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geschrieben von Peixe am
Mittwoch, 12. August 2009
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Über (Un)Treue und Mid-Life-Crisis, Lebensfreude und Gewissensbisse
 Die offizielle Beschreibung des Buches "Drei Frauen und drei Männer um die 30 ... es kommt zum Eklat." ließen mich einen Thriller mit Mord und Totschlag erwarten, doch die Story hat viel, viel mehr zu bieten.
Für vier Tage fahren sechs Freunde in einen kleinen Ort, um die Sonnenfinsternis dort zu sehen. Doch die Konstellation der Beziehungen und Charaktere sorgt für einigen Zündstoff:
Der Mittdreißiger Jean-Pierre hat eine 19-jährige Internetbekanntschaft eingeladen, um quasi vor den Augen seiner engsten Freunde seine daheim gebliebene Frau zu betrügen. Das Ehepaar Isabelle und Dominique trifft - für Isa überraschend! - als weiteren Gast Dominiques früheren Seitensprung Helena. Und schließlich ist Hubert dabei, Single, schwul und sich seiner Rolle als Spaßvogel bewusst. Mehr Worte bedarf es zur Story nicht, denn die Zutaten für ein explosives Gemisch sind zusammengerührt, wenn alle endlich im Feriendomizil eingetroffen sind.
Wer äußere Action sucht, muss sich mit einem einzigen Fausthieb begnügen. Wer sich von der Entwicklung innerer Spannung und dramatischen Entwicklungen mitreißen lassen mag, der kommt auf jeder Seite auf seine Kosten. Die Dialoge und Entwicklungen sind dabei ohne Patzer überzeugend aus dem Leben gegriffen, nie überzogen und dabei knisternd vor Spannung. Wie lebt man zusammen, wenn man zwei kleine Kinder gezeugt hat und sich gleichzeitig eine ganze Reihe an Verletzungen gegenseitig zugefügt hat? Kann man den Wunsch nach Abwechslung im Sexuellen ausleben, ohne der eigenen Frau wehzutun? Kommt die Sehnsucht nach der unbeschwerten, überschäumenden 19-Jährigen von der eigenen Müdigkeit und dem eigenen Eingebundensein in Verantwortlichkeiten? Gerade die Zwänge im Handeln und Entscheiden, der große Wunsch nach Mehr und das Festhalten an dem bereits Liebgewonnenen, die aus diesen Dilemmata erwachsenen krummen Wege und Feigheiten, alles das wird ungeschönt vorgeführt. Die Leichtigkeit, mit der in diesem Comic persönliche Auseinandersetzungen inszeniert werden, ist vorbildlich. Dann müssen auch mal Würstchen auf dem Grill oder Maiskörner im Salat als Metaphern für innere Verwicklungen herhalten.
Die Arbeitsaufteilung zwischen Stephane Deteindre, Kurzform: Fane, (bei Ehapa von ihm: Joe Bar Team, Calagan) und Thierry Terrasson, Kurzform: Jim, manchmal auch Tehy (bei Splitter von ihm: Fee, Das Stigma, Der Engel und der Drache, Yiu) funktionierte so, dass beide die Story festlegten und jeder drei der sechs Hauptcharaktere entwickelte und die Autoren sie miteinander agieren ließen. 2007 in Frankreich erschienen fand dieser Band schnell nach Deutschland. Der Zeichenstil erinnert an einen realistischeren Albert Uderzo (Asterix), was mich am Anfang irritierte, dann aber durch die Mimik und Charakterköpfe der Hauptprotagonisten mit der angemessenen Lebendigkeit gefüllt wurde - differenzierte Stimmungen mussten die Zeichner überdurchschnittlich oft darstellen, um dieser Geschichte gerecht zu werden. Es ist gelungen!
Fazit: Vor dem Ende der Geschichte kommt man kaum zum Weglegen des Buches! Ein sehr gelungener und seltener Band über (Un)Treue und Mid-Life-Crisis, Lebensfreude und Gewissensbisse von Mittdreißigern. Ein Comic, der diese Probleme nicht auflöst, aber sie gleichermaßen spannend wie humorvoll vorsetzt und ohne Abstriche authentisch bleibt!
Sonnenfinsternis
Text/Grafik: Jim (Téhy) / Fane
mit einem Gespräch mit den Autoren
288 Seiten, Hardcover, s/w
Splitter, Bielefeld, 24,80 Euro 2009
Sonnenfinsternis kannst Du gerne hier kaufen.
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