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    geschrieben von Maqz am
    Freitag, 18. März 2005
    (31583 Aufrufe)    
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(*)
      Kultur und Geschichte hinter den modernen Bildern aus Japan 
 
 Dieser Beitrag stammt aus dem Katalog des letzten Comicfestes München. Immer noch informativ dient er in dieser Artikelreihe dazu daran zu erinnern, daß in diesem Jahr wieder ein Comicfest in München stattfinden wird. Termin 01. bis 04. September 2005. Wieder sind alle herzlich dazu eingeladen. :-)
 
 
Weitere Informationen zum Fest gibt es unter www.comicfest.de oder bei mg@comicradioshow.com.
 
 
Manga
 
von Markus Strossenreuter
 
 
Der deutsche Comicmarkt boomt – Motor dieses
 
Phänomens ist die japanische Zeichenkunst:
 
Manga (Comic) und Anime (Zeichentrick).
 
Die Kultur und Geschichte hinter den
 
modernen Bildern aus Japan kennen nur die
 
eingefleischtesten Otakus (Fans). Für alle, die
 
mehr über die bunten Bildchen aus Japan
 
wissen wollten, ist diese kleine Einführung.
  Die Ursprünge japanischer Zeichentradition
 
lassen sich bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen.
 
Bei Restaurierungsarbeiten in japanischen
 
Tempeln wurden 1935 Ritzzeichnungen
 
gefunden. Obwohl sehr einfachen und grobschlächtigen
 
Zeichnungen sicher eher von
 
gelangweilten Bauarbeitern und Schreibern als
 
von echten Künstlern stammten, zeigten sie
 
schon Ansätze der für japanische Zeichnungen
 
später so typisch gewordenen feinen Linientechnik.
 
Die ersten gepinselten Zeugnisse der japanischen
 
Zeichenkunst kamen im 12. Jahrhundert „angerollt“.
 
Die vier papiernen chojugiga (Tierrollen)
 
des Bischofs Toba zeigten vermenschlichte Tiere
 
in allen erdenklichen Szenen des buddhistischen
 
Klosterlebens und gelten heute als Meisterwerke
 
der japanischen Pinselstrichkunst. Sie sind mit
 
den heutigen Mangas nicht zu vergleichen, denn
 
es gibt keine Einzelbilder. 
 
 
 
Vielmehr entrollt sichvor dem Betrachter eine Art Film. In den bis zu
 
dreißig Meter langen Papierbändern gehen Hügel
 
sanft in Ebenen über, Dächer lösen sich auf und
 
zeigen das darunter liegende Geschehen. Aber, es
 
finden sich auch schon Stilmittel, deren sich auch
 
der heutige Manga noch bedient.
 
Im 17. Jahrhundert setzte, ausgehend von der
 
Stadt Otsu nahe Kyoto, im gemeinen Volk ein
 
Boom für Zeichnungen ein. Aus anfangs buddhistischen
 
Amuletten für Reisende wurden schnell
 
sehr weltliche Bilder von lasziven Frauen,
 
Dämonen in Priestergewändern oder legendärer
 
Samurai. Um der wachsenden Nachfrage zu
 
begegnen, bedienten sich die Künstler gar einer
 
primitiven Druckmethode. So konnten sie diese
 
Bilder zu Tausenden produzieren.
 
In der Edo-Periode (1600-1869) bildete sich
 
eine wohlhabende Händlerklasse in
 
Japan. Diese neue Klasse suchte
 
nach billigen Formen der
 
Unterhaltung und Ablenkung. Das
 
heizte unter anderem die
 
Nachfrage nach Holzblockdrucken
 
an, die bald in Massenproduktion gefertigt
 
wurden. Die beliebteste Form dieser Drucke
 
waren ukiyo-e (Bilder der schwimmenden Welt).
 
Farbenfroh und filigran zeigen sie Sehenswürdigkeiten,
 
historische Geschichten, Anekdoten,
 
aber auch mal deftigere Geschichten
 
(shunga = Frühlingsbilder).
 
 
 
Schon im ausgehenden 18. Jahrhundert bildeten
 
sich auch die ersten Vorformen des modernen
 
Manga-Buches die toba-e und kybyoshi. Sie
 
bestanden aus 20 oder mehr Seiten, die entweder
 
mit Draht gebunden waren oder sich wie eine
 
Ziehharmonika auffalten ließen. Die einfarbigen
 
toba-e, benannt nach dem Schöpfer der Tierrollen
 
Bischof Toba, hatten keine Einzelbilder
 
und kamen mit wenig Begleittext
 
aus. Die kibyoshi oder „Gelbcover“
 
waren zwar ebenso einfarbig wie die toba-e,
 
legten jedoch Wert auf eine durchgängige
 
Geschichte aus Einzelbildern und verwendeten
 
einen festen Begleittext.
 
