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Der Fall E.P. Jacobs :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
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geschrieben von StefanS am Sonntag, 13. April 2014 (3123 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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Sänger, Schauspieler und Schöpfer von Blake & Mortimer


Der Fall E.P. JacobsEdgar Felix Pierre Jacobs wurde am 30. März 1904 in Brüssel geboren. Damit beginnt das neueste Abenteuer von Blake und Mortimer. Aber nein, es sieht nur so aus, denn Rodolphe und Alloing erzählen im Stil dieses Comic-Klassikers die bislang wenig beleuchtete Lebensgeschichte eines Comic-Schöpfers. Franko-belgische Comics? Na klar, Hergé! Wie Jacobs damit zurechtkam, weniger gewürdigt zu werden als sein Kollege erzählt diese Biographie in Gestalt eines Comics.

Es lohnt sich mit dem Anhang zu beginnen. Im Interview mit Autor Rodolphe werden wichtige Fragen zu diesem Comic und zum Leben Jacobs beantwortet. So erfahren wir, dass es gar keine Alternativen zu diesem Werk gäbe, da es keine umfangreiche Biographie in Buchform gäbe. Der Autor kannte Jacobs nicht persönlich und bezog viele Informationen über ihn aus der Biographie von Hergé, in der Jacobs immer wieder vorkam. Als Nebenfigur. Das klingt etwas trist und traurig, nur als Nebenfigur betrachtet zu werden? So war es wohl auch, wenn wir diesem Comic vertrauen. Die letzten Jahre waren geprägt von Verlusten und Einsamkeit und von zu spätem Interesse. Verfilmungen von „Blake und Mortimer“, Interviews – ihr Schöpfer wollte das nicht mehr, er hatte mit diesem Kapitel abgeschlossen.

Der Fall E.P. Jacobs

Die Kindheit füllt gut die Hälfte der Seiten. Dann geschieht vieles im Zeitraffer und hinterlässt Fragen, etwa zur Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Da fährt erst die Gestapo vor, anschließend geht es um Verstrickungen und Kooperation mit den Deutschen, die aber nicht näher erklärt werden. Wie standen Hergé und Jacobs dazu? Rodolphe wollte vor allem sein Idol würdigen und vermeidet kritische Töne. Spekulationen über Affären und andere zu private Dinge, die nicht wichtig für die Arbeit des Comicautoren und Comiczeichner Jacobs seien, habe er weggelassen, erfahren wir im leider etwas knappen Interview. Auch weitere Skizzen hätten es gerne sein dürfen.

Als Kind fällt Jacobs in einen Brunnen – das ist so ziemlich die einzige „Action“-Szene aus seinem Leben. Ansonsten hatte er einen strengen Vater, eine Mutter die kaum in Erscheinung tritt und drei Talente: Singen, Zeichnen und die Schauspielerei. Alle drei lebte er später beruflich aus. Die Entscheidung fürs Zeichnen fiel dabei offenbar gar nicht so leicht. Bereits als Kind entdeckt sein Vater diese Gabe des Sohnes, während dem kleinen Edgar in der Schule eingebläut wird, dass Zeichner kein richtiger Beruf sei – lieber solle er sich auf einen soliden, kaufmännischen Beruf vorbereiten. Ein Kompromiss scheint möglich, er wird Katalog-Zeichner in einem Warenhaus. Doch dann zieht ihn das belgische Militär ein und vieles kommt anders als erhofft.

Der Fall E.P. Jacobs

Woher die Vorlagen für Schurke Olrik und Blake und Mortimer stammen ist einer der Aha-Momente in diesem Comic. Seine besten Freunde, mit denen er später auch gemeinsam arbeitet, sind die Vorlage für seine Helden, während er selbst Olrik ist. Die Verkleidungen und das Spielen im Theater scheint dabei eine Inspiration und Hilfe für seine Abenteuercomics gewesen zu sein. Was genau ihn noch anregte, was er in seinen Comics verarbeitete bleibt unbeantwortet. Eine Signierstunde mit begeisterten Lesern im Kinderalter, die wachsende Beliebtheit der Alben und die Konkurrenz zu „Tim und Struppi“ - solche Szenen, in denen es konkret um die Comics geht hätten gerne reichlich sein dürfen. So bleibt ein sehr schwermütiger Eindruck zurück, in dem die Momente des Triumphs und der Freude kaum auffallen. Als die Comics immer erfolgreicher werden sehen wir Jacobs und Kollegen mit einigen Gläsern ihren Erfolg feiern, sehr viel häufiger wirkt die hier gezeigte Welt so einengend und erdrückend wie die kleinen Häuser, die sich aneinander quetschen in den belgischen Städten. Das man daraus ausbrechen will vermittelt diese Comic-Biographie gut, auch das Jacobs ein Produkt dieser Zeit war, aber nicht so sehr, welche Rolle die Comics dabei für ihn spielten.

Der Fall E.P. Jacobs

„Blake und Mortimer“-Fans sollten nicht erwarten, dass dieser Comic alle Fragen über E.P. Jacobs beantwortet. Es ist vor allem eine Würdigung, geschrieben von einem Mann, der sagt, dass er Jacobs nicht bloß verehrt, sondern liebt.

Wertung: 70 %

Der Fall E.P. Jacobs
Text: Rodolphe
Zeichnungen: Louis Alloing
Farben: Drac
Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse
Extras: By Jove! Ein Gespräch mit Rodolphe, inklusive Skizzen
112 Seiten, Softcover, farbig
2014 Carlsen Comics, 19,90 €


Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Fall E.P. Jacobs kann man auch gerne hier kaufen


(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Guy Delcourt Productions – 2012, Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2014

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