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U-Comix-Comeback : Steff Murschetz im Interview :: Comic Radio Show :: Comics erfrischend subjektiv, seit 1992!  
28.03.2024, 13:02 Uhr
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geschrieben von StefanS am Donnerstag, 29. August 2013 (3222 Aufrufe) druckerfreundliche Ansicht
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„Um einen hohen Gipfel zu erreichen, muss man sich nun mal anstrengen und Hindernisse überwinden.“

U-Comix - Steff Murschetz im InterviewU-Comix ist wieder da! Am Gratis-Comic-Tag 2013 erschien die erste Ausgabe des Neustarts, Heft 182, passend zum Comic Festival München 2013 erschien Heft 183. Demnächst auf ComicRadioShow: Rezensionen zu den Heften. Jetzt dann doch: ein Interview mit Zeichner, Autor und Verleger Steff Murschetz von U-Comix . Die Liebe zu Comics, die Arbeitsagentur, der hysterische Umgang mit dem Kiffen und hart erarbeitete Triumphe – all das und viel mehr folgt jetzt.

ComicRadioShow: Wie seid Ihr mit dem Start von U-Comix zufrieden?
Steff Murschetz: Wir sind sehr zufrieden.
Perücken, Dirndl und Lederhosen lagen für den schlimmsten Fall immer bereit, um uns in München vor dem Lynchmob erzürnter Fans in Sicherheit zu bringen und in der Menge untertauchen zu können.
Doch ablehnende Reaktionen blieben aus und es waren alle sehr offen für das Projekt und ermutigten uns weiter zu machen.
Viele Zeichner verstehen auch, was wir anstreben, dass der Relaunch von U-Comix kein Ego-Ding ist, um schnell Kohle zu machen, sondern unser Beitrag zum gemeinsamen Kampf für das Medium, das wir alle so lieben.

U-Comix - Steff Murschetz im InterviewFoto "U-Comix Signieraktion" Die Schlange vor dem U-Comix Stand riss während der Signieraktion von Shelton und Seyfried über Stunden nicht ab.

Natürlich gab es im Vorfeld aber auch reichlich Kritik.
Mir war es, als hätten wir eine alte abgewrackte Villa bezogen und nach unserem Geschmack renoviert. Vorher hat sich niemand für das unbewohnte Haus interessiert, doch sobald Musik und Lachen erklingt, kommen alle spießigen Nachbarn angerannt und motzen neidisch: "Das könnt ihr doch nicht tun. So und so muss man das machen , hüh und hott, bla, bla , bla... Das wird doch nie etwas!" Das war schon unfreiwillig komisch aber manchmal auch enttäuschend.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
Foto "Team_mit_Denis_Kitchen" Was jucken einen die Neider noch, wenn eine Undergroundlegende wie der indianische Verleger und Comiczeichner Denis Kitchen einem Anerkennung zollen? v.l.n.r. Michilinki, Steff Murschetz, Denis Kitchen, Elbe-Billy

Mit der Hilfe vieler cooler Leute ist U-Comix dennoch zum Leben erwacht. Ich bin stolz, gerührt und dankbar.
Besonders bei der Agentur DRIVE möchte ich mich bedanken, bei den Recken vom Grober Unfug und Gringo Comics, bei Gilbert Shelton und Gerhard Seyfried, Alexandra Haas, Elbe-Billy, Flauteboy und den vielen, vielen idealistischen Zeichnern und Comicfreunden.
Nun wollen wir U-Comix weiter entwickeln, zu einem vollwertigen Magazin für Independence Comics.

War Weissblech Comics eine Inspiration / eine Orientierung für Euch?

