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geschrieben von Maqz am
Dienstag, 30. Oktober 2001
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Die Werke des Liberatores, zum Teil vergleichbar mit den anatomischen Studien italienischer Renaissancekünstler, sickerten erst
langsam ins Bewußtsein des versierten Comiclesers. Mitte der 80er Jahre übernahm er den Zeichnerpart der von Texter Stefano Tamburini geschaffenen Serie "Ranxerox". Vorher hatte
er, als Absolvent der "Liceo artistico" in Pescara,
vier Jahre lang Schallplattencover angefertigt und in
Werbeagenturen gearbeitet.
Sein Comicdebüt hatte er 1978 in der Zeitschrift Cannibale. Populär wurde Liberatore vor allem in Frankreich, wo er auch lebt. Es ist schwer ihn mit einer bestimmten Serie (außer mit Ranxerox) zu verbinden, weil er viele Geschichten ohne festen Helden gezeichnet hat. Sein Bild von der Welt als eine ultragewalttätige Perversion hat sich in seinen aktuellen Geschichten nicht mehr widergespiegelt. "In Träumen" ("Batman Schwarz auf Weiss", S. 107, Carlsen) ist eine Geschichte von Andrew Helfer, die seine radikale stilistische Abkehr von seinem mit Sex und Gewalt geprägten Frühwerk darstellt.
Grundsätzlich gehört Liberatore, wie auch Simon Bisley, Richard Corben oder Dermont Power, zu den Comickünstlern, die mit ihren "Metzelzeichnungen" einen Blick auf die "Absurdität der übertriebenen Gewalt in Superhelden Comics" werfen. Hier beginnt nun die Diskussion: Sind Gewalt-Comics gewalttätig oder läuternd? Oder sind sie einfach nur Kunst?
Hierzu eine, wie ich finde treffende, Bemerkung des deutschen Verlegers von "Ranxeron 2 - Kick im Kofferraum" (Verlag Sackmann und Hörndl, Hamburg 1992): "Ein Comic wie «Ranxeron» [=Ranxerox] bringt seinen Verleger leicht in Gewissensnot. Zum Einen liegt das Dargestellte zweifellos an der Grenze des Zumutbaren, zum Anderen ist dieses Buch ein wichtiges Werk der Comicliteretur. Viele meinen gar, es sei der Bedeutendste Comic der 80er Jahre..
Aus Gründen, die wir im Nachwort zum ersten und zu dem hier vorliegenden Band angeben, haben wir uns entschlossen, «Ranxeron» trotz aller Bedenken zu veröffentlichen. Nichts lag dabei ferner, als die gewalttätigen Szenen dieses Buches zu verherrlichen. Im Gegenteil. Wir wünschen uns einen Leser, der über die Rohheit (sic) dieser «Fiktion» genauso entsetzt ist wie wir. Gewalt ist immer würdelos. Sie entwürdigt den, der sie ausübt, und sie verletzt die Würde dessen, auf den sie gerichtet ist. Aber nur, wer von der mannigfachen offentsichtlich wie verborgenen Gewaltpotentialen unserer menschlichen Gesellschaft nicht die Augen verschließt, wird auch die Chance haben, eine Menschenwürdige Gesellschaft zu gestalten" (mg)
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