationen aus dem Bereich Karikatur und Zeichenkunst anbieten.“
(Pressemitteilung des „Wilhelm Busch“-Museums).

Kommentar zur Ausstellung

Mit dem Café Konrad und Paul der Bar hat Hannover zwei besondere Orte, in denen das Werk von Ralf König geehrt wird, betonte Museumsdirektorin Dr. Gisela Vetter-Liebenow während der Pressekonferenz am Freitag. Diese Konferenz war überhaupt nicht so förmlich, wie die bedeutungsvolle Bezeichnung vermuten lässt. Ralf König führte ganz entspannt und immer wieder lächelnd und lachend durch die Ausstellung im Obergeschoss des Museums. Geduldig beantworte er nach dem Rundgang die Fragen der Journalisten, stand für Fernsehaufnahmen und Interviews zur Verfügung.

Ralf König Ausstellung

Nach den Ausstellungen zu Loriot und 150 Jahre Deutschen Comics, mit denen das Museum sehr zufrieden war, wie mir die neue Pressesprecherin des Museums Dr. Lena Weber sagte, ist die König-Ausstellung doch noch etwas anders als etwa die Karl-May-Schau oder die Manfred-Schmidt-Ausstellung. Wie bei Nick Knatterton wurden auch bei der König-Gala die Wände mit Comic-Zeichnungen dekoriert, war es bei Schmidt der rasende Detektiv, so sind es beim Wahl-Kölner Wörter in einer Comic-Schrifttype. Weitere Besonderheiten sind die Altersfreigabe ab 16 Jahren (es gibt religionskritische Beiträge und ziemlich viele männliche Genitalien zu sehen) und sehr eindrucksvoll: die großflächigen Zeichnungen. Besonders stark und ein echter Hingucker und Anlocker ist das wandfüllende Bild mit dem Ottifanten - „wann immer ich Elefanten gezeichnet hatte sahen die aus wie Ottifanten, also bat ich ihn doch gleich Otto selbst zu zeichnen“, kommentierte König. Und so ist auch ein Beitrag von Otto Waalkes in der Ausstellung vertreten.

Es ist keine Selbstverständlichkeit (in Deutschland) von Comics leben zu können. Das er nun seit 35 Jahren erfolgreicher Comic-Künstler ist, macht ihn glücklich und er ist sich bewusst, dass dies eine Besonderheit ist, zumal in Zeiten sinkender Buchverkäufe, verriet König zu Beginn der Pressekonferenz.

Ralf König Ausstellung

Die schiere Masse der gezeigten Werke ist es auch, die die Ausstellung ebenfalls so besonders macht. Dr. Vetter Liebenow wies darauf hin, wie viele Comics im Vorfeld gelesen werden „mussten“, um sich auf Ralf König vorzubereiten, der im übrigen auch schon mehrfach im Museum in der niedersächsischen Landeshauptstadt gewürdigt wurde, etwa für seine Beiträge, in denen er Wilhelm Busch seine Ehrerbietung erwiesen hatte.

Ralf König Ausstellung
Zu seiner Graphic Novel „Der bewegte Mann“ und der sehr erfolgreichen Verfilmung mit Til Schweiger, Katja Riemann und Joachim Król deutete König an, dass er gerne mehr Filme seiner Werke sehen würde, dass es allerdings auch ein sehr mühsames Geschäft sei und er ganz froh ist, nicht auf diesen Film reduziert zu werden. Seinen Erfolg in den 1990ern schiebt er dem Tabubruch „Schwulencomics“ zu, also eher dem Thema als seiner Zeichen- und Erzählkunst – das dies reines Understatement ist beweist die Ausstellung, in denen die Vielfalt und das Können König umfangreich präsentiert wird.

Vitrinen gibt es kaum, lediglich ein halbes Dutzend Skizzen werden in Hannover ausgestellt. Notizbücher, Merchandise oder Filmausschnitte wären sicher interessant gewesen. Auf einer Medienstation wird aber zumindest der Film „Der König der Comics“ gezeigt.

Klassische Comicleser würden ihn gar nicht so sehr lesen, sagte König. Die Hälfte seiner Leserschaft seien Frauen, die es amüsiert zu sehen, wie Männer so ticken, sagte er lachend. Inzwischen habe er bestimmt mehr heterosexuelle als homosexuelle Leser, meint er. Aber dann bringt es ihn doch immer wieder zum Staunen, wenn er auf klassische Comicfans trifft, die dann allesamt einen Batman von ihm gezeichnet haben möchten. „Dabei geht es dann um Batman und nicht um mich, das ist mir bewusst“, sagte er dazu lachend.

Balu der Bär aus dem Dschungelbuch in der Version von Ralf König – niedlich, drollig und dann doch auch mit Sex, das mag Fans der Disney-Version irritieren. Es sind schon viele, sehr, sehr viele Beiträge zum Thema gleichgeschlechtliche Liebe dabei. Aber eben auch brillante Karikaturen zum Thema Religion – wenn ein Atheist kurz anmerkt, dass ihn Religion nicht interessiert und die religiösen Sprecher um ihn herum ausflippen – dann ist das sehr gut beobachtet, sehr lustig und völlig gleichgültig, welche sexuelle Orientierung der Autor und Zeichner dieses Comics hatte. Die Ausstellung lohnt sich also definitiv für jeden Comic-Interessierten und jede Comic-Interessierte.



Ralf König: Echte Kerle
28. September 2014 bis 18. Januar 2015
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr.


Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten, 30167 Hannover
www.karikatur-museum.de

Parallel findet im Geburtshaus von Wilhelm Busch eine Ausstellung mit den deutschsprachigen Gewinnern des Max-und-Moritz Preises 2014 statt, also auch mit Werken von Ralf König.


Wilhelm-Busch-Geburtshaus Wiedensahl
Hauptstraße 68 a
31719 Wiedensahl
http://www.wilhelm-busch-geburtshaus.de


(c) der Fotos: Stefan Svik 2014

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