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geschrieben von Maqz am
Donnerstag, 27. Juni 2024
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Eine Familiengeschichte 1935-1945
Tobi Dahmen (Fahrradmod; Sperrbezirk), entführt uns mit seinem neuesten Comic-Ziegel (rund 530 Seiten) "Columbusstraße" in eine Zeit geprägt von Krieg und persönlichen Familiendramen.
In "Columbusstraße" darf der Leser die Geschichte der Familie Dahmen während der düsteren Jahre des Zweiten Weltkriegs hautnah miterleben. Als Tobi nach dem Tod seines Vaters auf eine Sammlung alter Familienbriefe stößt, enthüllen diese nicht nur bisher >Unbekanntes aus der Vergangenheit, sondern auch die persönlichen Beziehungen und die schweren Entscheidungen, die die Familie während der Nazi-Diktatur treffen musste. Doch diese Briefe in eine Graphic Novel zu wandeln, hat dann doch mehrere Jahre gedauert. Im Gespräch mit Tobi beim Comicsalon in Erlangen wurde klar, dass so ein Projket nur mit viel Fleiß, Durchhaltewillen und diversen technischen Hilfsmitteln zur Recherche überhaupt realisiert werden konnte, (um so ein exzellentes Ergebnis erzielen zu können).
Tobi Dahmen verwebt in "Columbusstraße" seine zeichnerische Kunst gewohnt meisterhaft mit einer sowohl einfühlsamen und auch historisch akkuraten Erzählung. Sein Talent, komplexe Emotionen und historische Ereignisse in Bilder zu fassen, macht dieses Werk zu einem wahren Juwel. Doch bei aller Bewunderung (z.B. über die beeindruckenden historischen Stadtansichten der familiären Heimatstadt oder den auf die lange Strecke abwechslungsreichen Erzähl-Strukturen) hatte ich persönlich beim In-einem-Rutsch-durchlesen das (kleine) Problem mit den Gesichtern. Sie erschienen mir z.T. So ähnlich, dass sich Schwierigkeiten bei der Zuordnung bekam. Wer war jetzt wer?
Hier half letztendlich nicht nur meine Frau (rechts neben Tobi), die parallel mitlas und mir die entscheidenen Tips zu den Protagonisten gab, sondern auch das zwanzigseitige Glossar im Anhang. Dies reicherte auch die Geschichte vieler Panels und Seiten mit zusätzlichen (historischen) Informationen an, die -wären sie alle auch noch zeichnerisch umgesetzt worden- den Comicumfang sicherlich gesprengt hätten.
In Zeiten diverser Comic-Umsetzungen von Familienchroniken ist „Columbusstraße“ ein bemerkenswertes und sehr kraftvolles Zeugnis über die Auswirkungen von Krieg und Diktatur auf das Leben einer deutschen Familie. Dabei ist noch anzumerken, dass ich sehr davon beeindruckt war, wie Tobi Dahmen mich über die vielen Seiten nicht nur geschichtlich informiert, sondern auch mit spannenden Geschichten unterhalten und letztendlich bis auf Seite 527 an das Comic fesseln konnte.
Hier zeigt sich übrigens schon wieder (nach „Fahrradmod“), dass das Medium Comic mehr zu bieten hat, als z.B. eine reine filmische Umsetzung des Stoffes, obwohl Tobi Dahmen seine Geschichte z.T. sehr filmisch inszeniert. Der Leser kann u.a. die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und die Wirkung der Bilder anders (besser!) selbst bestimmen.
Doch für wen ist denn nun Columbusstraße „geeignet“? Geschichtsinteressierte Lehrer, die die nächste Doppelstunde füllen wollen? Wohl auch. Ich denke jedoch, dass der familiäre Blick auf diese Zeit allen (auch den bisher Uniteressierten) einen besseren Zugang zu diesem Thema bietet, als zum Beispiel diese zum Teil überdramatisierten ntv-Dokumentationen.
Insgesamt bin ich dafür, daß dieses Comic seinen Weg in viele Bibliotheken finden sollte. Wer sich noch scheut die 40€ dafür auszugeben, der kann ja erst einmal so einen Blick hinein werfen. Bei mir steht es jetzt im Regal neben dem anderen Dahmen-Ziegel und läd ein zum immer-wieder-nachschauen. :-)
(c)opyright der Fotos, ComicRadioShow 2024
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