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Erlangen 2000 :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
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geschrieben von Maqz am Montag, 10. September 2001 (6041 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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...eine Nachbetrachtung


Logo Comic SalonDer diesjährige Comic-Salon in Erlangen war insgesamt wieder eine bunte und eigentlich recht positive Veranstaltung. Wer sich allzu viel depressive Diskussionsrunden antat war selbst schuld. Ständig wurde (meist auch noch von immer den selben Bedenkenträgern) bemängelt, dass die Comickultur (die ja angeblich hauptsächlich in genormten Alben franko-belgischer Herkunft stattzufinden hat) durch den Boom der US-Heftchen und die Manga-Taschenbücher immer mehr ins Abseits gedrängt wird.

Leicht genervt, aber nicht unnachvollziehbar wiesen die Vertreter von Carlsen und Ehapa dann meistens daraufhin, dass sie nicht nur den Comicleser jenseits des vierzigsten Lebensjahres bedienen wollen. Die größeren Verlage sind eher an Medienereignissen interessiert, die in Beziehung zu TV-Serien oder Filmen stehen und möglichst große Auflagen (laut Ehapa sind 70.000 Exemplaren bereits die unterste Schmerzgrenze am Kiosk) erreichen. In diesem Zusammenhang war es für einige selbsternannte Gralshüter der Comickultur natürlich eine grosse Freude, dass ein Verlag wie Dino einige Superhelden-Serien einstellt bzw. zusammenlegt. Für Kenner des US-Marktes und somit auch für Max Müller von Dino sind kurzlebige Serien mit rasch stagnierenden Auflagen jedoch nichts wirklich Neues oder gar Bedenkliches.
SchlangeZwischen all diesen eher frustrierenden Zahlenspielen und Diskussionen um Auflagenhöhen tat es gut auch einmal einen Künstler wie H. R. Giger über sein Werk plaudern zu hören. Der Schöpfer des "Alien"-Monsters ist anscheinend längst nicht so düster wie er wirkt oder malt. Er hat sich eine kindliche Freude am Schöpfen bewahrt und antwortete offen und sympathisch auf Fragen zu seiner Maltechnik (er ist meist entsetzt über die Reproduktionen seiner Werke, da das mit den Farben nicht immer so klappt, wie er sich das vorstellt), zum Comic (er ist Abonnent von "Strapazin") oder die ohne seine maßgebliche Beteiligung entstandenen "Alien"-Fortsetzungen (er mag die Filme trotzdem).
Ähnlich erfreulich verlief eine Begegnung mit Moebius, der zunächst ausführte, dass er sich nach einem Rundgang über den Salon und der Sichtung zahlreicher Comics ganz klein und unwichtig als Comickünstler vorkam. Ein Besuch der gut sortierten Ausstellung seiner Werke in der städtischen Galerie (die übrigens nicht identisch mit der zeitgleich andauernden Moebius-Ausstellung in Angouleme ist) hat den Meister dann jedoch schnell wieder hochgepäppelt. Recht offen sprach er auch über seine Schwierigigkeiten mit Charliers Sohn, der immer wieder Einfluss auf sein "Blueberry"-Szenario nehmen möchte und anscheinend Angst hat, dass sich die Serie weg von Giraud und hin zu Moebius entwickelt.
Die AusstellungEin paar mehr solcher beeindruckender Begegnungen hätten dem Salon gut zu Gesichte gestanden. Stattdessen hätten problemlos Vorträge ausfallen können in denen einfach in wirrer Reihenfolge und nur notdürftig kommentiert Dias zu Themen wie "Science Fiction im europäischen Comic" gezeigt wurden. Eine schöne Veranstaltung hingegen war das Comic-Quartett. Hier diskutierte Eckart Sackmann gemeinsam mit Petra Lakner, Andreas Platthaus und Frank Neubauer auf recht hohen Niveau über vier Comic-Neuerscheinungen. Leider war die Zeit schon abgelaufen als Neubauer so richtig in Fahrt kam und sich wunderte, dass ein kleiner dreckiger Comic wie "Bluthochzeit" von Van Hamme und Hermann, der ihn eher an ein B-Picture erinnert, von den drei anderen Kritikern gleich mit Shakespeares Königsdramen verglichen wurde.
Die Ausstellungen waren noch schöner und vielfältiger als sonst. Am beeindruckendsten war sicherlich (neben der Moebius-Ausstellung) die große Science Fiction-Show in der Heinrich-Lades-Halle. Wer diesen Saal durch eine imposante Druckschleuse betrat, wurde zu einer "Kreuzfahrt durch den phantastischen Kosmos" eingeladen. Hier gab es wunderschöne farbige Seiten von Mézières zu sehen, Giger wurde als "Cthulhus Künstler" gewürdigt und auch David Mack, Mark Harrison, Paul Staples, Doug Mahnke, Dirk Schulz, Frédéric Beltran, Ralf Schlüter, Wendy und Richard Pini waren in kleinen aber feinen Präsentationen vertreten.









