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geschrieben von Maqz am
Donnerstag, 29. Juni 2006
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Hoffmanns Erzählungen
Es sind eigentlich kleine knuddelige Männchen. Doch sie halten einiges an Stahl, Zauberstäben und Zaubertränken in den Händen. Die Kolkas. Zeichner Holger Hoffmanns erzählt etwas über seine Serie und das neue dritte Band in einem Interview mit der CRS.
Übrigens: Die Kolkas sind nicht zu unterschätzen. Ein Mal gelesen und man wird süchtig nach mehr! Warum das so ist? Nun einfach mal weiterlesen! ;-)
CRS: Fast sechs Jahre nach erscheinen des ersten Bandes, ist nun endlich der dritte Band Deiner Kolkas-Saga erschienen. Woran lag es, dass es so lange gedauert hat?
Holger Hoffmann: Der Grund ist sehr einfach. Du musst bedenken, dass ich hauptberuflich als Lehrer arbeite und dieser Job geht natürlich vor. Da bleibt nicht viel Zeit zum Zeichnen. Die breite Öffentlichkeit glaubt zwar, dass man als Lehrer extrem viel Freizeit hat, weil man in aller Regel nur morgens in der Schule vor Ort ist, aber das stimmt einfach nicht. Die meisten übersehen die vielen Aufgabenbereiche, die der Lehrer Tag für Tag über den normalen Unterricht hinaus zu bewältigen hat. Korrekturen, spezielle Unterrichtsvorbereitungen, Elterngespräche, Dienstbesprechungen, Arbeitsgemeinschaften, Planung von Schulveranstaltungen, Klassenfahrten, Verwaltungskram, etc … da kommt schon einiges zusammen. Selbst an den Wochenenden finde ich nur sehr sehr selten Zeit und Muße zu Zeichnen. Meine Comics entstehen daher hauptsächlich in der Ferienzeit. Da kann ich dann ungestört mehrere Tage oder Wochen am Stück an meinen Comics arbeiten und meiner Fantasie freien Lauf lassen. Daher dauert es meist zwei bis drei Jahre bis ein Folgeband fertig wird.
CRS: Der dritte Band ist bei Gringo Comics erschienen und nicht mehr beim Comicwelt Verlag. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Holger Hoffmann: Der Comicwelt Verlag besteht wie einige anderen Comicverlage bloß aus einer einzigen Person. In dem Fall aus Udo Scherer. Und da er wie ich hauptberuflich was ganz anderes macht, führt das natürlich in irgendeiner Form zu Problemen bei seiner Verleger-Tätigkeit. Besonders traurig für mich war die Tatsache, dass er seit sechs Jahren persönlich auf keiner einzigen Comicmesse mehr vertreten war. Und genau dort gewinne ich nach wie vor die meisten neuen Leser. Und ich brauchte einfach einen Verlag, der regelmäßig vor Ort ist. Einen Verlag, der den Kontakt zu den Lesern sucht. Und daher war ich sehr glücklich darüber, dass Holger Bommer von Gringo Comics meine Kolkas in sein Verlagsprogramm mit aufgenommen hat. Und wenn beide Verlage miteinander kooperieren, könnte das langfristig sogar eine sehr fruchtbare Sache werden. Gemeinsam ist man bekanntlich stärker.
CRS: Und die größeren Verlage waren nicht interessiert?
Holger Hoffmann: Die sehen nach wie vor keinen Markt für meinen Figuren und schwimmen lieber auf der Manga-Welle mit. Auf Außenseiter zu setzen ist für sie zu risikoreich.
CRS: Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden, in denen eindeutig der Humor überwog, geht es in Deinem dritten Band stellenweise ziemlich zur Sache. Da gibt es unglaublich viele Kampfszenen, die teilweise sehr detailliert und hart dargestellt sind. Hast Du nicht Angst, dass einige Leser schockiert sein werden?
Holger Hoffmann: Vielleicht, aber dann haben diese Leser nicht zwischen den Zeilen gelesen, sich nicht wirklich auf die Geschichte eingelassen, die Bilder nicht wirklich verstanden, nicht kapiert, was meine Intention war. Ich wollte in diesem Band starke Gefühle beim Leser erzeugen. Angst, Hass, Verzweiflung, Liebe. Solche Gefühle kannst Du nicht erzeugen mit liebenswerten, harmlosen Bildchen. Beispielsweise gibt es eine Szene in dem Band, in dem die Eltern von Korona getötet werden. Da gibt es ein paar sehr harte Bilder. Aber die mussten genau an diese Stelle, denn ohne diese Sequenz wäre die ganze Tragödie, die sich später ereignet, nicht wirklich nachvollziehbar gewesen. Auch der Tod von Wobberfield gehört da beispielsweise mit dazu. Die Summe dieser unglaublich vielen schockierenden Ereignisse, die der Leser nach und nach in diesem Band erfährt, machen erst begreifbar, warum Korona selbst irgendwann das Schwert erhebt. Es ist Verzweiflung. Es ist Wut! Ohnmacht! Hoffnungslosigkeit! Oder was auch immer! Jedenfalls sind es sehr tiefe, starke Gefühle. Ich möchte, dass der Leser sich mit diesen starken Gefühlen auseinandersetzt, diese Gefühle selbst fühlt. Ich möchte, dass der Leser in der Geschichte lebt. Und das geht eben nicht mit niedlichen, harmlosen Bildchen. Deswegen stellenweise die Härte in diesem Band. Und wer genau hinschaut, wird hoffentlich feststellen, dass ich Gewalt dennoch wohl dosiere. Ich schwelge nicht in Gewaltorgien, sondern Kampfszenen sind für mich nur Mittel zum Zweck. Sie sollen die Geschichte und die Gefühle dem Leser begreifbar machen.
