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Jakob - Das Interview zum Comicereignis :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
18.04.2024, 02:20 Uhr
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geschrieben von Maqz am Mittwoch, 23. Juni 2010 (4000 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
(*)

...mit Felix Mertikat und Benjamin Schreuder



Jakob Während des Comicsalons in Erlangen waren Zeichner Felix Mertikat und Autor Benjamin Schreuder zwar im Rangfoyer des Kongresszentrums Heinrich-Lades-Halle etwas ab vom großen Geschehen, doch die Besucher fanden sie trotzdem. Schnell wurde klar, dass die Beiden am zweiten Tag des diesjärigen Comicsalons in Erlangen unbedingt neue "Kopien" ihrer Abschlussarbeit für die Filmakademie Ludwigsburg organisieren mussten, deren Zahl sich wegen der großen Nachfrage am ersten Tag schon erheblich reduziert hatte. Wir haben mal nachgefragt wie es bei dem Erstlingscomic mit dem Titel Jakob soweit kommen konnte.

ComicRadioShow: Hallo Felix und Benjamin, wie war's denn dann am Ende in Erlangen? Ausverkauft?
B/F: Wir waren und sind immer noch überwältigt vom Interesse an „Jakob“. Am Mittag des letzten Messetags gingen uns die Bücher völlig aus, obwohl wir zuvor bereits wegen der überraschenden Nachfrage einen großen Stapel hinterher karren haben lassen. Uns blieb dann nur noch Optionsscheine für „Jakob“-Bücher auszustellen – und auch die liefen überraschend gut.

Jakob

CRS: Wie erklärt ihr Euch selber diesen Erfolg bzw. das große Interesse an eurem Comic?
B/F: Was Erlangen anbetrifft, wollen wir uns einmal in aller Förmlichkeit bei den Organisatoren (Bodo Birk, Tobias Ott und dem ganzen Comic Salon-Team) bedanken für die große, schöne Standfläche und die tolle Betreuung. Auch Cross Cult (Filip, Dirk, Dave und Andreas) haben sich fantastisch ins Zeug gelegt für „Jakob“. Alles in allem war es eine aufregende und vielseitige Premiere. Zusammen mit Verlag und Freunden von der Filmakademie haben wir versucht ein passendes Programm zu gestalten: regelmäßige (Ein)Führungen zu „Jakob“, eine Multimedia-Lesung mit Live-Musik und Sprecher, den animierten „Jakob“-Film (der an unsrem Stand in Endlosschleife lief) und den interaktiven Jakob Comic Maker. Dass wir dann während der gesamten Messe rund um die Uhr am Stand waren und uns mit den vielen Besuchern unterhalten und dabei signiert haben, hat sich einfach so ergeben. Die Bilder und die Geschichte scheinen viele Menschen auf einer unterschwelligen Ebene anzusprechen, vielleicht wecken sie Erinnerungen an die eigene Kindheit oder an die Traumwelten von Kinderbüchern.

Jakob

CRS: Nun ist die Geschichte ja nicht unbedingt von einem glücklichen Thema beherrscht. Was können neue Leser eigentlich von "Jakob" zu erwarten?
B:F: Eine Geschichte, die nicht berechnend und berechnet ist, sondern von Herzen kommt. Eine Geschichte, die der Fantasie des Lesers viel Freiraum lässt. Eine Geschichte aber auch, die trotz fehlendem Happy End nur vordergründig traurig ist. Eine glückliches Thema ist eben nur oberflächlich glücklich, wenn die Erfahrung von Unglück dabei ausgeblendet wird.

CRS: Nun war das ja eine Abschlussarbeit für die Filmakademie Baden-Württemberg. Gab's denn auch eine gute Note dafür und hab't Ihr damit "bestanden"?
F: Ja, eine Note gab´s und 20 Euro von der Oma. Nach Jahren endlich ein neues Paar Schuhe!
B: Ich bin Drehbuchstudent und schreibe noch bis Ende November an meinem Diplomprojekt, einem Drehbuch für einen Langspielfilm. Von 20 Euro und Schuhen kann ich bis dahin nur träumen.

Jakob

CRS: Wie wurde eigentlich in diesem Zusammenhang euer jeweilige Arbeits-Anteil bewertet. Herrscht bei einem Comic nicht der visuelle Eindruck vor und wie kann sich demgegenüber die Geschichte behaupten?
B: Der Text wurde in der Prüfung gar nicht bewertet. Felix hat ja am Animationsinstitut studiert – eine Zusammenarbeit mit Drehbuchautoren ist nicht Teil des Lehrplans. Und du hast Recht: Im Comic dominiert sicherlich der visuelle Ausdruck. Es war daher immer auch mein Ziel als Hauptverantwortlicher für den „Jakob“-Text, dass der eine Form hat, die sich in Bildern vollständig einschreiben bzw. einzeichnen lässt. Die Dialoge sollten die einzige Spur des zugrunde liegenden Drehbuchs sein. In Zukunft wollen Felix und ich den Text noch organischer in die Bilder integrieren und so die gemäldehafte, analoge Ästhetik in den Vordergrund rücken. Die Sprechblasen und Computerschriften lenken stellenweise noch zu sehr von der intuitiv verstehbaren Bilderzählung ab und schwächt die Sogwirkung.

