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geschrieben von Micha am
Montag, 16. April 2012
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Im kollektiven Unterbewussten
In einer riesigen Industriestadt fristet der Schornsteinfeger Julius Emm mit seiner Tochter Addidas („Nicht wie die Schuhe!“, darauf legt sie wert) ein kärgliches Dasein. Obwohl Addidas noch klein ist, hilft sie ihrem Vater täglich bei der Arbeit, denn die Industrieschornsteine sind zwar gigantisch, aber für die Reinigung der kleinen Nebenschlote braucht Julius jemanden, der dort hineinpasst. Immerhin macht ihr die Arbeit Spaß. Dass Addidas aber ständig für kurze Zeit in einen komaähnlichen Zustand fällt, macht Julius große Sorgen. Kein Spezialist kann das erklären. Im Koma hat Addidas Visionen von golemartigen Monstern, die unter großem Stress in dunklen Höhlen seltsame Maschinen bedienen. Zum Glück bedrückt all das Addidas nicht im Geringsten.
Eines Tages kehrt Addidas aus einem der kleinen Schlote nicht zurück. Durch ein Loch fällt sie in die Höhle, die sie im Koma gesehen hat und begegnet einem Golem – ihrem Golem, denn offenbar gibt es für jeden Menschen der Oberwelt im Höhlensystem eine Maschine und einen Golem, der sie bedient. Während ihr Vater vor Sorge umkommt und als nichtamtlicher Schornsteinfeger zu Zwangsarbeit verurteilt wird, macht sich Addidas mit ihrem Golem auf die Suche nach der Maschine ihrer Mutter, die einst wie sie nicht aus einem der Schlote zurückkehrte.
Autor Pierre Wazem lässt ähnlich wie in seinem großartigen Das Ende der Welt seine Hauptfigur durch eine Art verborgene Pforte in eine mystische Parallelwelt geraten, die das Unterbewusste zu symbolisieren scheint, im Fall von „Koma“ das kollektive. Wenn Addidas' Bewusstsein im Komazustand ausgeschaltet ist, kann sie die Welt des Unterbewussten bereits sehen, und als sie auch physisch dorthin gelangt, sogar beeinflussen.
Die mit dem Tuschpinsel ausgeführten Zeichnungen von Frederik Peeters, ein Genfer wie Wazem, liegen stilistisch irgendwo zwischen modernem frankobelgischen Erwachsenenfunny á la „Monsieur Jean“ und Will Eisner. Sie passen gut zur Story, genauso die flächige, aber nuancierte und kräftige Kolorierung. Wazems Erzählweise, bei der er nur langsam mit Andeutungen herausrückt, was eigentlich vorgeht, hat die Eigenart, den Leser extrem neugierig zu machen. Am besten kauft man gleich beide Bände und wartet mit dem Lesen, bis alle sechs Bände dieser im Original bereits abgeschlossenen Erzählung draußen sind, und liest sie dann an einem Stück. Band 3 und 4 sind bis Juni angekündigt.
Koma
1: Die Stimme der Schlote
2: Das große Loch
von Wazem und Peeters,
je 48 Seiten,
Reprodukt, 12 Euro
Am Besten kauft man sich das Band beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Koma 1: Die Stimme der Schlote kann man auch gerne hier kaufen. (Bei den anderen Bänden einfach auf die Cover klicken!)
(c) der Abb.: Reprodukt Verlag und Autoren
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