Splitter Stand

Splitter Stand:
See how the mighty have fallen...


Nun doch noch kurz einige Worte zu den wirtschaftlichen Gegebenheiten des Salons, die sich auch in der Platzierung der einzelnen Verlage innerhalb des Salons ausdrückte. Dino hatte eigens gemeinsam mit Modern Graphics eine ganze Halle belegt. Dadurch gab es nicht mehr so ein Gedränge im Heftchenbereich. Trotzdem staute sich reichlich Volk vor dem Marvelstand, wenn einige der auf 400 Exemplare limitierten Blank Cover-Edition der "Fantastic Four" verteilt wurden. Der Splitter Verlag hingegen war mit einem deutlich kleineren Stand vertreten als angekündigt, während Carlsen und Ehapa ungefähr die selbe Präsenz wie vor zwei Jahren hatten.
Preise wurden natürlich auch vergeben und hier war besonders hervorzuheben, dass beide Verleihungen von Harald Havas moderiert wurden. Während die "Zeremonie" um den ICOM-Preis (nicht jedoch seine Preisträger) ansonsten immer von einer nicht mehr zu unterbietenden Peinlichkeit war, ging die Veranstaltung diesmal erstaunlich frisch und locker über die Bühne. In der Jury (und auch auf der Bühne) war übrigens auch Markus Gruber von der Comicradioshow.
Ähnlich gelungen war die Verleihung des Max- und Moritz-Preises. Ein Problem war mal wieder das Vorprogramm mit den Seifenblasen-Clowns, dass von vielen Zuschauern als deutlich zu lang empfunden wurde. Die Preisverleihung hingegen ging erstaunlich flott über die Runden.
Als bester internationaler Strip wurde verdientermaßen "Zits" von Jerry Scott und Jim Borgman (deutsche Ausgabe bei "Achterbahn") prämiert. Erstmals wurde auch ein nationaler Strip prämiert und hier kam die Jury mangels wirklicher Konkurrenz ("Flaschko" von Nicolas Mahler und "Abgründe" von Martin Perscheid war ebenfalls nominiert) nicht am unglaublich fleißigen (c)Tom vorbei. Dieser zeichnet seit 1991 täglich Strips für die TAZ und seine Ausstellung in Erlangen "Die Welt in drei Bildern" entlockte den Besuchern immer wieder spontane laute Lacher.
Etwas ärgerlich war, dass die Jury beim Preis für den "besten deutschsprachigen Comic-Künstler" erneut Peter Puck ("Rudi") überging und stattdessen mit Martin tom Dieck ein Vertreter der etwas elitären Kunstschiene gekürt wurde. In eine ähnliche Tendenz deutete auch die Verleihung des Preises für die beste deutschsprachige Comic-Eigenproduktion an Daniel Bosshart für "Geteilter Traum" (Edition Moderne). Bei der Auszeichnung dieses ohne Worte auskommenden Comics (und seines ebenfalls recht wortlosen Zeichners) dominierte ebenfalls die "Strapazin"-Richtung. Zum Glück wurde nicht auch noch der entsetzliche in die selbe Kerbe hauende Ausstellungskatalog "Mutanten - Die deutschsprachige Comic-Avantgarde der 90er Jahre" als "Beste deutschsprachige Comic-Sekundärliteratur" prämiert. Hier sahnte Eckart Sackmann mit "Die deutschsprachige Comicfachpresse" ab. Dies ist etwas unverdient, denn sein Buch verblasst im Vergleich zur ebenfalls nominierten Zeitschrift "Reddition". Fraglich bleibt jedoch, ob sich die Mitarbeiter dieses verdienten Blattes gefreut hätten, wenn sie statt Sackmann von den unsäglichen Clowns mit Seifenblasen behängt worden wären.