Mit den Europäern brach im 19. Jahrhundert auch
 
der europäische Cartoon in den vorher abgeschlossen
 
Kulturkreis des Reiches der aufgehenden
 
Sonne ein. Zwei Europäer waren es
 
dann auch, die die Saatkörner für den modernen
 
Manga legten: Charles Wigman (1835-1891, Brite)
 
und George Bigot (1860-1927, Franzose). Wigman
 
brachte Japan mit der Satirezeitschrift The Japan
 
Punch (1862) die Sprechblase und Bigot mit seiner
 
Zeitschrift Tobae (1887) die inhaltliche Verknüpfung
 
von Einzelbildern zu einem Comic-Strip.
 
Die Zeichner griffen jetzt anstatt zum Pinsel zum
 
Bleistift und moderne europäische Drucktechniken,
 
wie etwa der Kupferplattendruck oder
 
der Setzdruck, revolutionierten die Industrie in
 
Japan. Die neuen Techniken ermöglichten hohe
 
Auflagen zu kleinen Preise. So wurde schon früh
 
der Grundstein dafür gelegt, dass sich Zeitungen
 
und Comics zu echten Massenmedien entwickeln
 
konnten. 
 
Die ersten japanischen Eigenprodukte
 
sind Zeugnisse dafür, wie schnell die Asiaten die
 
westlichen Techniken übernahmen und verbesserten.
 
 
 
Die Marumaru Chimbun erschien erstmals
 
1877. Die Zeitschrift lehnte sich stark am The
 
Japan Punch an, war ihr jedoch von Anfang an
 
stilistisch überlegen.
 
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts
 
wandten sich die Japaner zunehmend vom
 
steifen, europäisch geprägten Cartoon ab und
 
entdeckten den lebendigeren, amerikanischen
 
Cartoon für sich. Kitazawa Rakuten (1876-1955)
 
und Okamoto Ippei (1886-1948) begannen als
 
erste damit, den amerikanischen Stil aufzunehmen.
 
Sie betrachteten das Comiczeichnen nicht
 
nur als Zwischenstufe auf dem Weg zu „echter“
 
Kunst und nannten sich als erste Zeichner überhaupt
 
mangashi (shi = „Meister“ oder „Lehrer“).
 
Kitazawa kreierte 1902 den ersten japanischen
 
Comicstrip: Tagosaku to Mokube no Tokyo
 
Kembutsu (Tagosaku und Mokube auf Sightseeing
 
in Tokio).
 
Obwohl in den Zwanziger Jahren immer mehr
 
amerikanische Cartoons in Japan auf den Markt
 
drängten, waren sie, trotz großer Beliebtheit nie
 
eine Gefahr für die einheimische Produktion. Im
 
Gegenteil, es half der Branche sogar auf die
 
Sprünge. Der Erfolg der ausländischen Serien rief
 
die Herausgeber der Zeitungen auf den Plan. Als
 
sie das Potenzial der Comicserien zur Leserbindung
 
erkannten, stellten sie zunehmend eigene
 
Zeichner ein. Eine eigenständige japanische
 
Comicstripkultur entstand und etablierte sich
 
schnell. Im Gegensatz zu den amerikanischen
 
Comics waren die Mangas für die japanischen
 
Leser leicht zu verstehen. Schließlich besaßen
 
Künstler und Konsument denselben kulturellen
 
Hintergrund.
 
 
 
Die 30er und frühen 40er Jahre waren geprägt
 
von Japans aggressiver Expansionspolitik. Diese
 
Jahre gehören zu den schwärzesten in der
 
Geschichte des Manga. Die Regierung warb mit
 
großem Erfolg um die „Mangashi“ und begann
 
Inhalte zu kontrollieren und zu lenken. Die meisten
 
Zeichner stellten sich scheinbar arglos in
 
den Dienst der nationalen Sache und der
 
Propaganda.
 
Nach dem Krieg bedienten sich die Amerikaner
 
der Massenwirksamkeit des Manga zur Umerziehung
 
der japanischen Bevölkerung. Sie sorgten für
 
Papier und Zeichenutensilien und gaben der
 
Industrie damit kostenlose Starthilfe. Außerdem
 
profitierte die Manga-Industrie davon, dass dem
 
vom Krieg ausgelaugten Volk nach billiger Zerstreuung
 
verlangte. Vor dem Krieg hatte man
 
zumeist festgebundene, sorgfältigst kolorierte
 
Mangas auf hochwertigem Papier produziert.
 
