Ehapa Comic Collection erklärt die Lage am deutschen Comic-Markt 2013 :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!
28.04.2024, 02:16 Uhr
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"Im Vergleich zu Frankreich herrschen bei uns paradiesische Zustände was die Zersplitterung betrifft."
In jedem Jahr drängen immer mehr neue Comic-Verlage auf den deutschsprachigen Comic-Markt. Da fragt man sich doch ernsthaft, wie das alles noch funktionieren soll. Jeder möchte etwas vom ohnehin nicht soooo großen Kuchen abhaben. Das kann ja kaum mehr für jeden Verlag wirtschaftlich ausgehen. Die ComicRadioShow bat die am deutschen Markt publizierenden Verlag um ein Statement zur aktuellen Lage am deutschen Comic-Markt und abschließend um eine Vorschau auf das geplante Programm für das erste Halbjahr 2013.
Die Antworten der ECC stammen hauptsächlich von Programmleiterin Alexandra Germann (ECC/EMA/BALLOON), ergänzt um Marketingaspekte von Thea Schellakowsky (ECC Presse).
CRS: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation am deutschen Markt insgesamt und wie gut sehen Sie den Verlag und das Buchprogramm im Konkurrenzkampf positioniert?
ECC: Seit ich vor 12 Jahren zur Comicbranche stieß, höre ich sehr viel Wehklagen. Auch wenn ich mir für die eine oder andere beachtenswerte Comicserie aus Frankreich oder den einen oder anderen heimischen Comic-Künstler mehr Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser wünschen würde, möchte ich an dieser Stelle nicht in das stete Gejammer einstimmen. Es hat sich in den letzten drei Jahren viel getan in der hiesigen Comic-Landschaft.
Allein die sagenhafte Aktion des Gratis Comic Tags ist ein Meilenstein, der zahlreiche große und kleine Comic-Verleger an einen Tisch bringt und eine wunderbare Unterstützung für den Comicfachhandel bietet. Eben weil der Comicmarkt hierzulande noch überschaubar ist, sind bei aller wetteifernden Konkurrenz gemeinsame Aktionen der Schlüssel zum Erfolg. Das gemeinsame Anliegen, den Comic im deutschsprachigen Raum zu fördern, bietet einen fruchtbaren und kreativen Boden, auf dem weitere gemeinsame Aktionen im Namen des Comics unternommen werden können.
Der deutschsprachige Comicmarkt wird nach wie vor von ein paar wenigen großen Marken bestimmt. Aus unserem Verlag tragen die Disney-Comics, die Asterix-Abenteuer und die Western-Parodie Lucky Luke einen stattlichen Anteil zu diesem Bild bei. Wir stehen zu diesen Marken. Die Nachfrage gibt uns Recht. Die Leser mögen diese klassische Art der Comic-Unterhaltung nach wie vor und sie geben sie nach wie vor gerne an ihre Kinder weiter. Neben diesen etablierten Marken wollen wir auch andersartige, neue Stoffe anbieten, um zum einen unseren treuen Comic-Sammler-Kreisen auch Besonderheiten anbieten zu können und zum anderen ein weiterführendes Angebot bereitzuhalten für diejenigen, die nach Entenhausen und Gallien mehr Comic-Luft schnuppern möchten. Wir fühlen uns gut aufgestellt und arbeiten ständig an neuen Ideen zur Programmerweiterung in Maßen. 2013 wird in dieser Hinsicht ein spannendes Jahr werden.
CRS: Immer mehr Verlage bedeuten auch eine weitere Zersplitterung des Marktes. Jeder versucht irgendwo noch seine Nische zu finden. Das müsste letztlich irgendwann zu einer Verdrängung von Verlagen vom Markt führen. Manch ein Verlag arbeitet ja schon jetzt am Rande der persönlichen Selbstausbeutung. Einige Verlage mussten in der Vergangenheit schon den Geschäftsbetrieb einstellen. Was glauben Sie, wohin die Entwicklung insgesamt gehen wird?
ECC: Im Vergleich zu Frankreich herrschen bei uns paradiesische Zustände was die Zersplitterung betrifft. Letztlich entscheiden die Leser mit ihrer Nachfrage, welche Bücher und somit auch welche Verlage Erfolg haben. Zwangsläufig wird sich ein Markt mit einem Überangebot wieder regulieren. Qualität der Comic-Bücher, Verlagsprogramme mit einem klaren Profil und Nähe zu den Kunden werden sich immer auszahlen. Spannend wird die weitere Entwicklung der Graphic Novels. In diesem besonderen Comic-Segment liegt die Chance, eine andere Zielgruppe für das Medium zu begeistern und damit den vielbeschworenen Bann schrumpfender Auflagen zu brechen.
CRS: Evtl. hilft da ja in naher Zukunft der digitale Comic weiter. Manch ein Verlagsoffizieller entwickelt ja schon Goldgräberstimmung. Wie sehen Sie die Perspektiven?
