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geschrieben von StefanS am
Dienstag, 10. November 2020
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Geistreich-lustige Comics und Cartoons in Perfektion
Das überwiegend sehr unerfreuliche Jahr 2020 geht zielstrebig in die Endrunde, eine gute Gelegenheit für einen Jahresrückblick, Best-of-Listen und Tipps für schöne Weihnachtsgeschenke. Und damit geht es jetzt um das neue Buch von Hauck und Bauer, deren Werk seit dem 30. September 2020 im Caricatura Museum in Frankfurt am Main ausgestellt wird.
Die größten Künstler haben den geringsten Größenwahn nötig, diesen Eindruck vermittelt das überraschend kleine Buch des viel und zu Recht gelobten Cartoonisten-Duos, ihr Büchlein passt locker in die Handfläche und spielt mit dem so klassisch schönen, an bibliophile Schätze von Goethe und Co. erinnernden Look eines hochwertig gebundenen Buches, nur um dann selbstironisch die Worte „Die Gedichte“ durchzustreichen und „Cartoons“ darunter zu schreiben. Genau genommen müsste es lauten: „Cartoons und Comics“, denn beide Kunstformen sind im Buch enthalten, wenn auch mit deutlich mehr Cartoons als sequentiellen Geschichten.
Das Vorwort von TITANIC-Chefredakteur Moritz Hürtgen weist auf die wunderbare Zeichenkunst von Elias Hauck hin, dessen Strich zuerst so einfach wirkt, aber mit äußerster Präzision ein Maximum an Wirkung erzielt. Es war und ist ganz offensichtlich eine hervorragende Idee, dass sich die beiden Schulfreunde, Jahrgang 1978, aus dem unterfränkischen Alzenau, der Autor Dominik Bauer und der Zeichner Elias Hauck zusammengetan haben, denn so entsteht eine Kombination aus grandiosen Beobachtungen und Gags, die durch die brillanten Zeichnungen in solche Höhen gehoben werden wie es nur wenigen Genies gelingt, somit reihen sich die beiden Künstler direkt ein in den Olymp der Allergrößten: Matt Groening, Don Martin und Co.
So wie „Die Simpsons“ auch, besticht die Arbeit von Hauck und Bauer durch den ausgewogenen Mix aus einfach „nur“ lustigen Gags und tiefgründigem, hochintelligentem Humor. Politisch wird es immer mal wieder, aber das ist nie belehrend, engstirnig oder platt. Freunde von Witzchen über Ikea, Zugverspätungen oder Tomatensaft im Flugzeug werden allerdings nur sehr begrenzt auf ihre Kosten kommen und das nicht, weil das Duo zu elitär für abgedroschene, billige Lacher ist, sondern weil hier ganz offensichtlich mit großer Freude neues Land betreten wird.
Wer dem Duo auf Twitter folgt wird viele der Werke bereits kennen, hier hätte das Buch gerne etwas mehr Neues bieten dürfen. Die Frage, ob ein etwas größeres Format nicht doch sinnvoller gewesen wäre, stellt sich bei manchen Bildern, bei denen die kleine Schrift nicht ganz optimal zu lesen ist. Und ja, es hätte gerne auch einige Skizzen, ein Interview und etwas mehr Einblick in den Entstehungsprozess der Werke der Beiden geben dürfen!
Um nicht völlig in Fan-Schwärmereien zu entschweben, sei angemerkt, dass nicht jeder Cartoon oder Comic in diesem Buch absolut genial ist, tatsächlich ist der Beitrag über „Dick und Doof“ eher etwas schrullig und der über einen Leser von Dostojewskis Klassiker „Der Idiot“ wirkt wie von Martin Perscheid kopiert: zwar lustig, aber nicht ganz im so angenehm eigenständigen Stil der Künstler.
Nicht nur laut und lange, sondern fast schon Tränen gelacht habe ich bei: dem Kneipenwitz am Schluss, dem Gag über die frustrierte Lehrerin, dem Senioren-Sandmännchen und bei ungefähr 100 weiteren Seiten. Und das ist wirklich überdurchschnittlich lustig. Es gibt praktisch kein Füllmaterial und nichts, das peinlich, schrecklich oder besser weggelassen gehört hätte. Wie sagte es Kurt Cobain mal so treffend (und sinngemäß): andere Künstler würden ihr Material auf viele Alben strecken, aber alles Gute für nur ein Kunstwerk zu verwenden, das ist es, was wirklich positiv in Erinnerung bleibt und ein vollkommen rundes, befriedigendes Gefühl hinterlässt. Nicht aufsparen, sondern alles geben.
Warum bringt meine Tageszeitung diese Sachen nicht? Es wäre ein Grund öfter zu Printmedien zu greifen und wäre ideal um die schöne Tradition der Comicstrips in den Zeitungen fortzuführen.
Für alle Anhänger von Max Goldt (und somit auch von Katz & Goldt), den Peanuts und den guten Beiträgen aus den MAD-Heften ist das neue Buch von Hauck und Bauer das ideale (Weihnachts-)Geschenk und einer der absolut erfreulichsten Comics des Jahres 2020!
Stefan Svik.
Wertung: 92 %
Hauck und Bauer: Cartoons
Genre: Humor
Text: Dominik Bauer
Zeichnungen: Elias Hauck
312 Seiten, Hardcover, s/w
2020 Verlag Antje Kunstmann, 18 Euro
Hier eine Leseprobe
(c)opyright der Abbildungen, mit freundlicher Genehmigung: Hauck und Bauer 2020
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