Diese waren aber teuer, man musste als umdenken.
 
Die Verlage stellten deswegen auf einfarbige,
 
schlecht gebundene Mangas auf billigstem Papier
 
um, deren geringe Produktionskosten auch hohe
 
Auflagenzahlen ermöglichten. Vom künstlerischen
 
Aspekt her gesehen, waren diese
 
Mangas unbedeutend. Das zeichnerische Niveau
 
der Verkaufsmangas war auch auf Grund enger
 
Produktionstermine unterirdisch. Eine wohltuende
 
Ausnahme bildeten da die Leihbuchverlage.
 
Mit großzügigeren Produktionszeiten als bei den
 
Verkaufsmangas boten sie ihren Zeichnern vielmehr
 
Raum, Wert auf die Handlungsstränge und
 
Zeichnungen zu legen. Im Schnitt hatte ein
 
Leihbuchzeichner die vierfache Produktionszeit
 
für seine Geschichte: ein Monat gegenüber einer
 
Woche bei den Verkaufsmangas.
 
Eine interessante Entwicklung der Nachkriegszeit
 
ist die Aufsplittung der Mangas in Genres. Im
 
Gegensatz zu Europa und den USA, wo Comics
 
hauptsächlich ein junges männliches Publikum
 
ansprachen, gab es in Japan bereits seit den
 
späten fünfziger Jahren eine große Bandbreite
 
verschiedenster Lesergruppen. Anfangs glichen
 
die Mangas ihren westlichen Verwandten inhaltlich:
 
Geschichten rund um Sport, Samurai oder
 
Astronauten. Doch die Nachkriegsgeneration las
 
weiter Mangas, auch wenn sie den Kinderschuhen
 
längst entwachsen war. Konsequenz: Erwachsenere
 
Themen fanden Platz in den Bildergeschichten.
 
Während die Verkaufsmangas bald
 
Auflagenrekord auf Auflagenrekord erzielten,
 
brach der Leihbuchmarkt zusammen. Die Verlage
 
gingen Bankrott. Zahlreiche hochqualifizierte
 
Zeichner drängten darauf hin in die boomende
 
Branche und gaben der Manga-Kultur neuen
 
Schub.
 
 
 
Viele Zeichner wendeten sich vom disneyhaften
 
Stil der Kinder-Mangas ab und beschritten neue
 
Wege – so etwa Osamu Tezuka. Er prägte die
 
japanische Manga-Kunst wie kein anderer. Seine
 
genialen Ideen eröffneten dem Zeichner völlig
 
neue gestalterische Möglichkeiten.
 
Er gilt als Erfinder der gekiga (Dramatische
 
Bilder). In seinen Mangas drängte das Bild den
 
Text zunehmend in den Hintergrund. Mit der
 
Veröffentlichung von Ribon no kishi (Der Ritter
 
mit den Schleifen) 1953 schuf er den ersten reinen
 
Mädchen (shojo)-Manga und legte damit auch den
 
Grundstein für all die verschiedenen Genres, die
 
es heute gibt.
 
Zuerst gab es nur getrennte Magazine für Jungen
 
und Mädchen. Doch schon bald gesellten sich
 
auch Magazine für Männer, für Frauen und zuletzt
 
sogar Senioren hinzu. Mit der altersbezogenen
 
ging auch noch eine inhaltliche Trennung einher.
 
Heute gibt es spezielle Magazine für Science-
 
Fiction, Horror-, Abenteuer- oder Alltagsgeschichten.
 
Seit den achtziger Jahren bereichert
 
erfreut sich der Sach-Manga auch größter
 
Beliebtheit. Ishinomoris Nihon Kezai Nyumon
 
(Japan GmbH. Eine Einführung in die japanische
 
Wirtschaft, 1986) war der erste dieser Art. Heute
 
gibt es diese leichte Art der bildenden Unterhaltung
 
mit Themen von Geschichte über Physik
 
bis hin zu Kunst. Das japanische Manga-Magazin
 
unterscheidet sich grundlegend von allen westlichen
 
Comic-Formen. Es erscheint wöchentlich
 
oder zweiwöchentlich und hat bis zu 600 (!)
 
einfarbigen Seiten. In jedem dieser Wälzer finden
 
sich bis zu 18 über mehrere Ausgaben fortlaufende
 
Geschichten.
 
