logo  

 

Der Process :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
19.04.2024, 17:31 Uhr
Hallo _GUEST
[ Noch kein Account? Registriere dich | Anmeldung ]

Sie können uns unterstützen!

(*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Die Comic-Cover sind Affiliate-Links!(*)

Online Comics

Online Comic Sammlung

wir empfehlen...

Comicmarktplatz

CRS auf ZACK !

Comic Radio Show auf ZACK !
Das ComicRadioShow ZACK-Archiv : Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Clifton-Spezial Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12
Die Hefte
#200 - #150 - #149 - #148 - #147 - #146 - #145 - #144 - #143 - #142 - #141 - #140 - #139 - #138 - #137 - #136 - #135 - #134 - #133 - #132 - #131 - #130 - #129 - #128 - #127 - #126 - #125 - #124 - #123 - #122 - #121 - #120 - 10 Jahre Zack - #119 - #118 - #117 - #116 - #115 - #114 - #113 - #112 - #111 - #110 - #109 - #107 - #84 - #75 - #64 - #55 - #46 - SH #4 - #9 - #1

Topics

Abenteuer Anthologien Biographisch Computerspiele Deutsch Die Disneys Erotik Fantasy Film und TV Frankobelgisch Grusel und Horror Humor und Cartoons Independent Kindercomics Krieg Kunst Mangas Mystery und Krimi Politik und Geschichte Schwarz-Weiss Science Fiction Superhelden Understanding Comics Western Die aktuellen Comics


Silent Movies

Alle Filme

Mehr Wert



   

geschrieben von StefanS am Samstag, 30. November 2013 (2514 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
(*)

Kafka mit verstörenden Bildern und extra vielen Satzzeichen


Der Process von Franz KafkaNeben Die Verwandlung und In der Strafkolonie hat Knesebeck mit Der Process eine weitere Comic Adaption von Franz Kafka im Programm. Das der Prager Schriftsteller großartige Literatur geschrieben hat, die sich auch heute noch sehr modern liest, steht außer Frage. Aber hätte es einer Umsetzung als Comic wirklich bedurft?

Josef K. wird aus seinem vertrauten, recht tristen und freudlosen Alltagstrott herausgerissen. Ihm soll der Prozess gemacht werden. Für welches Verbrechen? Das sagt ihm niemand. Eine kaltherzige, gesichtslose Bürokratie schickt ihre gefühlskalten, brutalen Vollstrecker. Und dann ist plötzlich wieder alles normal. Scheinbar zumindest. Dadurch wirkt die Bedrohung gleich um so stärker. Was tun? Wie zur Wehr setzen, wenn der Gegner nicht fassbar, die Bedrohung ohnmächtig stimmt. Ein Alptraum – buchstäblich oder im übertragenen Sinne, das bleibt offen.

Schon einige Jahre her, seit ich Kafkas Werke gelesen habe, von Der Process kenne ich auch eine Verfilmung, die ganz nett, aber auch nicht wirklich erforderlich war. Kennengelernt haben die meisten Leser Geschichten wie Die Verwandlung wohl im Deutsch-Unterricht. Für mich blieb der Autor auch nach der Schulzeit faszinierend: Jurist und Schriftsteller – beeindruckend! Vor allem aber ist die Lektüre seiner Geschichten keine mühevolle Arbeit wie etwa Tolstois Krieg und Frieden oder Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – das sind so schwer zu lesende, unglaublich dicke Bücher, da sind Adaptionen als Hörbuch oder als Comic eine echte Alternative, bevor man sich überhaupt nicht an sie heranwagt. Gerade die Proust-Umsetzung als Comic, ebenfalls bei Knesebeck erschienen, hat mir bisher gut gefallen. Bei Der Process ist das anders. Während Prousts ausufernder Roman-Zyklus als Comic extrem stark komprimiert wird, wirkt Kafkas klare, höchst wirksame, faszinierende Sprache in diesem Comic wie mit billigem Blendwerk völlig überfrachtet. Das ist so als würde man die Einfachheit und Aufgeräumtheit japanischer Gärten bewundern und müllt diese dann mit Plastik-Gartenzwergen und anderem grässlichen Tand zu! Viele, viele, viel zu viele Ausrufungszeichen wurden diesem Comic verpasst. Die Zeichnungen wirken überambitioniert und meist unpassend. Kafkaesk ist eine Stimmung von stiller Ohnmacht, eine unheimliche Bedrohung, unerklärliches Grauen – zwar viele Jahre vor dem Holocaust verfasst, aber Ereignisse wie eben dieses treffend beschreibend. Und als Comic? Eine Literatur-Umsetzung mit Disco-Glitzer, eine Jeans mit Strasssteinchen. Als würde Modern Talking Stücke von Bach zerspielen oder Kader Loth Hamlet spielen.

Der Process von Franz Kafka

Ob dieser Comic nicht doch neue Facetten, neue Blickwinkel zur Literaturvorlage hinzufügt, die einen Blick lohnen, mag mancher durchaus finden. Das dieser Comic Lust auf den Originaltext weckt, kann ich nicht behaupten, eher wird davor abgeschreckt. Wäre doch nur alles so gelungen, wie das Bonusmaterial und die ansprechende Aufmachung als Hardcover-Ausgabe. Gebraucht hätte es diesen Comic nicht, aber mit deutlich weniger irritierendem Schnick-Schnack hätte es ganz interessant werden können. Schade!!!! Vielleicht lieber weniger Satzzeichen!!!!! Und mehr Kafka!!!!!! ???? !!!!

..,- fertig ist der Kafka-Bericht.

Es ist schon amüsant, dass Literatur mitunter den Ruf hat, sperrig, schwer zugänglich und langweilig zu sein, während Comics spielend leicht weg zu lesender Kinderkram seien. Im Fall von Der Process liest sich der Roman deutlich flüssiger, wirkt viel jünger und frischer als die Bildergeschichte und ist erheblich spannender als der Comic, der mit seinen Bildern oft nur Verwirrung stiftet.

Wertung: 49 %
Der Process von Franz Kafka
Der Process
Text: Franz Kafka / David Zane Mairowitz
Zeichnungen: Chantal Montellier
Übersetzung: Anja Kootz
Originalausgabe: The Trial (2008)
127 Seiten, Hardcover, s/w
Extras: acht Seiten mit Anmerkungen zu Kafka und seinem Werk
2013 Knesebeck, 22 €
ISBN 978-3868736168


Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Process kann man auch gerne hier kaufen

Zu dieser Rezension empfiehlt die Silent Comic RadioShow dieses Filmchen


(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: 2013 von dem Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG, München

Sie können uns unterstützen! (*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

 
verwandte Links

· mehr zu Kunst
· Beiträge von StefanS


meistgelesener Beitrag in Kunst:
Lars Henkel: Formalin Himmel


Der Process | Benutzeranmeldung | 0 Kommentare
Wir sind nicht verantwortlich für Kommentare unserer Benutzer