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Interview mit ECC-Verlagsleiter Georg F. W. Tempel :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
24.04.2024, 18:11 Uhr
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geschrieben von M.Hüster am Mittwoch, 06. Juni 2007 (6196 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Deutsche Comic-Künstler und Werksausgaben auf dem Vormarsch …


Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa
CRS: Eine erfreuliche Entwicklung, die seit einiger Zeit in der ECC zu beobachten ist, findet im Herbst/Winterkatalog einen gewissen Höhepunkt: es erscheinen viele Alben gerade von deutschen Zeichner und Szenaristen. Gleich fast ein Dutzend neuer Bände aus deutschen Landen stehen in den nächsten Monaten im Programm: Elvis, Der Verlag, Rudi, Werner, Goethe, Wilhelm Busch, Katie Cat, Die wilden Fußball-Kerle, Die Wellenläufer, Solanum Chronicles und Das Blut der Templer. Sind deutsche Comics auf dem lange erhofften Vormarsch?

Tempel: Deutsche Comics bei deutschen Verlagen gibt es ja nicht erst seit die ECC hier Akzente setzt. Bei Reprodukt, Schwarzer Turm und wie sie alle heißen sind Comics deutscher Zeichner schon lange ein fester Bestandteil des Programms. Für uns war allerdings wichtig, dass es mittlerweine eine neue Generation von deutschen Künstlern gibt, die bereit ist, Auftragsarbeiten auf hohem künstlerischen Niveau auszuführen. Das ist relativ neu. Ich denke, das kann man mit dem Filmgeschäft vergleichen, wo anspruchsvolle Schauspieler sich nicht zu schade sind, in Blockbustern mitzuspielen, um ihre Brötchen zu verdienen und sich dann kleine Independentfilme leisten zu können.
Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa

CRS: Hat sich die Akzeptanz von deutschen Künstlern am deutschen Markt erhöht? Wenn ja, worauf könnte das zurückzuführen sein?

Tempel: Bei uns wird ein Künstler dann akzeptiert, wenn er etwas zu sagen hat und die stilistischen Ausdrucksmittel besitzt. Seine Herkunft spielt dabei keine Rolle. Wir haben für unsere Eigenproduktionen auch mit ausländischen Zeichnern verhandelt, sind aber dann im eigenen Lande geblieben, weil es hier genug Schaffende gibt, die mit internationalen Standards arbeiten. Das hat mit deutsch oder nicht-deutsch per se gar nichts zu tun. Allerdings ist es mir natürlich lieber, einen inländischen Künstler zu verpflichten als ins Ausland zu gehen.


CRS: Gerne werden auch aktuelle Anlässe mit einem Comic-Band verbunden (Goethe, Busch, Schiller etc.). Welche Vorteil erwartet der Verlag? Welche Rolle spielt der Buchhandel?
Goethe
Tempel: Tatsächlich ist es so, dass medienübergreifende Ereignisse eine höhere Akzeptanz hervorrufen. Da kaufen dann auch schon mal Menschen einen Comic, die sich sonst nicht dafür interessieren. Und das hat natürlich dann Auswirkungen auf die Auflage und damit auch auf das Künstlerhonorar.
Wenn das Thema groß genug ist, sind die Vorbestellungen und später auch Nachbestellungen des Buchhandels wesentlich höher als bei einem "normalen" Comic.


CRS: Thema Zusammenarbeit von Buch- und Comic-Autoren: Was mit "Chronik der Unsterblichen" mit dem Hohlbein, v. Kummant, v. Eckartsberg erfolgreich begann, findet/fand bei ECC mit den Projekten "Die wilden Fußballkerle", "Die Wellenläufer" und "Das Blut der Templer" eine Fortsetzung. Ein neues Erfolgskonzept?
Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa
Tempel: Ich finde es sehr interessant, Medien zu kombinieren. Und wenn es dann auch noch Überschneidungen bei den Zielgruppen gibt, wird das Ganze dann wirklich spannend. Hier sind gerade im Bereich Crosspromotionen grenzüberschreitende Aktionen möglich, die es für den Comic sonst nicht gibt. Und bisher gibt der Erfolg uns recht.