 
 
Mehr als 100 Verlage teilen sich den Markt in
 
Japan. Dominiert wird er zu 70 Prozent von
 
den großen drei, Shueisha, Kodansha
 
und Shogakukan. Als Beispiel für
 
die sprunghafte Entwicklung
 
der Absatzzahlen sei
 
hier die Manga-Wochenzeitschrift für Jungen,
 
Shonen Jump, angeführt. Sie startete 1968 mit
 
einer Auflage von 100.000, erreichte 1984 bereits
 
vier Millionen Leser und konnte 1991 sogar die
 
sechs Millionen-Schallmauer durchbrechen,
 
wöchentlich!! Zum Vergleich, die amerikanische
 
Wochenzeitschrift Newsweek hatte 1984 etwa drei
 
Millionen Leser.
 
Viele der Mangas für Jungen (shonen) verzichten
 
auf künstlerischen Anspruch. Deswegen erscheinen
 
sie meist wöchentlich. Der Shojo-Manga erscheint
 
meist 14-tägig oder monatlich und achtet
 
mehr auf Inhalt und Stil. Die beiden Genres entwickelten
 
deshalb zwei völlig verschiedene
 
Erzählformen. Der Shonen-Manga legte lange
 
wenig Wert auf Gefühlsregungen oder Schönheit.
 
Sein Hauptaugenmerk galt der Darstellung von
 
Action und der linearen Erzählstruktur, ähnlich
 
den Storyboards eines Films. Der Shojo
 
dagegen thematisierte zumeist
 
Liebesgeschichten. Die Schönheit
 
der Form, Gefühlsregungen und
 
Stimmungsumschwünge spielten
 
eine weitaus größere Rolle. Die Shojo-
 
Figuren zeigen zumeist den kaukasischen
 
Typ: Große Augen, überlange,
 
filigrane Gliedmaßen und
 
falls weiblich zusätzlich
 
noch mit Wespentaille und großer Oberweite. In
 
die überdimensionierten Augen legten die
 
Zeichner viel Emotion, die Gesichter schienen
 
bald nur noch aus Augen zu bestehen. Die klare
 
Aufteilung der Seiten in einzelne Panels verschwand
 
im Shojo immer mehr, die Bilder flossen
 
ineinander.
 
 
 
In den 80er Jahren kam es dann aber zu
 
„Querlesern“, also Jungen, die Shojo-Magazine
 
lasen, oder Mädchen, die sich für die Abenteuergeschichten
 
der Shonen-Magazine begeisterten.
 
Als Folge davon kam es zu einer zunehmenden
 
stilistischen Annäherung. Die Augen im Shonen
 
wurden größer, die Geschichten ausgefeilter und
 
zunehmend mit romantischen Details angereichert.
 
Dagegen schrumpften die Augen im Shojo
 
und die Storys bekamen mehr Action und
 
Dynamik.
 
Trotz der hohen Auflagen waren Manga-Zeitschriften
 
kein wirklich einträgliches Geschäft. Der
 
Konkurrenzdruck hielt die Preise niedrig. Die Verlage
 
mussten deshalb nach alternativen Gewinnmöglichkeiten
 
suchen, etwa die Zusammenfassung
 
erfolgreicher Serien zu Gesamtausgaben.
 
Wegen der Länge der Serien konnten sich diese
 
wiederum auf mehrere Bände erstrecken. Doch
 
auch hier waren die Gewinne aufgrund der zahlreichen
 
Serien nicht sehr hoch. Animation bot
 
einen Ausweg aus diesem Dilemma. Der Erfolg
 
von aus Mangas umgesetzten Fernsehserien wie
 
Kimba oder Eisenfaust Atom ermutigten die
 
Verlage, vermehrt auf die Animation zu setzen.
 
Plötzlich tat sich auch ein Fanartikel-Markt auf.
 
 
 
Die Verlage erwirtschafteten bald den Großteil
 
ihrer Gewinne mit der Vergabe von Merchandising-
 
Lizenzen. Natürlich kurbelte die Ausstrahlung
 
auch den Absatz des Comics an. Erfolgreiche
 
Serien verlangten nach Spin-Offs. Deren Ausstrahlung
 
machte wieder neues Merchandising
 
und belebte die Nachfrage nach den ursprünglichen
 
Mangas neu. Ein Kreislauf war geboren.
 
