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geschrieben von stephan am
Mittwoch, 12. November 1997
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1000 mal gelacht
Im Gegensatz zu den USA, wo tägliche Streifen seit 1000 Jahren (Höhlenzeichnungen inklusive! - mg) in allen möglichen Variationen die Zeitungslektüre verschönern, haben Zeitungsstrips bei uns in Deutschland (leider) so gut wie gar keine Tradition. Das ist, wie gesagt, sehr schade, denn es gibt tausend tolle US-Serien, aber keine gute deutsche.
Ha, Irrtum! Es gibt doch eine. Und zwar (Überraschung! Oder doch nicht?) in der TAZ. Begonnen hat man dort 1991 mit dem Gruselalphabet von Lillian Mousli (ebenfalls bei Jochen Enterprises erhältlich). Doch nach gut vier Wochen war's Alphabet rum. Was nun? Der Erfolg war überwältigend und man wollte nun weiterhin tägliche Cartoonstrips drucken, aber welche? Das Glück war der TAZ und ihren Lesern hold, denn Thomas Körner alias TOM schickte testweise ein paar Strips in die Redaktion und, TUSCH, Touché war geboren und begann seinen Siegeszug.
Da nur knapp 1000 Leute die TAZ regelmäßig lesen (o.k., zugegeben, es sind ein paar mehr), Touché aber eine größere Leserschaft verdient, gibt's die Reihe jetzt, wie auch bei einigen amerikanischen Serien wie Garfield oder Gary Larson, unter dem treffenden Titel "1000 Touché" als Sammlung, die es in sich hat. Der Name ist Programm und auf 1000 (!!!) Seiten sind die ersten 1000 Strips von TOM in geballter Form und in ungewöhnlichem Format (10 cm x 21 cm, 4 cm dick) untergebracht.
Aber was ist eigentlich Touché? Nun, es gibt kein festes Thema oder eine durchgängiges Konzept (außer Humor und nochmals Humor), aber es gibt einige Figuren und Ideen, die öfter auftauchen, wie z.B. die Oma die regelmäßig vorm Postschalter steht um ihre Rente abzuholen und dabei entweder an der Trägheit der Beamten verzweifelt oder mit cleveren Ideen doch noch vor Schalterschluß an ihr Geld kommt.
Oder den Teufel, der den Neuankömmlingen in der Hölle zeigt, warum ihr neues "Leben" kein Zuckerschlecken wird. Oder den Schüler Huschke, der seine Lehrer mit flapsigen Antworten aus der Fassung bringt. Oder die beiden Frösche, die auf 1000 Arten versuchen ihren Feinden, den Störchen, das eine oder andere Bein zu stellen. Oder dem Öko, der sich immer an die Göttin wendet, wenn was nicht klappt und in seiner Selbstgerechtigkeit meist eins auf die Nase bekommt. Oder noch 1000 andere gelungene Kreaturen.
TOM gelingt dabei ein Rundumschlag durch die Gesellschaft, bei dem jeder sein Fett weg kriegt, manche mehr, manche weniger. Aber zum Glück hält er sich mit Polit-Cartoons zurück (Davon gibt's wirklich genug). Er verbleibt lieber bei unseren 1000 menschlichen Schwächen und haut uns dabei kräftig auf die Finger. Man fühlt sich hin und wieder ertappt, muss aber trotzdem immer (na, fast immer) drüber lachen (außer den empfindlichen, die alles sofort persönlich nehmen und die Redaktion der TAZ mit Leserbriefen eindecken. Solche Leute gibt's halt immer).
Der einzige Nachteil ist der relativ hohe Preis von 39.90 DM, aber selten ist das Preis-Leistungs-Niveau so gut wie in diesem Fall. Deshalb die Empfehlung: KAUFEN!!! Und noch mal kaufen zum Verschenken. Und empfehlt TOM und Touché weiter. Er hat's verdient.
Übrigens ist für den nächsten Herbst ein zweiter Band mit den nächsten 1000 Strips angekündigt. Wer solange nicht warten kann, muss sich mit einem Abo der TAZ begnügen oder im Comicladen seines Vertrauens nach den TOM-Jahresbänden fragen. Die gibt's nämlich auch. (svl)
1000 Touché
von TOM (Text und Zeichnungen)
1000 Seiten, Piccolo-Format (aber 4 cm dick!)
Jochen Enterprises, 39.90 DM
2. Aufl. 1997
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