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Ivo Kircheis im "Gespräch" :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
18.04.2024, 16:47 Uhr
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geschrieben von Maqz am Montag, 30. Juni 2008 (5174 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Vom Tellerwäscher zum Comiczeichner


Ivo Kircheis 1966 in Freiberg/Sachsen geboren – kreative Kindheit – entspannte Schulzeit – weniger erbauliche Militärzeit im Dienste des Sozialismus – Studium der Mikroelektroniktechnologie an der TU Dresden – Abbruch dieser Bemühungen während der Diplomarbeit – autodidaktische Beschäftigung mit der Zeichnerei – nebenbei Erfahrungen als Holzfäller, Tellerwäscher, Mülltonnenzähler, Schlosser, Datenerfasser, Vermessungsgehilfe, Bühnentechniker, Druckereipraktikant, Callcenter-Agent und Übersetzer – Grafikdesign-Studium an der FH für Gestaltung in Hildesheim mit Abschluss als Diplom-Designer (FH) – seit 2004 freiberuflicher Illustrator und Comiczeichner. Wir haben den Mann mal interviewt!

ComicRadioShow: Hallo Ivo, wie ist es eigentlich so als Mitglied der Comicbrigade Dresden? Wollt ihr (mit dem Titel) zurück zu den sozialistischen Wurzeln?

Ivo: Sehr schön ist das. Als Comicbrigadist fühlt man sich automatisch jung, energiegeladen und unwiderstehlich. Zu „sozialistischen Wurzeln“ wollen wir definitiv nicht zurück, obwohl wir uns dem proletarischen Welterbe und der Pieschener Hafenarbeiterszene durchaus verbunden fühlen. „Sozialistische Wurzeln“ hätten ja – wenn überhaupt – sowieso nur zwei Brigadedrittel (Mamei und ich) aufzuweisen, der dritte Mann (Andreas Wehrheim) stammt ja direkt aus dem ästhetischen Zentrum des stinkenden und faulenden Kapitalismus (Hannover).
Ivo Kircheis
Wir verwenden den Begriff Brigade lieber im ursprünglichen Sinne. Zitat Wikipedia: „Eine
Brigade ist, nach derzeitigem deutschsprachigem Verständnis, ein militärischer Großverband der Landstreitkräfte, der auf Grund seiner Organisation und Ausrüstung in der Lage ist,
taktische Aufgaben (ohne substantielle Verstärkungen) selbständig zu lösen.

CRS: War die Comicbrigade nötig, um in der Szene endlich mal zusammen zu kommen und nicht nur alleine vor dem Zeichentisch zu hocken?

Ivo: Nein, die Comicbrigade war Folge, nicht Ursache, feuchtfröhlicher
Szenezusammenkünfte. Wir pflegten schon vorher einen regen Austausch von äh… Ideen.

CRS: Du hattest ja kurz hintereinander das Erlebnis Comicsalon Erlangen und danach direkt Comicfest Dresden. Wie war's? Was war besser?
Ivo Kircheis

Ivo: Beides war dufte, wobei man die beiden Ereignisse natürlich nicht wirklich miteinander vergleichen kann. Die Teilnahme am Comicsalon in Erlangen war Teil eines langfristig und generalstabsmäßig vorbereiteten Brigadeausflugs, während das Gastspiel beim Comicfest Dresden auf einen kurzfristigen und spontanen Einfall unseres Freundes Guido Weisshahn vom Holzhof-Verlag zurückging. Erlangen war Big Business, Dresden Big Fun (und umgekehrt).

CRS: Gibt's das CF Dresden nächstes Jahr wieder mit Dir?

Ivo: Wenn’s das Comicfest wieder und mich noch gibt, dann vielleicht ja.

CRS: Unterscheiden sich die Comic-Zeichner im "Osten" von denen im "Westen"
Deutschlands? (Achtung provozierende Ossi-Wessi Frage! Alter Journalisten-Trick!)

Ivo: Natürlich. Einerseits im Aussehen, das merkt man ja schon bei den Mitgliedern der Comicbrigade, andererseits auch in der Arbeitsweise. Ich hab gehört, dass die Kollegen im Westen mit Bleistift vorzeichnen und mit Tusche inken, während wir hier im Osten das ja bekanntlich genau umgekehrt machen.

Ivo Kircheis
CRS: Und wie hast Du die Fans in Erlangen von denen in Dresden unterschieden? (Mal abgesehen vom Slang)

Ivo: Das Fanverhalten hat sich nicht unterschieden, alles stürzte sich wie immer blindwütig auf meine kostenlosen Sticker bevor man nach kurzer Besinnung zum Wesentlichen – also dem Kauf meines neuen Comicalbums „Paralleluniversum Band 1: Urknall“ – überging. Die Kauflust und -kraft des Publikums war zu meiner Freude in Dresden nicht geringer als in Erlangen.

