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75 Jahre „Der blaue Lotos“ :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
19.04.2024, 06:07 Uhr
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geschrieben von M.Hüster am Dienstag, 11. August 2009 (2961 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft



Cover: Der blaue Lotos „Der blaue Lotos“, der zweite Teil von Tims Abenteuern im Fernen Osten, ist ohne Zweifel das erste große Meisterwerk Hergés. Das Abenteuer, das erstmals vom 9.8.1934 bis 17.10.1935 schwarzweiß in der belgischen Zeitschrift „Le Petit Vingtième“ erschien, war erstmals sorgfältig recherchiert und konstruiert und stellte daher einen Wendepunkt im Comic-Schaffen von Hergé dar. „Der blaue Lotos“ befasst sich inhaltlich mit dem Opiumhandel in Shanghai und der Besetzung der Mandschurei durch japanische Truppen. Die 124 Seiten und 52 Coverillustrationen gehören zu den sorgfältigsten Arbeiten der Serie. Die originale Albumausgabe erschien im Oktober 1936 bei der Edition Casterman. Die überarbeitete Farbausgabe folgte 1946 beim gleichen Herausgeber. Als erste deutsche Albumveröffentlichung erschien „Der blaue Lotos“ 1975 beim Carlsen Verlag Hamburg in der Version von 1946.

Bei den ersten Abenteuern von Tim & Struppi verlies sich Hergé noch auf sehr begrenztes Dokumentationsmaterial. Dadurch gerieten die Abenteuer recht klischeehaft und auch die Zeichnungen wiesen noch nicht die gewohnte Qualität auf. Vor allem aber waren die Handlungen improvisiert und dadurch streckenweise inhaltlich recht dürftig. Hergé in einem Interview: „ Le Petit Vingtième erschien immer am Mittwochabend und manchmal wusste ich am Morgen noch nicht, wie ich Tim aus der Klemme befreien sollte, in die ich ihn in der Woche zuvor gebracht hatte.“
Hergé und Chang
Am Ende des Abenteuers „Die Zigarren des Pharaos“ hatte Hergé angekündigt, das er Tim bald in den Fernen Osten reisen lassen würde. Diese Ankündigung veranlasste Abbé Gosset, der als Geistlicher an der Universität von Louvain mit der Betreuung der chinesischen Studenten beauftragt war, Hergé einen Brief zu schreiben. Er beschwor den Tim & Struppi – Autor eindringlich, seine Geschichten sorgfältig zu recherchieren und sichere Fakten über China zu verwenden.

Dank der Vermittlung von Gosset lernte Hergé während der Vorbereitungsarbeiten für das fünfte Abenteuer ‚Les Aventures de Tintin, Reporter en Extrême-Orient‘ 1934 den jungen chinesischen Kunststudenten Tschang Tschong-Jen (1907-1998) kennen, der 1932 nach Brüssel kam, um an der Académie des Beau Arts zu studieren.

Tschang machte Hergé mit den Lebensverhältnissen in China vertraut. Es entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung, die auch für Hergés Arbeitsstil eine erhebliche Veränderung bedeuten sollte: Der Zeichner begriff die Wichtigkeit eines solide konstruierten Szenarios und die Notwendigkeit, sich hinreichend zu informieren. Er begann ernst zu nehmen, was für ihn bis dahin eher leichtes Spiel war. In den Gesprächen wurde die verschiedensten Themen wie Geschichte, Geographie, Kunst, Sprache, Literatur und Philosophie erörtert.

Georges -Hergé- Remis

Hergé: „Ich entdeckte eine neue Zivilisation, von der ich nichts wusste und gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich als Autor eine gewisse Verantwortung bei der Gestaltung meiner Arbeiten habe. Von diesem Augenblick an begann ich über Länder, in die ich Tim und Struppi reisen lies, Dokumentationsmaterial zu sammeln. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Lesern eine gewisse Realität der Verhältnisse zeigen musste.“
Aber Tschang war nicht nur Gesprächspartner für Hergé: Er fügte originale chinesische Schriftzeichen in die Zeichnungen ein, beaufsichtigte u. a. die Zeichnungen der Inneneinrichtungen der chinesischen Haushalte und lehrte dem Tim & Struppi-Autor das Zeichnen mit der Feder.

