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geschrieben von Maqz am
Donnerstag, 02. Juli 2009
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Was ist das hier überhaupt für ein Laden?
Nachdem Leo (The Zwarwald) Leowald es geschafft hat mich mit seinem (und Haimos) neuen Meisterwerk "Gustav und Albo vom Aldebaran" zu begeistern, komme ich nicht umhin einige offene Fragen von den beiden beantworten zu lassen. Dabei kam ein gewaltiges "Making of"-Interview zurück, dass ihr wirklich nicht vepassen solltet. Dazu gibts schöne gezeichnete Antworten, Bildbeispiele und Proben vom geplanten zweiten Teil! WOW! PS: Mit der Zeit kommen immer mal wieder neue (gezeichnete Antworten dazu!).
Frage 1. Wie ist es überhaupt zur Zusammenarbeit Leo- Haimo gekommen?
Haimo:Nachdem ich auf ihn zugegangen bin, er also sozusagen das Opfer ist, wäre es vielleicht fair, wenn Leo sich zuerst dazu äußert. Ich kann dann ja immer noch alles abstreiten.
Leo: Haimo hat mir damals haufenweise leere Versprechungen gemacht...
2. Was war zuerst da: Die Zeichnungen oder die Texte?
Leo: Die Texte. Haimo hatte auch schon Zeichnungen angefertigt, aber weil er parallel an Krigstein arbeitete, rutschten ihm da ständig diese Weltkrieg-2-Verweise rein: Panzerwerfer, Strandhaubitzen und solches Zeug. Für ein Erstleserbuch gewöhnungsbedürftig. Er bat mich dann, es auf meine "niedliche" Art zu versuchen.
Haimo: "Panzerwerfer"? Was ist ein "Panzerwerfer"? Aber es stimmt ausnahmsweise, was Leo behauptet: Ich habe erst die Geschichte geschrieben und danach mühsam einige Gustav-Seiten selbst gezeichnet, bevor ich mir sagte: Was soll ich mir über viele Wochen und Monate die ganze Arbeit machen, wenn der Leo in seinem flüchtigen Stil das Zeug kurz an einem Vormittag runter reisst? Ich meine, wenn ich ihn früh genug wecke (lacht hysterisch).
Leo: (ernst) Das mit dem Vormittag meinte ich, als ich "leere Versprechungen" sagte.
3. War für die Arbeit "zu Zweit" ein Problem?
Leo: Fand ich nicht. Obwohl...
Haimo steht ja tatsächlich immer morgens um vier auf und teilt mir dann gleich seine neuesten Ideen telefonisch mit. Leider bin ich dann häufig nicht so aufnahmefähig, so dass ich dann immer später am Tag zurückrufen und alles Mögliche nachfragen musste. (zu Haimo) Das hat dich wahrscheinlich schon auch genervt, oder?
Haimo: Nee, weil ich morgens um Drei immer einen Kilometer schwimme und ein wenig Pferdepolo spiele (oder wie das heißt), bin ich danach eher entspannt drauf. Außerdem weiß Leo: Wenn er mir dumm kommt, schreibe ich ihm wieder wimmelige Massenszenen ins Script, da hockt er dann doch recht lange dran und kann sich dabei gut überlegen, ob er nochmal aufmucken will. Also, um es kurz zu machen: Unsere Zusammenarbeit verläuft ziemlich harmonisch.
Leo: (draufrumreitend): War ja auch nur ein Vormittag.
Haimo (seufzt): Das muss ich mir jetzt wieder ein halbes Jahr lang anhören!
4. Wo ist "Gustav und Albo vom Aldebaran kein Comic?
Leo: Wo war die Frage?
Haimo: Der Mann meint wahrscheinlich "Wie". Da kann ich nur sagen: "Darum!"
Leo: Genau.
5. Gab's keinen Verlag, der den Titel verlegen wollte, oder warum musste es der Eigenverlag sein?
Haimo: Mit Gustav versuchen wir den eleganten Brückenschlag zwischen Erstlesebuch und Comic. Damit saßen wir für die Verlage aber zwischen den Stühlen. Einigen Kinderbuchlektoren gefiel das Buch, trotzdem wurde es leider durchgängig als "zu comichaft" und damit im Buchhandel chancenlos aussortiert. Die Comicverlage wiederum haben kein Kinderbuchprogramm...
Haimo: Wir wollten ja gerade Bücher machen, die uns Comic-erprobten Eltern auch gefallen. Warum, zum Teufel, sollen Leute, die mit Comics aufgewachsen sind, plötzlich vor Kinderbüchern zurück schrecken, die ein wenig comichaft wirken? Wir sehen darin eher ein positives Qualitätsmerkmal. Außerdem hat es mich also Autor gereizt, Kinderbücher zu schreiben, die mich als vorlesendes Elternteil nicht so sträflich langweilen, wie die meiste Kost der üblichen Verlage. Und zuletzt muss man auch wissen: Verlage scheinen durch die Bank "Comic" als minderwertig anzusehen. Wie die schon gucken, wenn sie Leos Bilder vorgesetzt bekommen.
Leo: (schreckt auf): Hey!
Haimo: Deutsche Kinderbücher sehen fast alle gleich aus: Lieb, aber gähn.
Leo: (gähnt lieb)
Haimo: Da! Schon wieder!
6. Wird das 'ne Reihe werden? (Fortsetzung geplant?)
Leo: Ja. Band zwei heisst "Gustav und der Professor", hat noch ein paar Seiten mehr und wird im Herbst erscheinen. Danach sehen wir mal weiter. Wäre natürlich schön, wenn dann ein Verlag auf den bis dahin rasenden Gustavzug aufspringen würde. Aber wir stehen nicht ganz so alleine da: Band eins ist beim Ausnahmeverlag in Programm und Reprodukt unterstützt uns beim Vertrieb.