ECC: Der digitale Comic tut sich derzeit noch schwer, aber ich bin überzeugt, dass auch diese Form des Erzählens seine Bühne finden wird. Es wird nicht damit getan sein, bisher in gedruckter Form veröffentlichte Comics digital zugänglich zu machen. Meiner Meinung nach wird sich hier eine eigen Art des Erzählens entwickeln, die gänzlich für den digitalen Lesegenuss erstellt wird und mit einer Printausgabe nicht vergleichbar ist. Solche digitalen Comics werden eher in die Welt der Animation hineinragen. Momentan ist der digitale Funke noch nicht auf die Comicwelt übergesprungen, ganz im Gegensatz zu anderen Literaturgattungen. Wir sammeln unsere Erfahrungen und beobachten die kreative Szene, alles in der Hoffnung, dass wir den digitalen Comic-Goldrausch nicht verschlafen.
CRS: Auch die Anzahl der Neuerscheinungen nimmt langsam beängstigende Formen an. Selbst einem Comicinteressierten fällt es langsam schwer, die Übersicht zu behalten. Schon gar nicht kann der Fachmarkt jeden Comic in den Laden stellen. Wie versucht Ihr Verlag, Käufer zu informieren und für die eigenen Verlagspublikationen zu gewinnen?
ECC: Über Werbeaktionen, Anzeigen, Flyer, Gewinnspiele, über unsere social media-Kanäle, Öffentlichkeitsarbeit und unser Endkundenmagazin Tock Tock etc.
Zudem versuchen wir auf vielen Comicveranstaltungen mit unserem Programm präsent zu sein. Um den potentiellen Käufern auf Veranstaltungen einen weiteren Mehrwert zu bieten und für die Comics zu interessieren, laden wir auch Zeichner für Signierstunden oder Ausstellungen ein.
CRS: Aktuell sehr angesagt: Gesamtausgaben von Klassikern und sehr limitierte Ausgaben. Letztere fanden teilweise reißenden Absatz und wurden von Wiederverkäufern zu horrenden Preisen am Markt gehandelt. Nachdem einige Verlage damit Glück hatten, versuchen andere Verlage, dem Beispiel zu folgen. Ist das gerade für kleine Verlage ein Weg, gutes Geld zu verdienen?
ECC: Wie so oft gilt auch hier: Kann funktionieren, muss aber nicht. Es gibt sicherlich ein paar Comic-Klassiker, deren Veröffentlichung als Gesamtausgabe oder Luxusausgabe sich viele Comic-Liebhaber wünschen würden, die aber von den größeren Verlagen nicht für eine Veröffentlichung in Erwägung gezogen werden. Hier kann sich natürlich auch ein Schatz verbergen. Diesen zu heben gönnen wir jedem, der sich die Mühe macht, eine solche Ausgabe aus der Taufe zu heben, denn dies ist wahrlich oftmals eine schwere Geburt.
CRS: Mit welchen Comics geht es im ersten Halbjahr 2013 im Verlag weiter?
ECC: Im Januar erschien bei der Ehapa Comic Collection der zweite Teil von Zombillennium aus der Feder von Newcomer Arthur de Pins. Zombillennium ist ein herrlich schwarzhumoriger Spaß mit einem enormen Kultpotential. Das fand auch die Jury des internationalen Comicfestivals in Angoulême 2012 und verlieh Zombillennium den Prix Jeunesse!
Im März erscheint der zweite Teil von Noah. Szenarist des auf vier Bände angelegten Fantasy-Werks ist kein geringerer als Darren Aronofsky zudem erwartet die Leser ein neuer Lucky Luke Band von Achdé, alle 34 Bände von Asterix in neuem Gewand und Die Ducks in Deutschland.
Weitere Programminfos unter www.ehapa-comic-collection.de
Neuerscheinungen im Frühjahr- / Sommerprogramm 2013
Hier finden Sie die aktuellen Veröffentlichungsdaten aller Comics der Ehapa Comic Collection im Frühjahr-/Sommerprogramm 2013. Diese Daten werden laufend auf dem aktuellsten Stand gehalten.
März 2013
Asterix Relaunch – Band 01 bis 32 Im Jahre 45 nach der ersten Veröffentlichung in Deutschland erfährt Asterix die erste große Überarbeitung! Nach sorgfältiger Detailarbeit liegen jetzt alle Alben einheitlich koloriert und in der Schrift Albert Uderzos gelettert vor. Die Covergestaltung wurde behutsam modifiziert, einige Cover sogar von Asterix-Zeichner Albert Uderzo persönlich neu gezeichnet! Damit ist der große Erfolg Asterix fit für ein neues Jahrhundert und darf sich auf eine glorreiche Zukunft freuen!
In jedem Jahr drängen immer mehr neue Comic-Verlage auf den deutschsprachigen Comic-Markt. Da fragt man sich doch ernsthaft, wie das alles noch funktionieren soll. Jeder möchte etwas vom ohnehin nicht soooo großen Kuchen abhaben. Das kann ja kaum mehr für jeden Verlag wirtschaftlich ausgehen. Die ComicRadioShow bat die am deutschen Markt publizierenden Verlag um ein Statement zur aktuellen Lage am deutschen Comic-Markt und abschließend um eine Vorschau auf das geplante Programm für das erste Halbjahr 2013.