(c)TomAls "beste deutschsprachige Import-Comic-Publikation" wurde nicht unverdient der auch mit einem sehr schönen Plakat in Erlangen stark präsente (wenn auch nicht persönlich anwesende) Lewis Trondheim ausgezeichnet. Aus dem reichhaltigen Fundus seiner auch bei uns erschienenen Comics wurde sicherlich eher zufällig sein Werk "Approximate Continuum Comics" (Reprodukt) ausgewählt. Recht lustig zu ging es bei der Verleihung des Preises für die "Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche". The Nominees: Michel Plessix mit seiner irrsinnig schön gestalteten Comicadaption von Kenneth Grahames Kinderbuchklassiker "Der Wind in den Weiden", der recht erträgliche Semifunny "Soda", die von Loisel betreute Sodomiten- und Päderasten-Fantasie "Pyrenea" (!), die Mangas "Dragon Ball" (!!) und "Oh! My Goddess" (!!!) sowie (Achtung jetzt kommt es!!!!) "Pinky & Brain". Ratet mal, wer gewonnen hat.
Da die meisten Preise eher an Zeichner gerichtet sind, war es der Jury auch noch wichtig ausdrücklich einen "besten internationalen Szenaristen" zu prämieren und hier geht es schon voll in Ordnung wenn Alan Moore ausgezeichnet wurde (zumal mit Sicherheit keine alte Sau eine Ahnung hat, wer denn die ebenfalls nominierten Joan Sfar, Jean Dufaux und Anne Sibran eigentlich sind). Der arme (und somit nicht adjektivlose) Naatz durfte in diesem Zusammenhang als Übersetzer von "From Hell" folgende seltsame, aber doch irgendwie beeindruckende Worte des Comic-Zottels Moore zum Besten geben: "Der perfekte hat sich jenseits der materiellen Form begeben, weshalb er nicht mehr an Comic-Salons teilnimmt. Von ihm ist nichts geblieben außer dieser merkwürdigen bläulichen Strahlung und einem schwachen Gefühl des Unbehagens..." Dies hübsche Zitat stamm übrigens aus dem gerade bei Speed erschienenen Preview-Heft zu den komplett von Moore getexteten "American Best Comics".
Eine wichtige Sparte ist der "Spezialpreis der Jury" der diesmal an "Das lange ungelernte Leben des Roland Gethers" (Maro Verlag, Augsburg) ging. Shane Simmons erzählt in diesem Buch vom tragischen Schicksal eines Bergarbeitersohnes. Er benutzt hierzu in sehr kleinen Panels zwar schon die Stilmittel des Comics, wobei jedoch die handelnden Personen lediglich als Punkte dargestellt sind. Es handelt sich also um einen Comic ohne Zeichnungen, der jedoch trotzdem extrem lesenswert sein soll. Ich werde es mal probieren.
Nicht völlig unerwartet kam der "Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk". Hier wurde Moebius ausgezeichnet, der in lockerer Manier den offiziellen Teil beendete. Bei Freibier (das ab 2 Uhr früh dann doch noch was kostete), einer unsäglich grottigen Band aus Comickünstlern und einem in Windeseile vertilgten Buffet konnte im Garten des Markgrafentheaters noch lange weiter gefachsimpelt werden. Als Themen bot sich die zwar durchaus umstrittene, aber auch mutige, weil den Proporz (ein Preis für Carlsen, ein Preis für Ehapa, bloß niemanden verärgern) vermeidende, Preisverleihung an. Insgesamt ein sehr schöner Comic-Salon, der auch durch eine jährlich stattfindende (aber ungleich sterilere) Comic Action in Essen nicht seinen Status als das Comic-Ereignis in Deutschland eingebüsst hat.
(hl)

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