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geschrieben von jochen am
Montag, 24. Januar 2011
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Die Vergangenheit kehrt zurück
Mit 'Wer Wind sät' ist in der Edition Solitaire von Finix nun ein weiterer kleiner schöner Comic erschienen. Zeichner Cyril Bonin hat bei uns mit der Serie 'Fog' bei comicplus+ schon für Aufsehen und gute Kritiken gesorgt. Der neue Comic spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, somit in ähnlicher historischer Zeit, aber in einem ganz anderen Milieu, nämlich einem Bergarbeiterdorf in Norden Frankreichs. Eine durchreisende Zigeunersippe, ein geldgieriger Minenbesitzer, und eine alte Geschichte ergeben ein abwechslungsreiches Szenario, das zu unterhalten und anzuregen weiß.
Reinschauen dürften die meisten Leute in diesen Comic auf Grund des Zeichners, schließlich gibt es vom Autor Laurent Galandon bisher nichts auf deutsch. Was durchaus Schade sein dürfte, da die Geschichte von 'Wer Wind sät' gut recherchiert und geschrieben daherkommt. Wenn man eine solche Graphic Novelette mit 54 Seiten schreiben will muss man als Autor wohl schon ein wenig auf bekannte Klischees und Hintergründe zurückgreifen. Sowohl Bergarbeiter als auch Zigeuner sind ja als Charaktere einer Erzählung nicht so ungewohnt und als Leser geht man mit gewissen Erwartungen hinein. Die werden auch in gewissen Rahmen bestätigt, aber nicht so dass einem nun nichts neues erwartet. Die gekonnte Mischung macht es aus.
So spielt Galandon mit den Vorurteilen gegenüber Zigeunern, die natürlich nicht der Leser hat, sondern die Bergarbeiter, und genauso andersherum. Dazu spielen dann noch die Minenbesitzer eine wichtige Rolle, und wie sich herausstellt gibt es noch eine andere Geschichte von vor 15 Jahren bei der einige der Personen auch schon mitgewirkt waren, die Geister der Vergangenheit. Geschickt verwebt mit Liebesgeschichten und Zukunftswünschen.
Zeichner Bonin hat auch diesen Band hat in seinem fast schon unverwechselbaren Zeichenstil aus Fog gehalten. Wobei man im direkten Vergleich fast meint manche Gesichter in beiden Comics wiederzufinden, was aber sicherlich auch an Bonins Vorliebe für die Zeit um 1900 und deren Bartmode liegen dürfte. Zeichnerisch weiter entwickelt hat er sich aber auch. Weicher und ruhiger wirken die Zeichnungen, es wird mit weniger Strichen gearbeitet, vor allem sind die Hintergründe zurückhaltender gestaltet, im Vergleich zu diesem neuen Comic wirken die Zeichnungen von Bonin in Fog eher etwas überladen mit Details. Auch ist die Farbgebung abwechslungsreicher gehalten. Alles zusammen ein markanter Strich, schön anzusehen wie er in typischer französischer Seitengestaltung die Geschichte darbringt.
Der Testlauf mit der Veröffentlichung von abgeschlossenen Einzelbänden scheint für Finix erfolgreich genug gewesen zu sein, denn für nächstes Jahr ist ein weiterer Comic in der Reihe 'Edition Solitaire' angekündigt. Ob diesem Band mit den ausführlichen 24 Extraseiten ein Gefallen getan wurde kann man leicht bezweifeln. Manch einem hätten ein paar dieser Seiten genügt, wenn dafür der Preis wie bei Quintos, und somit 2 Euro günstiger, gewesen wäre. 17,80 Euro für 54 Seiten Comic ist schon an der Obergrenze. So schön auch die Aufmachung ist, und ein paar Seiten mit Skizzen-Material zum Comic machen sich ja nicht schlecht. Aber die historischen Berichte zum Bergbau des 20. Jahrhunderts, den Roma in Frankreich und der Einordnung des Comics in diesen Zusammenhang sind nicht zwingend interessant. Das ist Bonusmaterial welches auch gut und gerne auf der Webseite des Verlags für den Interessierten bereitgestellt hätte werden können.
Wer Wind sät
Autor: Laurent Galandon
Zeichner: Cyril Bonin
Hardcover, 80 Seiten, 54 Seiten Comic
Finix Comics, 17,80 Euro
Hier kann man die Comics übrigens direkt bei Finix kaufen
Wer Wind sät kannst Du gerne auch hier kaufen.
LESEPROBE zu Wer Wind Sät
(c) der Abb.: Finix und Bonin
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