CRS: Wie wird das Konzept vom Buchhandel angenommen? Dieser kennt ja schließlich Hohlbein, Masannek und Meyer als erfolgreiche Autoren. Öffnet das Türen für den Comic?

Tempel: Ja, wenn der Buchhandel sieht, dass es Produkte zu einem bereits erfolgreichen Buchthema oder einem Erfolgsautor gibt, ist er erst einmal aufgeschlossener, da er diesen Erfolg ja bereits selbst im eigenen Laden mitverfolgen konnte. Filmthemen haben es da viel schwerer.


CRS: Sind weitere Projekte in Umsetzung oder in Planung?

Tempel: Auf alle Fälle. Da ich seit Sommer 2006 nun auch für die anderen Labels der Egmont Verlagsgesellschaften (vgs, Lyx, Franz Schneider) inhaltlich verantwortlich bin, habe ich zum einen einen viel größeren Einblick und zum anderen persönliche Kontakte zu den verschiedenen Autoren, was solche Projekte wesentlich erleichtert. So wird es etwa Anfang 2008 eine Buchadaption des bei Schneider erschienenen Romans "Katie Kat" von Thomas Brezina geben, der sich mittlerweile mehrere zehntausend Mal verkauft hat. Brezina selbst ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderbuchautoren ("Das Tiger Team", "No Jungs","Die Knickerbockerbande" etc).
Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa

CRS: Mit den bisherigen Projekten werden sehr verschiedene Zielgruppen angesprochen, sowohl vom Alter her als auch bei den Themen. Funktioniert das Konzept bei allen Zielgruppen?

Tempel: Das Konzept funktioniert, weil die Zielgruppen sehr visuell bzw. durch ihre Fantasie geprägt sind. Das macht es einfacher, sie für Comics zu begeistern.


CRS: Ein gewisser Schwerpunkt ist bei den Fantasy-Themen zu beobachten....

Tempel: Dass Fantasy nach "Harry Potter" und "Herr der Ringe" sehr erfolgreich ist, ist kein Geheimnis. Und Fantasyleser sind auch sehr Comic-affin. Das erleichtert das Ganze sehr. Außerdem haben wir mit Wolfgang Hohlbein einen der weltweit erfolgreichsten Fantasyautoren im Programm, mit dem uns zudem ein fast schon freundschaftliches Verhältnis verbindet. Es wäre ja sträflich keine Comics zu seinen Büchern zu machen. Auch werden wir im Buchbereich mit Lyx eine Fantasylabel starten, woher wir dann sicher auch weitere Fantasythemen für Comicadaptionen beziehen können.

Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa
CRS: Die Formatdiskussion hält weiter an. Es gibt die Gruppe der Traditionalisten (auch unter den Machern), die an dem herkömmlichen Albumformat festhalten möchten, andere bevorzugen die kleinere und handlich Buchform, die sich zudem besser im Buchhandel besser platzieren lässt.
ECC reagiert, wie auch andere Verlage, mit Einzelfallentscheidungen. So wurde das Konzept bei "Die Wellenläufer" sogar während der laufenden Edition vom Album zum Buchformat hin verlagert. Wie kam es dazu?

Tempel: Gerade die Umstellung bei "Wellenläufer" war für uns ein Lernprozess. Ursprünglich hatten wir uns mit dem Autor darauf geeinigt, dass wir das erfolgreiche Albenkonzept wie bei "Die wilden Fussballkerle" übernehmen wollten. Nur hat sich dann aber gezeigt, dass es doch ein Unterschied macht, ob ich abgeschlossene Einzelgeschichten ("Fussballkerle") für eine jüngere Zielgruppe veröffentliche oder versuche, ein vorliegendes Buch für etwas ältere in Einzelteile aufzuspalten.Das funktioniert nicht.
Der Leser hat mit dem Roman die Erfahrung gemacht, dass er die Story in einem Rutsch durchlesen kann und nicht ein Jahr auf die zweite Hälfte der Erzählung warten muss. Weiterhin kommt hinzu, dass der Buchhandel bei einem Megathema wie "Fussballkerle" Gesamtpräsentationen fährt, also alle existierenden und von ihm verkauften Produkte bündelt. Da spielt es keine Rolle, ob der Comic nun in Alben- oder Buchformat erscheint.
Bei einem Produkt wie "Wellenläufer", wo es nur den Roman gibt, muss man versuchen, in die Nähe des Buches zu kommen. Und das funktioniert im klassischen Comicalbenformat nicht. Deshalb haben wir die Ausstattungsänderung vorgenommen.