Felix Mertikat

CRS: Felix, Du bist ja mit Anzug und Zylinder beim Comicsalon aufgetreten. Promotionszweck, oder persönlicher Stil?
F: Keine Ahnung. Ich bin so aufgewacht und hatte keine Zeit mehr zum Umziehen .
B: Kann passieren...

CRS: Was waren Deine persönlichen Herausforderungen bei der Erstellung dieses Projektes?
F: Eine große Herausforderung war es, beim Zeichnen – im Gegensatz zum gemeinsamen Geschichtsentwickelung mit Benjamin ein eher einsamer Arbeitsschritt – die Motivation über Monate hinweg aufrecht zu erhalten. Es gab natürlich noch andere Herausforderungen, die waren allerdings eher technisch: Ich wollte die Charaktere, wie Benjamin sie beschrieben hat, möglichst passend und zugleich überraschend umsetzen , einen eigenständigen grafischen Stil für die Geschichte finden und das Drehbuch so in Panels übersetzen, dass der Leser/Betrachter auch in den Bildern viel Raum für seine individuellen Interpretationen hat.

CRS: Wie funktionierte die Zusammenarbeit mit Benjamin?
F: Von Anfang war eine ganz spezielle Synergie da. Es hat uns auch einfach Spaß gemacht an und mit Jakob zu arbeiten. Eigentlich war die Geschichte nicht mal „Arbeit“, sondern Teil unserer Freizeit. Wir saßen oft in Eiscafés, haben uns vom Treiben auf den Ludwigsburger Straßen inspirieren lassen, über Gott und die Welt gesprochen, um dann immer wieder auf die Jakob-Geschichte zurückzukommen. Benjamin ging dann mit Zetteln voller Ideen und Skizzen nach Hause und brachte sie in eine Textform (Expose, Treatment, Bildertreatment, zuletzt Drehbuch) mit der wir weiterarbeiten konnten.

Felix Mertikat und Benjamin Schreuder

CRS: War die Geschichte vor dem Artwork fertig oder war's 'gar umgekehrt?
B: Die Geschichte war im Juli 2009 fertig geschrieben. Die zentralen Dialoge aus dem Jakob-Drehbuch haben wir von zwei sehr talentierten Theaterschauspielerin lesen lassen um Abstand zu bekommen und mögliche rhythmische und (figuren-)logische Schwächen zu entdecken. Die Lesung hat uns alles in allem im Glauben bestärkt, dass die Sprache so funktioniert.
F: Es war für mich als Zeichner das erste Mal, dass ich eine abgeschlossene Geschichte vorliegen hatte bevor ich einen Bleistift zur Hand nahm. Sonst habe ich Geschichten sofort zeichnerisch entwickelt oder aus Zeichnungen Geschichten entwickelt. Indem Benjamin die Szenen, Figuren und Räume schon sehr deutlich ausgeschrieben hatte, stand mir die „Jakob“-Welt schon sehr plastisch vor Augen. Auch das kann eine Herausforderung sein, so lange zu warten.

CRS: Wie entwickelt man so eine tiefgründige Geschichte? Hab't Ihr ein paar Tipps für ambitionierte Comic-Entwickler?
B./F.: Sich viel Zeit lassen. Viel Liebe zu seinen Figuren und seiner Welt haben. Sich öffnen für Ideen aus dem Unterbewusstsein – egal wie verstörend sie auf den Verstand wirken. An jedem Detail, jedem Bildelement, jedem Dialog arbeiten als wäre es das erste. Sich nicht und vor allem nicht zu früh reinreden lassen. Im entscheidenden Moment den Mut haben alle (Lehr-)Meinungen über Bord zu schmeißen. Immer Spaß am Ideen-Entwickeln haben und nie in eine preußische, pflichtschuldige Arbeitsmentalität verfallen.


Jakob

CRS: Benjamin, wie reagieren die Leser auf Jakob?
B.: Viele sind überrascht wenn sie „Jakob“ durchlesen und durchschauen. Der erste Eindruck - die farbenfrohen Bilder, der „süße“ Held, die skurrilen Figuren – lässt vielleicht eher ein Kinder-/Bilderbuch erwarten und nicht eine Geschichte, die von Verlust, Einsamkeit und Tod handelt. Viele Menschen fragen danach, was die Symbole bedeuten, etwa der Rabe der sich in die Vogelscheuche einnähen lässt oder der Kutscher, der in der Milch ertrinkt, die er durch die Welt transportiert. Die Geschichte und die Bilder scheinen viele Menschen intuitiv anzusprechen. Vielleicht gibt es eine Sehnsucht nach dem Unerklärbaren – Felix und ich haben die jedenfalls. Manche Leser finden es positiv, dass die Geschichte so viel dem Leser/Betrachter überlässt – andere finden sie zu langatmig und lose erzählt. Viele Frauen scheinen übrigens „Jakob“ zu mögen, wahrscheinlich auch weil Comics selten von Gefühlen und Kindheit erzählen.


