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geschrieben von stephan am
Mittwoch, 05. Juli 2000
(4341 Aufrufe)
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Völlig durchgeknallt
Zwei Polizisten snd die Hauptfiguren dieser neuen Serie, die gerade ihr Debüt bei Phoenix gefeiert hat. Aber diese beiden Bullen sind alles andere als durchschnittliche Vertreter ihrer Zunft, denn die beiden sind nicht nur etwas unkonventionell in ihren Ermittlungsmethoden, sondern auch schlicht und einfach ziemlich tumb. Vor allem der kleine cholerische Spoon ist ein bekloppter Heißsporn sondergleichern, der erst handelt und dann - vielleicht - nachdenkt. Sein größerer Kollege White ist zwar nicht so heißblütig, aber nicht viel intelligenter.
In der Auftaktsequenz zu diesem angenehm aberwitzigen Album treffen die zwei "Helden" auf einen fotografierenden Spanner (man könnte ihn auch Paparazzo nennen), der Fotos von der berühmten Reporterin Courtney Balconi macht. Während White sich die Filme schnappt, verfolgt Spoon den Übeltäter, der nach einem Sturz von der Feuerleiter leider dran glauben muss. Aber da Spoon nicht mitbekommen hat, dass der Paparazzo die Filme hat liegen lassen, nimmt er sein Messer um in dem Toten danach zu suchen denn schließlich könnte er sie ja verschluckt haben?
Zwar wird diese Szene (wie auch die meisten anderen) dann nicht in aller Ausführlichkeit gezeigt, aber das die Leiche ein Auge verloren hat und das da jede Menge Blut geflossen ist, bleibt dem Leser nicht verborgen. Und in dem Stil geht es weiter: es gibt jede Menge weiterer Leichen (ich habe irgendwann aufgehört zu zählen), einen Haufen an irrsinnigen Charakteren und jede Menge hirnverbrannten Humor - im positivsten Sinne!
Ausgangspunkt für das Chaos ist eine Geiselnahme in einem Hotel in Miami; dort befinden sich die beiden Hauptfiguren (beide sind hinter der erwähnten Frau Balconi her), ebendiese Reporterin (auf der Spur einer aufregenden Reportage), Hunderte von Sektenmitgliedern (die sich zum kollektiven Selbstmord verabredet haben), die Geiselnehmer (deren Ziel: Schließung sämtlicher Vergnügungsparks und das nur aus Eifersucht) und eine Unmenge an tollpatschigen Polizisten und FBI-Agenten, die leider gar nichts auf die Reihe kriegen.
Mit dieser Konstellation an Charakteren und einem bunten Strauss an verrückten Ideen haben Yann und die beiden Leturgies (ich wusste bisher nicht, dass es zwei gibt) es geschafft ein kunterbuntes Feuerwerk abzubrennen, dass an Tempo und Einfallsreichtum kaum zu überbieten ist. Just wenn sich das eine Problem gelöst hat (wie drastisch auch immer), entstehen an der nächsten Ecke zwei andere.
Und das Schöne dabei: Auch die Auflösung ist schlüssig und lustig zugleich, so dass nicht am Ende eine Ernüchterung auftritt wie man es manchmal bei überdrehten Hollywood-Komödien erlebt. Das alles kommt in einem etwas schrägen Funny-Stil daher, der das Ganze noch unterstützt und so ist ein Album entstanden, das viel Lust auf viel mehr macht. Der nächste Band ist schon angekündigt und er wird den verheißungsvollen Titel "Das Schweigen der Belämmerten" tragen. Da freue ich mich drauf. (svl)
Spoon & White - Bd.1: Requiem für ein paar Bekloppte
Zeichnungen: Simon Leturgie
Text: Yann & Jean Leturgie
48 Seiten, Hardcover
Phoenix (Michael Hug Verlag), 24.80 DM
Juni 2000
ISBN-No.: 3-934844-04-9
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