CRS: Thema Gesamtausgaben: Aktuell gibt es einen unübersehbaren Trend zu Gesamtausgaben von Comic-Klassikern bei fast allen Verlagen. Gut, solche Ausgaben gab es schon immer, nur nicht in der Konzentration. Wird da der Nostalgiegedanke der Leser angesprochen?

Tempel: Das ist klare Nostalgie oder - wie ich es gerne nenne - das "Hethke Phänomen" - ehemals hochauflagige Produkte in wertigerer Ausstattung mit kleineren Auflagen zu vermarkten. Norbert Hethke hat schon sehr früh gezeigt, dass Comicleser immer wieder gerne ihre Jugend aufleben lassen und sich ihre Jugendlektüre in adäquater Ausstattung ins Regal stellen wollen. Das ist weder verwerflich noch schlecht, sondern eine Tendenz, die es im Musikbereich schon lange gibt, wo das Werk bekannter Künstler immer wieder mit Bonustracks, remastered oder in Komplettboxen aufgelegt wird. Nichts anderes tun wir.
Allerdings haben wir für uns eine klare Mengenstrategie definiert. Im franco-belgischen Bereich werden wir jeweils eine realistische Serie und eine Funny-Serie veröffentlichen. Auf "Blueberry" folgt "Storm", und "Isnogud" wird der Nachfolger von "Lucky Luke". Dazwischen wird es immer mal wieder Einzelbände geben wie etwa aktuell Moebius' "Incal Gesamtausgabe". Im Stripbereich wollen wir uns auf "Garfield" und "Hägar" konzentrieren. Alles andere wäre eine Überforderung des Geldbeutels der Leser.

Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa
CRS: Stichwort Geldbeutel der Leser: Die zugegebenermaßen hochwertigen Sammlerausgaben haben aber auch ihren Preis. Macht es nicht mehr Sinn, dass Programm (wie auch schon bei der Hall passiert) mehr zu strecken?

Tempel: Ich denke, man muss dem Käufer eine Perspektive geben, sprich, er muss sehen, dass er eine komplette Serie in überschaubarer Zeit im Regal stehen hat. Ansonsten springt er ab und wir verlieren an Auflage, was letztendlich die Fortführung einer solchen Edition gefährden könnte.
Nehmen wir "Blueberry".Bei einer Veröffentlichung von 2 Bänden pro Jahr hätte es knapp 5 Jahre gedauert, bis die Giraud-Stories komplett vorliegen. Bei unserem aktuellen Rhythmus brauchen wir nur knapp 3 Jahre. Oder "Lucky Luke". Der liegt innerhalb von 6 Jahren komplett vor. Und das bei über 60 Einzelalben.
Ich denke, bei "endlichen" Serien, wo man also sieht, dass der Abschlussband vorhanden oder in greifbarer Nähe ist, macht es keinen Sinn, die Veröffentlichung zu stecken.
Bei der "Hall of Fame" ist das anders. Theoretisch könnte diese Serie bis zu meiner Rente (und das ist noch einige Zeit) und darüber hinaus laufen. Hier ist also keine Eile geboten.

Deutsche Comic-Künstler bei Ehapa

CRS: Wie erklärst du dir das Comeback der sogenannten Zeitungscomics?

Tempel: Ist das wirklich ein Comeback? Ich denke, hier greift auch mein Ausdruck "Hethke-Phänomen". Wir machen schöne und hochwertige Ausgaben, die es verdienen, im Regal präsentiert zu werden, die aber niemals die Auflagen der Zeitungen oder der alten billigen Krüger- oder Goldmann-Ausgaben erreichen werden. Wir kommen einfach den Wünschen von Kunden nach, die sich ihren Garfield oder Hägar gerne als edle Sammlerausgaben zulegen wollen.


CRS: Vielen Dank für das Interview!

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