CRS: Siehst Du dich als typischer Vertreter eines "Peter" Crumb Kopierers oder weist Du diese verfälschende Behauptung Deines urpersönlichen Zeichenstils weit von Dir?

Ivo: Die Frage verstehe ich grammatikalisch nicht ganz. Als Vertreter sehe ich mich auch nicht. Im Gegenteil, ich hasse Vertreter. Was Crumb angeht… ja, da gibt es ein paar oberflächliche Berührungspunkte. Die von der Comicbrigade begründete Neue Dresdner Sachlichkeit wäre ohne die Crumbsche Ästhetik ja kaum denkbar und wahrscheinlich auch nur halb so sachlich.
Ivo Kircheis

CRS: Dein Lebenslauf liest sich ja, wie der von Carl Barks. Dein Vorbild? Wenn nein: Wen würdest Du als Dein künstlerisches Vorbild sehen?

Ivo: Ich weiß vermutlich mehr über Donald Duck als über Carl Barks. Muss mir wohl mal dessen Lebenslauf zu Gemüte führen, wenn du mich schon so geschickt neugierig machst. Ein künstlerisches Vorbild habe ich nicht, allerdings streite ich nicht ab, dass mich zahlreiche Zeichner beeinflusst haben. Sie entstammen zu etwa gleichen Teilen dem amerikanischen und französischen Comic-Underground der 60iger bis 80iger Jahre: Moebius hat mich seinerzeit zeichentechnisch schwer beeindruckt, Edika ist für mich der Humorgott, Crumb der Held in Sachen Kompromisslosigkeit und Direktheit des Strichs, Bill Griffith erschuf mit „Zippy“ einen meiner liebsten Comicstriphelden; des weiteren mag ich die Comics von George Herriman, Dave Sim, Trondheim, Loisel, Chris Ware, Johnny Ryan, Tony Millionaire…

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CRS: Und um was genau geht es in Deinen Comics eigentlich?

Ivo: Douglas Adams hat die Antwort für mich damals schon treffend vorweggenommen: ums Universum und den ganzen Rest.

CRS: Aber neben Deinem Paralleluniversum (online und seit neuestem auch gedruckt erhältlich) warst Du ja noch an anderen Comics beteiligt. (Das habe ich SO nie gezeichnet und Die Tote von St. Michaelis) Um was geht es da?

Ivo: „Das habe ich SO nie gezeichnet“ ist ein Sammelband der Comicbrigade, zu dem ich die Kurzgeschichte „Die Erbse des Zorns“ beigesteuert habe. Darin geht es um eine Frau, die in ihrer Küche ominöse Stimmen hört, und um einen Mann, der mit seinem Schicksal hadert und sich gegen Gott auflehnt, und wie sich ihre beiden Wege schließlich kreuzen…
„Die Tote von St.Michaelis“ habe ich 2004 nach einem Szenario von Eckart Sackmann für einen ARTE-Comicwettbewerb gezeichnet. Wir kamen damit unter 600 Einsendungen immerhin unter die besten Zwanzig. Die fiktive Geschichte des Hitlerjungen Willi spielt vor dem Hintergrund der Zerstörung Hildesheims durch einen englischen Luftangriff kurz vor Ende des 2.Weltkriegs. Stilistisch, inhaltlich und vom Aufwand her war das natürlich etwas völlig anderes als die humoristischen Sachen, die ich sonst zeichne. Ich habe dabei viel gelernt.
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CRS: Was beschäftigt Dich eigentlich noch so, außer Comics zeichnen?

Ivo: „Beschäftigt“ im Sinne von „Zeit damit verbringen“ oder von „gedanklich damit auseinandersetzen“? Zu erster Variante wäre die Antwort: meine Familie, mein berufliches Auskommen als Illustrator und natürlich Beatcomix, der neu gegründete Comicverlag der Dresdner Comicbrigade, zu letzterer Variante: siehe nochmals das Zitat von Douglas Adams weiter oben.

CRS: Neben höchst familiären Szenen (Stichwort Ella) zeichnest Du manchmal(?) auch politisches (z.B. Nr. 345.) oder anstößiges (Nr. 326.). Was steht denn noch so auf Deiner Comic-Speisekarte?

Ivo: Familiäres, politisches und anstößiges geht doch fließend ineinander über, insofern trenne ich da gar nicht erst künstlich. Thematisch ist eigentlich alles drin. Ein Bezug zum realen Leben darf gern hin und wieder vorhanden sein, muss aber nicht. In meinen Paralleluniversums-Strips geht es außerdem oft um Kleinigkeiten, die andere übersehen oder zumindest nie zum Gegenstand einer genaueren Betrachtung machen würden… ein banaler Dialog zum Beispiel oder eine dröge Zeitungsschlagzeile.

