logo  

 

Der Arabische Frühling :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
18.04.2024, 09:35 Uhr
Hallo _GUEST
[ Noch kein Account? Registriere dich | Anmeldung ]

Sie können uns unterstützen!

(*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Die Comic-Cover sind Affiliate-Links!(*)

Übrigens...

an einem Tag wie heute...

1953
In Oxnard/Kalifornien kommt Mario Hernandez zur Welt, der älteste der Los Bros. Hernandez (Love & Rockets)

Online Comics

Online Comic Sammlung

wir empfehlen...

Comicmarktplatz

CRS auf ZACK !

Comic Radio Show auf ZACK !
Das ComicRadioShow ZACK-Archiv : Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Clifton-Spezial Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12
Die Hefte
#200 - #150 - #149 - #148 - #147 - #146 - #145 - #144 - #143 - #142 - #141 - #140 - #139 - #138 - #137 - #136 - #135 - #134 - #133 - #132 - #131 - #130 - #129 - #128 - #127 - #126 - #125 - #124 - #123 - #122 - #121 - #120 - 10 Jahre Zack - #119 - #118 - #117 - #116 - #115 - #114 - #113 - #112 - #111 - #110 - #109 - #107 - #84 - #75 - #64 - #55 - #46 - SH #4 - #9 - #1

Topics

Abenteuer Anthologien Biographisch Computerspiele Deutsch Die Disneys Erotik Fantasy Film und TV Frankobelgisch Grusel und Horror Humor und Cartoons Independent Kindercomics Krieg Kunst Mangas Mystery und Krimi Politik und Geschichte Schwarz-Weiss Science Fiction Superhelden Understanding Comics Western Die aktuellen Comics


Silent Movies

Alle Filme

Mehr Wert



   

geschrieben von StefanS am Samstag, 25. Januar 2014 (2195 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
(*)

Arabien ist uns näher als gedacht


Der Arabische FrühlingSeit über drei Jahren sorgt der so genannte Arabische Frühling für dramatische Umbrüche in Nordafrika und anderen Gebieten. Eine Revolution, die vor allem von vielen jungen Menschen angetrieben wurde, bei der soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter genutzt werden, um sich zu Demonstrationen zu verabreden und mittels youtube unzensierte Bilder, etwa vom Bürgerkrieg in Syrien, zu zeigen. Die Graphic Novel Der Arabische Frühling bietet einen Einstieg in dieses komplexe Thema.

Statt eine durchgängige Geschichte zu erzählen widmet sich dieser Comic in sehr kurzen Kapiteln den verschiedenen Schauplätzen der Umwälzungen in der arabischen Welt. In Kapitel 1 reisen wir nach Tunesien. Nach dem öffentlichen Selbstmord und dessen Tod am 4. Januar 2011 des 26-jährigen Mohamed Bouazizi beginnt eine Serie von Umstürzen in Tunesien, Lybien und vielen weiteren Ländern. Am Anfang der ersten Kapitel wird eine kleine Karte des jeweiligen Staates gezeigt und in knappen Worten wird der Herrscher vorgestellt, dessen letzte Tage nun angebrochen sind. Durch den schnellen Wechsel von Personen und Ereignissen entfaltet dieser Comic nicht die Wirkung, die etwa Israel verstehen in 60 Tagen oder weniger von Sarah Glidden oder Castro von Reinhard Kleist erreichen, um mal zwei Comics zu nennen, die sich politischen Themen widmen. Das Werk von Filiu und Pomes ist ein journalistischer Comic und wahrscheinlich wäre es ideal ihn als Serie in einer Zeitung abzudrucken. Nach jedem Comic-Beitrag könnte dann ein längerer Artikel folgen, der sich dem Thema widmet – denn letztlich wirkt dieser Comic vor allem wie ein Einstieg, der noch Unmengen von Fragen offen lässt. Somit wirkt dieses Werk doch etwas wie eine lose Sammlung beliebiger Ereignisse, wenn auch viele sehr zentrale Punkte mit dabei sind.
Der Arabische Frühling
Die Zeichnungen, wie auch der Ton, bemühen sich um Objektivität. Wenn dann in einem seltenen Fall etwa ein Gewehrlauf so verbogen ist, dass der Schütze quasi sich selbst erschießt ist das eine clevere Idee, von denen es gerne mehr hätte geben dürfen – um diesen Comic aufzulockern, damit mehr im Gedächtnis hängen bleibt und auch um sich von einer Fernsehreportage abzuheben.