Sicher zieht jeder Comicverleger Deutschlands den Hut vor Levin Kurios Leistungen. Das sind schon geile Heftchen! Uns war jedoch wichtig, dass unsere Beiträge nicht auch auf der EC-Schiene fahren, eben weil Weissblech das schon wunderbar abdeckt.
Mein Vorbilder liegen übrigens direkt bei der Ripp Off Press, von denen Raymond Martin damals für U-Comix gnadenlos raubkopiert hat.
Auch das 2001 eingestellte Undergroundmagazin “Menschenblut” für das ich schon als Jugendlicher gezeichnet habe und dessen Herausgeber Michael Hau aka Bildermicky werden mir immer ein Vorbild bleiben.
U-Comix - Steff Murschetz im Interview
Titelbild "Menschenblut_25" Im Format orientiert sich das neue U-Comix an den Heften der Ripp Off Press und dem 2001 eingestellten Undergroundmagazin "Menschenblut". Titelbild von Steff Murschetz.

Werden neben den Freak Brothers weitere internationale Beiträge erscheinen (Crumb o. ä.)?

Ja es werden weiterhin internationale Beiträge erscheinen. Auf konkrete Pläne möchte ich aber nicht näher eingehen. Schon mehrmals haben finanzstärkere, eingesessene Verlage uns Künstler vor der Nase weg geschnappt oder leichtfertig ausgeplapperte Ideen halbherzig adaptiert.

Bleiben die Interviews im Heft?

Auf jeden Fall. Lediglich weniger Tippfehler soll es in Zukunft gegen.


Wäre eine Öffnung für andere Themen (Musik, Politische Berichte etc.) denkbar?

Das ist bereits angedacht, jedoch soll das alles im Comix-Style behandelt werden.
Mir ist es ein echtes Anliegen, soziale Missstände aufzuzeigen, wie z.B. die Verfolgungsbetreuung der Jobcenter, die tatsächlich Menschenleben kostet. Für solche Jobs eignet sich unser Maskottchen "Der unheimliche Kakerlak" vom Hamburger Zeichner Tarek el Bebilli aka Elbe-Billy besonders.
Dieser stinkende Superheld lebt in der Kanalisation Deutschlands und ist selbst ganz unten angelangt.
Im ersten Kakerlak Taschenbuch prangerten wir unter anderem den sexuellen Missbrauch von Tieren an. Der unheimliche Kakerlak wird regelmäßig Gast im neuen U-Comix sein.
U-Comix - Steff Murschetz im Interview
"Die Chronik der Kakerlaken 2" vom unheimlichen Kakerlak sind bisher ein Taschenbuch und zwei Alben bei undergroundcomix.de erschienen.

Darf man U-Comix auch lesen, wenn man THC dämlich findet oder wollt Ihr solche Leser überhaupt nicht?

Wir haben merkwürdige Kritiken lesen müssen in letzter Zeit, auf jeder 2. Seite von U-Comix würde gekifft, gepoppt, geprügelt u.s.w.
Es ist schon krass, was die Menschen alles in U-Comix hineinprojizieren und wie viele Rezensionen geschrieben werden, ohne das das Heft gelesen wurde.
In keinem der ersten beiden Hefte wird gekifft, lediglich Ralf Marczinczik zeigt einen Bong rauchenden Jesus. Nicht einmal die Freak Brothers rühren eine Tüte an.
In U-Comix Nr. 183 spricht Gerhard Seyfried im Interview über den Umgang mit Drogen.
Wir wollen sicher niemanden zu Drogen verführen und ermahnen zu “gesundem Menschenverstand”.
Ich habe jedenfalls nie davon gehört, dass ein Stephen King-Leser koksen oder ein Hemingway-Leser saufen müsste.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
Bild "Jesus" von Ralf Marczinczik

Wie war das Comic-Festival in München für Euch?