Die Animatoren, zumeist gleichzeitig Manga-
 
Zeichner, versuchten die Kluft zwischen den
 
Shojo und Shonen-Stil zu überbrücken: Schöne,
 
kaukasische Charaktere mit großen, aber nicht
 
überdimensionierten Augen fanden sich in
 
actionreiche Handlungen, die, je nach Bedarf,
 
mit einer Prise Romanze gewürzt wurden. Der
 
Vielfalt der Geschichten war auch im Anime keine
 
Grenzen gesetzt: Elemente von Science-Fiction
 
und Fantasy vermischen sich mit Märchen und
 
Sagen, realer Geschichte und Religion. Man lässt
 
der Phantasie freien Lauf, nach dem Motto: Im
 
Anime ist nichts unmöglich und alles erlaubt!
 
1958 startete Toei erfolgreich mit der Produktion
 
von
 
abendfüllenden Animationsfilmen.
 
Schon bald drängten
 
auch andere Studios wie Otogi, Kyodo oder Nihon
 
Eiga auf den Markt.
 
Enge Produktionszeitpläne verhinderten allerdings
 
aufwendige Verfahren. Meisterwerke blieben
 
so die Ausnahme. Im Gegensatz zu ihren
 
amerikanischen Kollegen verzichteten japanische
 
Zeichner auf detailgetreue Zeichnungen oder
 
musikalische Zwischenspiele. Man legte viel Wert
 
auf schnelle Schnitte, bizarr-traumhafte Settings
 
und atemberaubende Action. Nach dem TV-Erfolg
 
von Tetsuwan Atomu (Astro Boy) 1963 schossen
 
neue Studios wie Pilze aus dem Boden. Schon
 
zwei Jahre später gab es sieben davon.
 
In den siebziger Jahren entdeckten die Studios
 
die Sportwelt und schlachteten dieses Genre
 
gehörig aus. Mit Attack No 1 (deutscher Titel: Mila
 
Superstar; 104 Folgen) begann es. Kaum eine
 
Sportart war vor dem Anime sicher. Zur selben
 
Zeit fanden die ersten Anime-Serien auch ihren
 
Sendeplatz in Amerika und Europa. Während sie
 
in Amerika nie die Vormachtstellung einheimischer
 
Produktionen brechen konnten, schlugen in
 
Europa Serien wie Kimba oder Eisenfaust Atom
 
richtig ein. Erwähnenswert: Alps no Shojo Heidi
 
(Heidi) von 1972, eine Koproduktion der Taurus Film und Toei.
 
Die Anime-Industrie florierte: 1976
 
wurden insgesamt 200 Serien produziert, bis 1983
 
verdoppelte sich diese Zahl. Der Branchenriese
 
Toei konnte jeden Tag 26 Minuten Zeichentrick
 
fertig stellen. Das entspricht mehr als 30.000
 
Einzelbildern pro Tag.
 
 
 
Der endgültige Durchbruch des Anime kam aber
 
1985 durch den Videomarkt. Neben den aufwändigeren,
 
abendfüllenden Spielfilmen für die Kinos
 
etablierten sich jetzt auch noch die sogenannten
 
OVAs: Original Video Animations. OVAs sind
 
Anime-Produktionen, die ohne den Umweg über
 
TV oder Kino direkt auf Video herauskommen.
 
Durch die Verwendung von Standbildern mit darüber
 
gelegtem Dialog oder einer Offstimme,
 
Computeranimation anstatt handgezeichneter
 
Sequenzen und absichtlich vernachlässigter
 
Lippensynchronität sind die Produktionskosten
 
gering und die Produktionszeit kurz. 
 
 
 
Inhaltlich
 
spielen Gewalt, Spiritismus und Pornographie oft
 
eine wesentliche Rolle. Mit den OVAs trat der
 
Anime endgültig seinen internationalen Siegeszug
 
an: Videos sind leicht zu transportieren und
 
wegen fehlender Lippensynchronität leicht zu
 
synchronisieren. Der OVA-Boom verschaffte aber
 
auch den Kinoproduktionen mehr Geld. Viele
 
erfolgreiche Manga-Serien der letzten Jahre fanden
 
nun ihren Weg in die Kinos. Das bekannteste
 
Beispiel ist Akira von 1988.
 
Einer der großen Vertreter des abendfüllenden Anime
 
ist Hayao Miyazaki, der bei Toei als art director für Heidi verantwortlich
 
gezeichnet hatte. Seine wichtigsten
 
Werke: Kaliostro no Shiro (Cagliostro´s Castle,
 
1979), Kaze no Tani no Nashika (Nausicaa, 1984).
 
Tenku no Siro Rapyuta (Laputa, das Schloß im
 
Himmel) von 1986 und die aktuellen Anime-
 
Erfolge: Mononoke Hime (Prinzessin Mononoke)
 
und Chihiros Reise ins Zauberland. (Spirited
 
Away).   
 
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