Vieles hatte ich schon wieder vergessen oder gar nicht gewusst, etwa den Namen Bouazizi oder die Tatsache, dass sich dieser mit Benzin überschüttete – was sehr an die Selbstverbrennungen der Mönche während des Vietnamkrieges erinnert. Es gibt kurze, befreiend, weil leicht und unbeschwert wirkende Momente, in denen gezeigt wird, mit welch kreativen Mitteln einige Menschen friedlich demonstrieren. Da werden etwa kleine Montgolfièren gestartet. Wenn die Kerzen erloschen sind, fallen sie als Protestbotschaften vom Himmel. Andere verleihen ihrem Unmut mit öffentlichen Zeichnungen Luft. Und wieder andere folgen dem Weg Gandhis und versuchen es mit gewaltlosem Widerstand – warum geschieht das so selten? Weil, das ist leider nicht zu leugnen, Gandhis Beispiel nicht ohne weiteres auf andere Zeiten und Orte übertragen werden kann. Er kämpfte gegen die britische Kolonialmacht, die sich entschied den Aufstand nicht mit Gewalt niederzuschlagen. In diesem Comic aber wird so ein friedlicher Protest dann brutalst bekämpft. Und immer wieder vermischen sich die Themen Politik und Religion. Was in Westeuropa so selbstverständlich ist, etwa freie Meinungsäußerung, Gleichberechtigung von Mann und Frau oder Religionskritik, führt in den arabischen Ländern bis hin zu Mordaufrufen, die dann auch in die Tat umgesetzt werden. Doch Vorsicht! Erdöl, Islam und für uns unverständliche Stammesgesellschaften – darauf sollten wir den Arabischen Frühling nicht reduzieren, sondern differenzieren und beachten, dass die jeweiligen Staaten sehr unterschiedlich sind – so schreibt es Dr. Muriel Asseburg als Anmerkungen zum Thema, in ihrem dreiseitigen Text am Ende des Comics.
Der Arabische Frühling
Vieles was in dieser Graphic Novel geschildert wird, scheint, durchaus auch erschreckend, nah an unserer westlichen Realität zu sein. Manch, wohl möglich naiver, Protest mittels Facebook führte mit zum Umsturzt in Ägypten. Aber dann folgte rasch die Enttäuschung, denn nicht die teils sicher auch idealistischen und friedlichen Facebook-Studenten übernehmen wichtige Posten, sondern ganz andere Gruppen von Strippenziehern. Warum müssen Deutschland und Frankreich in diese Regionen Waffen exportieren? Wann erreicht die Diskrepanz zwischen Arm und Reich solche Ausmaße, wann ist die Perspektivlosigkeit so groß, dass sich auch in Westeuropa 48-jährige Familienväter einfach so ins Auto setzen, es mit Sprengstoff vollpacken und in eine Kaserne steuern, weil sie sich damit vielleicht erhoffen zumindest ihren Kindern eine bessere Zukunft eröffnen zu können? Sehr beklemmende, unangenehme und auch für uns in Europa höchst relevante Fragen! Dennoch ist manches an diesem Comic auch etwas trocken und hat seine Längen. Die Kernaussagen werden aber sehr wohl deutlich: eine Errungenschaft wie die Demokratie ist äußerst zerbrechlich. Der Frieden, auch der in Europa, hängt ganz stark davon ab, dass Wohlstand gerecht verteilt wird, dass große Gruppen von Menschen nicht abgehängt werden, etwa durch Jugendarbeitslosigkeit und ungerechte Zugangsmöglichkeit zu Bildung und beruflicher Entfaltung. Und das es vieles vereinfacht, wenn Religion und Staat voneinander getrennt werden.
Der Arabische Frühling
Wertung: 75 %

Der Arabische Frühling
Text: Jean-Pierre Filiu
Zeichnungen: Cyrille Pomès
Lettering: Björn Liebchen
Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse
112 Seiten, Hardcover, farbig
Extras: Text von Dr. Muriel Asseburg, Index, Literaturempfehlungen & Links zum Thema
2013 Carlsen, 15,90 €
ISBN 978-3-551-73650-5


Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Der Arabische frühling lann man auch gerne hier kaufen


(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Futuropolis 2013 / für die deutsche Ausgabe: Carlsen Verlag GmbH – Hamburg 2013

Sie können uns unterstützen! (*)Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

 
verwandte Links

· mehr zu Politik & Geschichte
· Beiträge von StefanS


meistgelesener Beitrag in Politik & Geschichte:
Ralf König zeichnet! UPDATE mit mehr Karikaturen!


Der Arabische Frühling | Benutzeranmeldung | 0 Kommentare
Wir sind nicht verantwortlich für Kommentare unserer Benutzer