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geschrieben von stephan am
Montag, 03. Juli 2000
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Ein Tierheim voller Narren
Nachdem sich Aleks schon so voll des Lobes über University Freaks (und in den Nebensätzen über Liberty Meadows) ausgelassen hat, bleibt mir fast nix mehr zu sagen. Er hat schon erzählt, dass es ein ganz toller Strip aus der Feder von Frank Cho ist, dass es die Serie jetzt neu bei Salleck gibt und das es sich auf jeden Fall lohnt, die Serie zu kaufen.
Nicht erwähnt hat er (zum Glück für mich), dass es sich bei Liberty Meadows um ein Heim für arme, vertriebene Tiere handelt, die dort von Brandy (wunderschön und unwiderstehlich) psychiatrisch und von Frank (klein, unbeholfen und liebenswert) tierärztlich betreut werden.
Beide Bereiche werden von den Bewohnern regelmäßig benötigt, denn einerseits haben alle in ihrem früheren Leben den einen oder anderen psychischen Schaden abbekommen, zum anderen sind sie ständig auf wilden Entdeckungstouren, die immer wieder zu schwereren Verletzungen führen (Schon mal was von "Turmspring-Weichdemballaus" gehört?) Aber zum Glück handelt es sich um einen Cartoon, so dass die Figuren keine langfristigen Schäden nehmen.
Einen großen Teil seines Humors zieht der in Südkorea geborene Cho aus den durchgedrehten Charakteren (ein chauvinistischer Eber, ein gequälter Zwerk-Zirkusbär, ein hypochondrischer Breitmaulfrosch und ein kindlicher, kleiner Enterich, der eine Ölpest überlebt hat), aber auch aus dem gestörten Verhältnis, das der Tierarzt Frank zu Frauen hat.
Und da er (Frank, nicht Cho, der mit Vornamen übrigens auch Frank heißt) ständig mit einer wunderschönen Frau zusammenarbeiten muss, zu der er nie eine feste Beziehung haben wird (jedenfalls nicht in der nahen Zukunft), hat er genug Zeit seine neurotischen Macken zu intensivieren und den Leser damit zu erfreuen.
In USA erscheinen die Strips täglich in vielen Tageszeitungen, aber nicht in allen (worüber es auf den amerikanischen Leserbriefseiten immer wieder Beschwerden gibt). Deshalb hat sich Frank Cho überlegt, dass er seine Strips auf andere Weise einer größeren Masse zur Verfügung stellen sollte. Deshalb gibt es jetzt seit rund einem Jahr die amerikanische Heftserie, deren deutsche Version jetzt bei Salleck erscheint (parallel dazu werden die ganz aktuellen Strips auch im Web veröffentlicht - http://www.dilbert.com/liberty/ab.html).
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass man das Heft quer lesen muss, aber die Gewöhnung geht recht schnell. Hätte man die Strips waagrecht drucken wollen, hätte man ein deutlich größeres Format nehmen müssen und die ganz Sache wäre viel teurer; die 6.90 DM (bzw. 2.95 $ für die Original-Ausgaben) sind auf jeden Fall gut angelegt.
Übrigens war ich angenehm von der guten Übersetzung überrascht. Die Gags kommen alle gut rüber, nur zwei Dinge störten mich ein wenig: 1. finde ich das "Ma'am", dass Truman, der Enterich verwendet, wenn er mit Brandy spricht, deutlich besser als die bei Salleck verwendetet "Lady" und 2. wirken die Vergangenheitsformen hier und da etwas hölzern. Oder bin das nur ich, der findet das "wir retteten" lange nicht so gut kling wie "wir haben gerettet"?
Aber diese kleine Kritik ändert nichts daran, dass Liberty Meadows ein Highlight auf dem Comic-Markt ist. Die Strips sind klasse gezeichnet, die Gags sind klasse und die Charaktere sind liebenswert bekloppt. Und auch wenn er in späteren Ausgaben längere Geschichten erzählt (zum Beispiel wenn das Heim wegen eines Feuers evakuiert werden muss) oder er selber in der Form eines Affen auftaucht, schafft es Frank Cho (der übrigens auch als Illustrator arbeitet) für Kurzweil zu sorgen. Diese Serie ist wirklich gute und unterhaltsame Lektüre, mehr braucht man nicht.
PS: Wer sowohl University Freaks als auch Liberty Meadows liest wird feststellen, dass Frank Cho den einen oder anderen Gag recycelt hat. Aber das sollte man ihm nachsehen, denn schließlich spricht er mit Liberty Meadows in völlig neues Publikum an. Außerdem sind die neuen Versionen besser gezeichnet. (svl)
Liberty Meadows - No.1
von: Frank Cho
36 Seiten, Heft
Salleck Publications, 6.90 DM/sFr, 47.- öS, 3.52 €
Juni 2000
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