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geschrieben von Micha am
Sonntag, 15. November 2015
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Mawils gesammelte Sonntagsseiten
Der Berliner Comiczeichner Mawil wurde als der „Woody Allen des deutschen Comics“ bezeichnet, was insofern zutrifft, als er in seinen Comics selbst als Figur auftaucht und sich dort als bebrillten sympathischen Loser inszeniert. Seit 2006 zeichnet er einmal im Monat eine klassische Sonntagsseite für den Tagesspiegel und hat dort alle künstlerische Gestaltungsfreiheit. Die nutzt er auch reichlich aus: Er experimentiert mit Bildern mit oder ohne Rahmen, Hand- und Computerletterings, verschiedenen Grundmaterialien von Notizbüchern, deren Zeichnungen er für die Zeitung abfotografiert, über Zeichnungen auf Post-Its bis zu Karopapier und Arztrezeptvordrucken – letzteres in einer Geschichte, die er notgedrungen im Krankenhaus zeichnen musste, ohne Photoshop!
Eine Weihnachtsgeschichte bringt Mawil mit der Optik eines Adventskalenders, und mitunter baut er die Seite um Fotos herum. Auf einer Seite, die auf dem Flughafen spielt, sind die Panels in einer Zick-Zack-Lesefolge angeordnet, die durch eins dieser typischen roten Bänder bestimmt wird, die am Check-In auf Flughäfen die Warteschlange in Zick-Zack-Form zwingen. Die Seite über eine Reise für das Goethe-Institut nach Georgien basiert panelmäßig auf dem Raster der georgischen Flagge. Besonders schön auch die Seite, auf der Mawil die Beatles-Graphic-Novel des Kollegen Arne Bellstorf parodiert und die Geschichte der polnischen Kultband „Die Roten Gitarren“ um Jakub, Pawel, Gregor, Schlagzeuger Piotr (kurz vor ihrem Durchbruch durch Radek ersetzt) und den ersten Bassisten Stanislaw (genannt „Sta“) erzählt. Und es gibt auch Storys im klassischen Mawil-Stil mit sich selbst und/oder seinem alter Ego „Supa-Hasi“ als Hauptfigur. All das macht wirklich Spaß zu lesen, weil's irgendwie auch immer etwas menschlich anrührend ist.
„The Singles Collection“ enthält alle „Comic-Kolumnen“ von 2006 bis Juni 2015 und ein paar weitere, teils abgelehnte Seiten und auch die vom Tagesspiegel verlangte „Sicherheitsseite“, die abgedruckt werden kann, falls der Zeichner nichts abliefert – auf der Mawil auch seine Eltern beschwichtigt, nicht dass die denken, es sei ihm etwas passiert, wenn die Notseite abgedruckt wird. Super auch, dass es einen Index gibt, um einzelne Seiten zu finden: Wenn man z.B. weiß, dass die „Roten Gitarren“ in der Geschichte auch ihren Helden Karel Gott treffen, kuckt man halt nach unter „Gott, Karel“ und erfährt die Seitennummer. Da die Buchgröße der „Singles Collection“ im Format bis auf einen cm an das LP-Format heranreicht, gibt es, hübsch eingewickelt, auch ein eindrucksvolles Weihnachtsgeschenk ab.
The Singles Collection
von Mawil,
136 Seiten,
Reprodukt, 29 Euro
Am Besten kauft man Mawils The Singles Collection direkt beim netten Comichändler aus seiner Nachbarschaft
...jedoch...
The Singles Collection kann man auch hier kaufen
LESEPROBE zu Mawils Sonntagsseiten
(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Mawil & Reprodukt Verlag 2015
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