Haimo: Klar, Band drei ist auch schon getextet und es gibt eine ganze Themensammlung für Folgebände. Als Drehbuchschreiber bin ich es gewohnt, Handlungen vorher als Outlines oder Treatments festzulegen, da hab ich gleich ein Dutzend verfasst. Und ohne "Gustav" als Serienkonzept zu denken, hätten wir gar nicht angefangen. Gustav 2 wird übrigens noch einen Tick ausgeflippter, als Band 1. Dafür ist Leo dort nochmal 30 Prozent besser. Darf ich das sagen, Leo? Oder würdigt das deine Leistung bei unserem Erstling herab?
Leo: (stoisch): An Band zwei habe ich zwei Vormittage gesessen.
Haimo: Ach? Zwei? Da hätte ich jetzt allerdings auch eine 50-prozentige Steigerung erwartet!
7. Was sagen Eure Kinder zu dem Buch? Leo, hast Du das Buch quasi an Hektor "getestet"?
Leo: Hektor ist mit vier genau im richtigen Einstiegsalter und fragt mir Löcher in den Bauch. Und natürlich lesen wir eine Menge Bücher und gelegentlich auch Comics. Comics vorzulesen ist aber so eine Sache. Man muss immer auf das jeweils vorgelesene Bild deuten und so formulieren "Und dann sagt Peter: "Eine weisse Melone?" und Alexander antwortet: "Du sagst es!"..." usw. Das wird auf Albumlänge gedehnt etwas unentspannt. "Gustav" findet Hektor super. Er kennt ja meine Schnabelwesen schon und mit Themen, die Knaben begeistern, haben wir auch nicht eben gegeizt.
Haimo: Meine Frau und ich haben gleich mehrere Kinder, die allesamt inmitten einer erlesenen Comicsammlung aufwachsen. Unser jüngster Sohn hat mit sieben Jahren beispielsweise schon das Barkssche Gesamtwerk intus. Und diese Kinder fahren auch auf Gustav ab.
Leo: (dazwischen): "Abfahren" ist so deren Jugendslang...
Haimo: (übergeht den Einwurf): Meine Furcht besteht darum auch nur darin, dass die Kinder gar nicht mit GUSTAV in Berührung kommen, weil die Eltern und Omas wieder nur das Einheitszeugs kaufen. (Was kaufen eigentlich die Opas? Die könnten doch jetzt mal... , na, egal)
Leo: Wir setzten verstärkt auf die Onkels.
Haimo: Ja, Onkels und Neffen, wie das bei Comiclesern so üblich ist!
8. Gab es schon Reaktionen von Lehrerinnen, die sich in der Geschichte wiedererkennen?
Leo: Ist ja eben erst erschienen. Haimo begibt sich aber bald auf Lesetour durch Grundschulen. Da kann er dann schön die Reaktionen auf Frau Meyer-Greulich ausbaden.
Haimo: Die werden begeistert sein! Oder (wird unsicher) vielleicht auch nicht. Äh, hab ich "Lesetour" gesagt?
Leo: Nein, ich.
Haimo: Und doch ist da was dran! Allerdings erzähle ich die Handlung
etwas ausführlicher, während per Beamer die Bilder zu sehen sind. Eine reine Lesung wäre wohl zu kurz, weil der Text sehr knapp gehalten ist.
9. Beruht die Story auf einer wahren Begebenheit?
Leo: Wie jeder weiss, gehören wir zur ersten Generation deutscher Comicblogger. Und so ist auch hier alles strictly autobiographical.
Haimo: Natürlich. Alles selbst erlebt! Ich zähl schon gar nicht mehr, wie oft ich schon von Außerirdischen entführt wurde.
10. Wann kommt der Film zum Buch?
Leo: Einen hingehuschten Trailer gibt es schon auf zwarwald.de. Es gab auch bereits eine Filmproduktion, die die Geschichte als Sockentheater verfilmen wollte. Wir warten aber lieber auf lukrativere Angebote aus Fernost.
Haimo: Niemals! Gustav geht nicht den Weg, den die Schlümpfe gehen mussten!
Leo: (mit Gruselstimme): Der Weg der Schlümpfe!!
Haimo: Schweig! Du machst mir Angst!
11. Wann startet die Signierstunde zum Buch?
Haimo: Signierstunden für Kinderbucherstlinge sind ja eher selten. Ich würde da noch abwarten, bis der öffentliche Druck auf uns zunimmt. Beziehungsweise entsteht. Oder zu erahnen wird. Also andeutungsweise vorstellbar. Okay, wir machens vielleicht auch ohne Druck. Wenn wenigstens mal einer anrufen würde!
13. Euer Tipp vor dem Loslesen von Gustav und Albo vom Aldebaran? (laut oder leise)
Leo: (leise): Unbedingt vorher Aufschlagen!
Haimo: (laut): Nee, vorher unbedingt kaufen! Übrigens, bei uns in Tübingen kommt nach der 11 erst die 12! Aber egal, bring uns einfach groß raus, Kerl, dann sagen wirs nicht weiter, dass die Leute bei der Radioshow nicht zählen können. Wieso heißt das eigentlich Radioshow? Hier ist doch kein Radio? Wieso sagt ihr nicht gleich Fernsehen? Was ist das hier überhaupt für ein Laden?
12. Äähh ja, hmm dann danke Leo & Haimo für das Interview und viel Erfolg für Gustav!
14. Mehr gezeichnete Making of's finden sich hier
(c) der Abb. liegt bei den Autoren
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