CRS: Neben diesen Kampfszenen, gibt es aber auch wieder irrsinnig viele witzige, humorvolle Stellen in Deinem Band. Ist das nicht ein gewagter Spagat zwischen Humor und Gewalt? Manchmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll!
Holger Hoffmann: Ist unser Leben nicht genauso? Es ist ein Wechselspiel der Gefühle. Du schaust Dir eine lustige Sendung im Fernsehen an, und lachst aus ganzem Herzen. Anschließend guckst Du die Nachrichten und erfährst von den neuesten Gräueltaten der Menschen und empfindest tiefe Traurigkeit. So oder so ähnlich wird es wohl auch dem einen oder anderen Leser ergehen. Hinzu kommt, dass ich ein sehr humorvoller Mensch bin. In die Geschichte mussten daher auch wieder sehr viele lustige Elemente. Es macht mir einfach unglaublich viel Spaß sich solche irrwitzigen Sachen auszudenken.
CRS: Würdest Du Deinen Comic eher als „Erwachsenencomic“ oder als „Kindercomic“ bezeichnen?
Holger Hoffmann: Ich möchte mich da nur ungern festlegen, denn ich möchte für alle Leser verständlich sein und den großen und den kleinen Lesern etwas bieten. Sicherlich wird ein Erwachsener viel mehr verstehen und nachvollziehen können als ein Kind, aber vor kurzen hat mir beispielsweise ein 13-jähriger Junge gesagt, dass er meine Comics total cool findet und dass ich unbedingt einen vierten Band zeichnen sollte. Dass zeigt doch, dass auch ein Kind seinen Spaß an der Serie hat. Und so soll es eigentlich auch sein.
CRS: Keine Bedenken wegen der Kampfszenen?
Holger Hoffmann: Nicht wirklich. Schau Dir beispielsweise Herr der Ringe an. Der Film war ab 12 Jahren. Und was Du da auf der Leinwand gesehen hast, war sicherlich härter als in meinen Comics. Außerdem verherrliche ich ja nicht Gewalt. Darüber hinaus finde ich es eher gefährlich Gewalt zu verharmlosen. Wenn ein Obelix einen riesigen Hinkelstein in eine Menschenmenge wirft, dass sich die Köpfe und Gliedmaßen der Getroffenen in alle Himmelrichtungen verdrehen, wird das meist als lustig empfunden und als kindgerecht eingestuft. Aber ist das wirklich kindertauglicher als meine Zeichnungen? Bloß, weil in keiner Schlacht nie wirklich jemand stirbt? Sind deswegen diese Gewaltdarstellungen kindgerecht? Oder wenn die Maus Jerry der Katze Tom eine riesige Dynamitstange ins Maul steckt und anzündet. Ist das kindgerechte Unterhaltung? Nur weil die Katze noch der Explosion noch lebt und das verkohlte Gesicht der Katze so schön lustig aussieht? Wenn ich Gewalt in meinen Comics zeige, heißt die Botschaft: Gewalt ist keine Lösung! Und wenn Du Gewalt anwendest, musst Du damit rechnen, dass Du selbst verletzt oder sogar getötet wirst. Aber um hier kein falsches Bild aufkommen zu lassen. Der Schwerpunkt meiner Comics liegt auf dem Humor.
CRS: Gab es für deine Geschichte irgendwelche Vorbilder. Zum Beispiel Herr der Ringe?
Holger Hoffmann: Herr der Ringe spielte eigentlich überhaupt keine Rolle. Gut, ich habe alle drei Filme gesehen und finde sie sehr gelungen, aber Du musst bedenken, dass ich meine Geschichte bereits 1997 erdacht habe. Und da kannte ich weder die Bücher von Tolkien, noch gab es zu diesem Zeitpunkt einen Kinofilm davon. Man wird natürlich beeinflusst von der eigenen Vergangenheit. Von den Dingen, die man selbst erlebt, gesehen oder gelesen hat. Tarzan, die Ritter der Tafelrunde, Conan der Barbar und und und … alles hat natürlich irgendwo Spuren hinterlassen und beeinflussen in irgendeiner Form Dein Denken und Handeln, aber meine Ideen kommen eher unbewusst.
CRS: Ich habe auf Deiner Homepage gelesen, dass es noch eine Comicstripserie mit den Kolkas-Figuren gibt. Werden die regelmäßig irgendwo veröffentlicht.
Holger Hoffmann: Nein, leider nicht. Bei mir zu Hause liegen über 100 farbige, fertig gezeichnete Comicstrips auf Halde. Keine Zeitschrift interessiert sich dafür. Ich denke, es liegt hauptsächlich an den Figuren. Man kann sie nicht wirklich irgendwo einordnen und deshalb empfinden die meisten Redakteure die Serie eher als unpassend.
CRS: Zum Schluss die Frage, die wahrscheinlich alle Kolkas-Fan interessieren wird. Wird es eine Fortsetzung Deiner Geschichte geben?
Holger Hoffmann: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich meist nicht sehr lange ohne das Zeichnen leben kann.
Von daher ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es wieder etwas Neues von mir geben wird. Ich hätte da schon noch einige gute Ideen, bei denen es mir bereits heute in den Fingerspitzen kitzelt. Die eine oder andere Skizze existiert sogar bereits schon … aber mehr wird jetzt hier nicht verraten.
CRS: Holger, vielen dank für das Gespräch.
Mehr Infos und Bilder gibt es unter www.kolkas.de
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