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geschrieben von Micha am
Dienstag, 19. November 2013
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Pädagogisch inkorrekt
Der kleine Louis wird skeptisch wegen dieser Zahnfeegeschichte. „Sag mal, Papa...“, fragt er, „sind es vielleicht die Eltern, die das Geld unters Kopfkissen legen, wenn man schläft?“ „Na hör mal“, weist der Vater diese Anschuldigung entrüstet zurück, „wenn das mit dem Geld unterm Kopfkissen wirklich die Eltern wären, glaubst du, dass wir das gleich zwei Nächte hintereinander vergessen hätten?“
Das muss man Papa Guy Delisle lassen, der hat's faustdick hinter den Ohren. Nicht nur, dass er mit seiner Frau zwei Abende hintereinander mit Chips vor der Glotze versumpft ist und das mit dem Geldstück Hinlegen verpennt hat, geistesgegenwärtig benutzt er diesen Umstand als Beweis für die Existenz der Zahnfee und zum Erhalt des guten Elternimages bei seinem pfiffigen Nachwuchs.
In der Kindererziehung zeigt sich Delisle furchtlos. Dem Sohn bietet er an, auch mal mit der Motorsäge am gefällten Baum herumzusägen – schließlich ist er Kanadier. Auf Louis' Bedenken reagiert er mit „Aber nein, das ist doch nicht gefährlich!“, und als er immer noch nicht möchte, schockt er ihn mit der Vortäuschung, er habe sich die Hand abgesägt.
Aber richtig dicke bekommt es Tochter Alice ab. Als sie einen Aprikosenkern verschluckt, zeichnet Delisle gleich mal völlig begeistert ein Daumenkino, in dem Alice ein Baum aus dem Mund wächst. Da sie aus Angst vor Kinderdieben nicht einschlafen kann, beruhigt er sie mit der Versicherung, es gebe keine. Allerdings, fügt er hinzu, habe er gerade gelesen, in Malaysia habe ein Affe versucht, ein Baby zu rauben. Aber es sei dem Affen nicht gelungen, sondern er habe es vom Balkon im fünften Stock fallen lassen. „Gute Nacht, mein Schatz!“
Und doch – durch den liebevollen Zeichenstil und den unschuldigen Gesichtsausdruck, den Delisle seinem gezeichneten Alter Ego verpasst, wirkt all das nicht grausam, zumal auch kein ernsthafter Schaden entsteht. Das ist schwarzer Humor mit Herz, der wahrscheinlich gerade Eltern gefallen dürfte, die von ihren Kindern manchmal genervt sind, sie aber trotzdem lieb haben. Einziges Manko: Nach 192 Seiten würde man liebend gerne noch ein paar von diesen Geschichtchen lesen, aber das Buch ist schon zu Ende.
Ratgeber für schlechte Väter
Von Guy Delisle,
192 Seiten,
Reprodukt Verlag, 12 Euro
Am Besten kauft man sich das Comic beim Comichändler seines Vertrauens
...jedoch...
Ratgeber für schlechte Väter kann man auch gerne hier kaufen
(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Reprodukt Verlag 2013
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