CRS: War das sogenannte Crossmedia Studio ZEITLAND schon immer geplant, oder ergab sich das erst, nachdem Jakob sich zu so einem Erfolg entwickelte? Und was können wir denn nach Jakob von Euch erwarten? Mehr Graphic Novels?
B./.F.: Der Wunsch uns selbstständig zu machen und unsere Ideen im Rahmen eines Studios zu entwickeln war lange vor der „Jakob“-Veröffentlichung da. Mit Zeitland planen wir unsere Geschichtswelten auf verschiedensten Plattformen auszuwerten: In Form von Comic, Hörbuch, Brettspiel, Games für unterschiedliche Spieleplattformen, (interaktiven) Internetpräsenzen, Roman, Kurzgeschichten und teilweise auch filmische Formen wollen wir verschiedene Aspekte unserer Welten beleuchten. Unser Freund und Kommilitone Beren Baumgartner ist dabei für Produktion und Game Design zuständig. Was man von uns erwarten kann? Felix und ich planen aktuell ein illustriertes Kinderbuch („Die Kinder des Winterhauses“) und den Comic „Opus Anima: Das Kupferherz“, eine Detektivgeschichte in einem grotesken Steampunk-Universum. Vielleicht machen wir irgendwann noch eine Geschichte, die mit der „Jakob“-Welt zu tun hat. Wir könnten eine aus Sicht jeder anderen Figur eine Geschichte erzählen, z.B. „Der Fuchs oder wie ich Jakob traf“... Aber da ist noch nichts spruchreif.

Jakob

CRS: Gab's (neben eurem Comic ;-)) noch etwas auf dem Comicsalon, was Euch selber tief beeindruckt hat?
F: Mich haben viele Studentenarbeiten der vertretenen Hochschulen beeindruckt. Viele waren ja in unserem Alter und sind wie wir auf der Suche nach einer originären Stimme und einer unverbrauchten Bild/Textsprache.
B: Die Studentenprojekte fand ich auch spannend. Ansonsten hat mich die Eleganz, der Stolz und die enorme Fantasie mit denen viele junge Besucher und Besucherinnen sich verkleidet haben – das Wort „Cosplay“ hab ich in Erlangen erst gelernt – einen starken Eindruck bei mir hinterlassen. Felix und ich waren aber eigentlich ständig an unserem Stand. Ich hatte zwischenzeitlich höchstens Gelegenheit mal zum Cross Cult-Stand rüberzuhuschen um neue „Jakob“-Bücher oder Wechselgeld zu holen oder mich kurz auszutauschen. Dabei hab ich z.B. mal schnell in Moebius „Arzach“ und „Die Hermetische Garage“ reingeblättert und dann auf dem Weg zurück zum „Jakob“-Stand noch eben in die „Bilderbücher“ von Jiro Taniguchi und Shaun Tan am Carlsen Comic-Stand. Egal welche Seite ich von den Dreien aufgeschlagen habe, es war immer intensiv und inspirierend.

CRS: Wo kann man demnächst eine Signatur samt „Jakob“ persönlich bei euch abholen?
B/F: Wer bei Cross Cult (www.cross-cult.de - Onlineshop) anfragt, bekommt natürlich seine persönliche Signatur von uns. Wir signieren aber auch immer wieder gern in Comicläden. Kürzlich waren wir im Frankfurter T3 und im Comic Cosmos Darmstadt. München, Berlin, Hamburg, Würzburg, Freiburg und Bamberg sind mögliche weitere Ziele. Über anstehende Termine informieren wir euch via jakobsreise.wordpress.com, Facebook („Jakob (Cross Cult)“) oder eben über die Verlagsseite. Mit Sicherheit aber werden wir auf der nächsten Frankfurter Buchmesse zu finden sein, direkt neben dem Cross Cult-Stand. Haltet also Eure Sketchbooks bereit!

Jakob

CRS: Ein paar letzte Wünsche an die Leser?
B: Der Schildkrötenjunge in „Jakob“ sagt ja: „Es ist nicht weit ans Meer, wenn du ans Meer willst.“ Und es gibt wirklich keinen Grund zu zögern oder sich reinreden zu lassen, wenn man sein persönliches Ziel vor Augen hat.
F: Lehrmeinungen sind auch immer ein Stich ins Herz der Fantasie und Individualität. Daher immer schön quer zeichnen ;-)

CRS: Felix und Benjamin, vielen Dank für das Gespräch.



(c) der Abb. Cross Cult und Mertikat/Schreuder
(c) der Fotos: Carmen Miller und Jens Schneider, sowie Mertikat/Schreuder

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