|
geschrieben von Aleks A. am
Freitag, 02. Februar 2001
(7555 Aufrufe)
|
(*)
Ein letzter Band?
Macht es Sinn und war es richtig, drei Jahre nach Franquins Tod in den Schubladen zu wühlen, damit nun doch noch ein 19. Band der "Gesammelten Katastrophen" erscheinen konnte? Hat man damit Franquin etwas Gutes getan?
Ich meine ja. Auch wenn es sich hier nicht um die ganz großen Stücke der 60er Jahre handelt, sind auch noch Werbecomics und bislang weniger beachtetes Material großartig genug. Allein schon die zusätzlichen Skizzen in der Hardcover-Ausgabe treiben mit ihrer Schönheit dem immer noch und für alle Zeiten um den Meister trauernden Fan die Tränen in die Augen.
Jawohl, auch beim Aufschlagen dieses Albums überströmt diesen Fan und einen jeden wahren Comic-Kenner eine wohlige Freude, ja ein Glücksgefühl, da er noch einmal den geliebten Schussel im grünen Pullover betrachten darf. Für die riesige Gemeinde der Anbeter Franquins, des Comic-Gottes aus Belgien, ist es Manna allemal.
Im franko-belgischen Raum ging die Erstauflage dieses Albums als Bestseller mit 700.000 Stück über den Ladentisch und so kommt dieser 19.Band auch der Witwe Franquins zu Gute. Wer also den größten Zeichner der "Schule von Marcinelle" (dem Sitz des Magazins "Spirou") liebt, wird sowohl Softcover als auch Hardcover erstehen, wobei wir Fans (und Sammler) gerne wüssten, wie hoch die Auflage der von Carlsen versprochenen angeblich einmaligen Auflage des Hardcovers ist.
Mit nostalgisch gefärbter Vorfreude schlagen wir den 19. Band "Gaston" auf und - ja, doch, wir erahnen noch einmal etwas vom Geist und vom Glanz der goldenen 60er Jahre der franko-belgischen Comics. Uderzo, Morris, Franquin... und erneut wird uns klar, was eine Zeichnung Franquins von der klaren Linie Hergés unterscheidet. Diese "ligne claire" ist von einem guten Graphiker-Handwerker kopierbar, während nur ein Künstler wie Franquin zeichnen kann.
Seine Zeichnungen sind mit ihrer Lebendigkeit, mit ihren Karikaturen auch im Detail, im Hintergrund und bei den Randfiguren, alles geboren aus einer tiefen Menschlichkeit, nur noch mit dem Werk von Carl Barks vergleichbar. "Wenn er nur noch weiterzeichnen hätte können...", seufzen wir beim Anblick einiger Skizzen in diesem Band. Wir ersehen aus ihnen, dass Gaston und Trudel "es" wohl gemacht haben und Franquin gar verspielt an eine Hochzeit des Paares dachte! Gaston als Ehemann und Vater, was hätten das für Gags sein können!
Vor gut zwei Jahren hatte sich der Carlsen-Verlag bei den Fans arg blamiert, als im Prospekt behauptet wurde, mit dem 18. Band wäre das Gaston-Material nun in seiner Gesamtheit abgedruckt. Selbst auch in Deutschland war ja den Sammlern schon damals das nun hier nachgelieferte Material bekannt, etwa der zweite Teil der Werbe-Comics für die Philips-Batterien (hier zum ersten mal in Farbe). Einiges wurde computertechnisch nachbearbeitet und es ist auch sehr fraglich, ob die teilweise Einfärbung auf Seite 46 wirklich von Franquin stammt, denn der Meister war nach eigenem Bekenntnis kein Meister der Farbe.
Diesmal ist man nun in Hamburg in der Formulierung vorsichtiger. "Sämtliche Geniestreiche... erscheinen in dieser Albumreihe" heißt es auf der Rückseite des Albums, was theoretisch auch noch einen weiteren Band ermöglicht. Werbecomics aus der Feder Franquins gäbe es noch genug (z.B. für die Novotel-Hotelkette oder Kodak) oder die Postkartenserien (in Frankreich in den "Archives Franquin" teilweise zusammengefasst). Ein Beispiel aus der Serie für das Jahr 1988 zeigen wir euch hier.
Vielleicht erscheint also in etwa drei Jahren noch ein 20. Band. Möglich wäre es. Hoffentlich passiert es auch!! (rr)
Gaston - Gesammelte Katastrophen - Bd.19
Text und Zeichnungen: André Franquin
48 Seiten, Softcover-Album
bzw. 72 Seiten, Hardcover-Album
Carlsen, 14.90 DM (SC), 29.90 DM (HC)
Januar 2001
ISBN: 3-551-71049-X (HC), 3-551-73179-9 (SC)
Den Comic sofort bei amazon.de kaufen.
Sie können uns unterstützen! (*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
|
|
| |
|