CRS: Und wo bleibt bei Dir der Sex?

Ivo: Sex? Bei mir? Hm. Nächste Frage bitte.

CRS: Wie lange wirst Du noch so wie jetzt weitermachen wollen?

Ivo: Kommt drauf an was du mit SO meinst.

CRS: Geht's nach dem Druck deines neuesten Comics noch stärker aufwärts? Ist der Porsche Cayenne schon bestellt?

Ivo: Aufwärtsbewegung ist ein fundamentaler Bestandteil der Neuen Dresdner Sachlichkeit. Insofern bin ich da optimistisch. Ein Porsche kommt allerdings überhaupt nicht in Frage. Wir Comicbrigadisten bevorzugen Fahrzeuge, die die Aufwärtsbewegung unterstreichen. Ich fahre z.B. lieber meinen Passat Kombi Baujahr 1987, bei dem zumindest die Unterhaltskosten von Jahr zu Jahr stetig steigen.
Ivo Kircheis
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CRS: Ist auch mal (wieder?) ein Farb-Comic von Dir drin?

Ivo: Jederzeit, wenn es jemand ordentlich bezahlt.

CRS: Hast Du Mosaik und die Abrafaxe je gemocht?

Ivo: Die Digedag-Mosaiks habe ich als Kind regelrecht verschlungen, wahrscheinlich besaß ich deshalb später nur noch so wenige Hefte. Die Abrafaxe fand ich anfangs auch spannend, die ersten Ausgaben habe ich mir 1976 alle vom eigenen Taschengeld gekauft. Inzwischen interessiert mich diese Reihe allerdings nicht mehr. Witzigerweise trifft sich die Comicbrigade regelmäßig mit den Fans vom Dresdner Mosaik-Stammtisch und wir zeichnen auch Beiträge für deren Fanzine „Mosa-X“.

CRS: Gibt's andere täglich-ihr-comic-im-internet-zeichnen-Zeichner, die Du jeden Morgen besuchst, zwecks ääh "Qualitäts"-Vergleich?

Ivo: Dafür fehlt mir leider die Zeit. Dazu kommt, dass wir gegenwärtig im Atelier auf Grund telekomischer Probleme keinen Internetanschluß haben. Bei einigen Web-Kollegen schaue ich allerdings nach Feierabend wenigstens sporadisch vorbei und klicke mich dann gleich durch den Ausstoß des letzten Vierteljahres. Die Betreffenden stehen alle in der Linkliste meiner Website http://www.paralleluniversum.net.
Ivo Kircheis

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CRS: Warum verkaufst Du Deine Originale? (Und werden sie oft bestellt?)

Ivo: Meine Originale verkaufe ich, weil meine Wohnung zu eng ist. (Nein, aber immer öfter.)

CRS: Haben sich Bulls Press eigentlich noch Mal bei Dir gemeldet?

Ivo: Bulls Press, wer war das gleich noch mal?

CRS: Was hast Du neben Band 2 Paralleluniversum noch für langfristige Comic-Pläne?

Ivo: Paralleluniversum 2 ist nicht Bestandteil eines langfristigen Plans, sondern wird sich bereits in Kürze materialisieren. Schon nächstes Jahr soll außerdem ein Gemeinschaftsalbum mit meinem Atelierkollegen Mamei fertiggestellt sein. Es wird den Auftakt zu einer umfangreichen Science-Fiction-Saga mit dem Titel „Cozmic Blues“ bilden und ein neues, komplett anderes 48-seitiges Paralleluniversum aufstoßen. Prost. Danke!

CRS: Hast Du noch eine Botschaft für Deine Leser, Fans und Erzfeinde?

Ivo: Ihr müsst alle gemeinsam NACKT auf dem größten Platz eurer Stadt zu Beatmusik tanzen.

CRS: Wo kann man Dich in der nächsten Zeit persönlich beim Signieren und Zeichnen treffen?

Ivo: Im September werde ich wohl beim 1. Comicfest in Leipzig anzutreffen sein, im November folgt die Mosaikbörse in Wolfen und im Dezember will die Comicbrigade Dresden geschlossen elbabwärts nach Hamburg schippern, um vor Ort Äpfel, Bananen, Nüsse und anderes Gemüse zu signieren.
Ivo Kircheis

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CRS: Ivo, vielen Dank für das "Gespräch"!

Ivo: Gespräch in Anführungszeichen, aha. Danke gleichfalls! ☺


Mehr zu Ivo und seinen Comics findet Ihr unter:

http://www.paralleluniversum.net
http://www.comicbrigade.de
http://www.beatcomix.de

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