Die Abenteuer von Hergé: erweiterte Neuauflage 2007

Der Kontakt zu Tschang inspirierte Hergé dazu, seinem Helden im neuen Album einen jungen Chinesen gleichen Namens zur Seite zu stellen. Diesem jungen Chinesen lässt Hergé durch Tim auf der Seite 45 der Carlsen-Albenausgabe die damals vorherrschende Meinung der Europäer zu China und seinen Bewohner wie folgt schildern: „Viele Europäer glauben noch, dass alle Chinesen gerissene und grausame Menschen sind, dass sie einen Zopf haben und dass sie nichts anderes tun, als faule Eier und Schwalbennester essen. Diese Europäer sind fest überzeugt, dass alle Chinesinnen ihre Füße zusammenschnüren und dass die kleinen Mädchen tausend Qualen ausstehen müssen. Nach der Vorstellung dieser Europäer sind die Flüsse Chinas voll von Babys, deren man sich nach der Geburt entledigen möchte.“ Tschang entgegnet daraufhin lachend: „Deine Landsleute sind wirklich komisch.“

Das Album erhält durch die Schilderung von authentischen zeitgeschichtlichen Ereignissen, wie den berüchtigten Vorfall an der Eisenbahnlinie Mukden-Tientsin (18./19.9.1931), der den japanischen Truppen einen willkommenen Vorwand für den Einmarsch auf chinesisches Gebiet lieferte, eine gewisse politische Färbung (Carlsen-Albenausgabe S. 23 ff). Die kritische Darstellung der japanischen Rolle in „Der blaue Lotos“ veranlasste japanische Diplomaten in Brüssel zu einem Protest beim belgischen Außenministerium. Ein belgischer General sah sich sogar genötigt, Hergé einen Besuch abzustatten und befand, dass es sich bei „Der blaue Lotos“ um keine Geschichten für Kinder mehr handelt, sondern vielmehr um die gesamte Problematik des asiatischen Ostens. Hergé ignorierte diese Kritik jedoch, da ihm eine an der Wirklichkeit orientiert Handlung wichtig war. Diese Einstellung sollte Hergé später sogar hilfreich sein, als ihm aufgrund seiner Mitarbeit an der Zeitung „Le Soir“ nach dem Ende des 2. Weltkrieges Kollaboration vorgeworfen wurde.
Tim in Tibet
Die Freundschaft zwischen Hergé und Tschang findet ihren Niederschlag auch in der Fiktion: Tim rettet Tschang in „Der blaue Lotos“ aus dem gelben Fluss und mehr als zwanzig Jahre später in der Geschichte „Tim in Tibet“ aus den Fängen des Yeti.


Wiedersehen mit Tschang Tschong-Jen

1981 gab es ein bewegendes Wiedersehen von Hergé mit Tschang Tschong-Jen. Der Kontakt war 1935 abgerissen, als Tschang nach China zurückgekehrt war. Erst 1971 hatte Hergé vom weiteren Lebensweg Tschangs erfahren, der als angesehener Bildhauer und Direktor einer Kunsthochschule in Shanghai lebte. Nach einem fast endlosen Diplomaten- und Politkrimi gelang es, Tschangs Aufenthaltsort ausfindig zu machen und seine Ausreise aus China zu ermöglichen, wo er der Strenge der Kulturrevolution unterworfen war. Das Treffen, das in den Medien monatelang starke Beachtung fand, entwickelte sich zu einer triumphalen Tournee Tschangs durch Frankreich und Belgien.

Auf den Spuren von Tim & Struppi

Quellen:
Der blaue Lotos, Carlsen Verlag Hamburg, Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier Hergé / Ausstellungskatalog Wilhelm-Busch-Museum Hannover (Autoren: Bernhard Mensch, Hans Joachim Neyer, Peter Pachnicke, Volker Hamann), Hergés Universum (Sonderheft der REDDITION, Autoren: Volker Hamann, Johannes Stawowy, Stefan Schmidt), Tintin et moi/Numa Sadoul, Auf den Spuren von Tim & Struppi/Michael Farr

Tim & Struppi Der blaue Lotos in der Farbfaksimile Ausgabe kannst Du hier gerne kaufen.

© aller Abbildungen: Hergé / Moulinsart – Casterman – Éditions Reporter – Carlsen Verlag Hamburg.

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