Großartig! Es war für mich eine Mischung aus Survivaltraining und Ritterschlag.
Survivaltraining, da ich bei dem Dauerregen und der Überschwemmung durchgehend im Auto übernachtete auf dem Campingplatz München-Thalkirchen.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
"U-Mobil" Kaum zu glauben, Steffs U-Mobil verfügt über eine Bar, eine Sauna und einen Pool.
Ich hatte ja schon vor dem Comicfestival einige Nächte nicht geschlafen, um die Bilder für meine Ausstellung dort fertig zu bekommen, parallel dazu gab es Ärger mit der Spedition, die die frisch gedruckten U-Comix aus der Türkei nach Deutschland überführte. Etliche Hefte wurden dabei beschädigt und alle Ansprechpartner verschwanden erst einmal in ihren Urlaub. Auch die halbe Auflage der "Chronik der Kakerlaken Nr.2" war durch Druckfehler unbrauchbar und es gab Stress mit der Berliner Druckerei. Ich wusste wirklich kaum noch, wo mir der Kopf stand.
Eigentlich lief ich ja schon mehr als ein halbes Jahr auf Volldampf, denn das Gratis Comic Tag Heft und die Nr. 183 mussten gleichzeitig hergestellt werden um die Termine zu halten, dazu jede Menge Geschäftsverhandlungen, Pressearbeit und Zeichnerbetreuung. Vieles lief schief und ständig mussten neue Lösungen gefunden, Skeptiker und Gegner überzeugt werden.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
"Anzeige_U-Comic" Massive Facebookwerbung und Anzeigenaktionen gingen dem Relaunch von U-Comix voran.
Das Comic Festival in München stellte für uns ein Licht am Horizont dar, nach dem Gratis Comic Tag die zweite entscheidende Wegmarke.
Am Donnerstag morgen war dann endlich Aufbau. Da ging es dann so richtig los mit den "Tollschocks":
Meine Ausstellung "Strange Beauty" wurde abgesagt, bzw. verlegt wegen der Brandschutzvorschriften.
Messetischdecken und Transparent durften nicht verwendet werden wegen der Brandschutzvorschriften.
"Der unheimliche Kakerlak" Aufsteller, Maskottchen und Glücksbringer von U-Comix, durfte nicht aufgestellt werden wegen der Brandschutzvorschriften.
Die Brandschutzbestimmungen waren besonders streng und kürzlich erst verschärft worden, da das alte Rathaus unter Denkmalschutz steht.
Aber dank meiner Mitstreiter fand sich für jedes Problem eine Lösung.
Die Ausstellung z.B. lief dann schließlich in den Kunstarkaden, gemeinsam mit der Ausstellung von Baru.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
Foto: "Steff in den Kunstarkaden"

Am Freitag erstrahlte dann auch unser Stand in Undergroundgelb, mit Transparent und Kakerlak-Aufsteller. Gerade rechtzeitig zum Eintreffen von Gilbert Shelton, dem Schöpfer der Freak Brothers und Gerhard Seyfried, dem wohl berühmtesten deutschen Undergroundzeichner.
Die beiden sind ja alte Freunde aus ihrer Zeit in San Francisco.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
Foto "Shelton und Seyfried" v.l.n.r. Steff Murschetz, Gilbert Shelton, Sebastian (Bestie) Dietz, Gerhard Seyfried

Gemeinsam zeichneten und signierten Shelton und Seyfried über 3 Stunden an unserem Stand.

Und das alles genau an Gilbert Sheltons 73sten Geburtstag!!!

Als er dann auch noch ausgiebig unser neues U-Comix lobte, war ich überglücklich und mit der Welt versöhnt.
Um einen hohen Gipfel zu erreichen, muss man sich nun mal anstrengen und Hindernisse überwinden.
Das war für uns schon so eine Art Ritterschlag.

Zurück in Oberhausen habe ich dann fast eine Woche nur geschlafen.

Bei Gerhard Schlegel, Michael Kompa, Heiner Lünstedt, seiner Schwester und den vielen Helferinnen in München möchten wir uns noch einmal bedanken.
Es ist nicht einfach, in einer Stadt wie München so ein Festival zu verwirklichen.

War früher alles besser? Mit dem Klassiker Freak Brothers bleibt ihr den 60ern und 70er treu, schaut Ihr eher ungern nach vorne und mit sehnsüchtigem Blick zurück, sprich: wie meistert ihr den Spagat mit der Zeit gehen und trotzdem U-Comix treu bleiben?

Das wird wohl kein Problem. Wir haben ja viele junge Zeichner und halten die Augen immer offen nach neuen Talenten. Ich betreibe ja auch die Zeichnerplattform undergroundcomix.de, gebe wie viele Kollegen etwas Zeichenunterricht und nutze die Sozialen Netzwerke.
Unser digitales Comicmagazin eComix hatte, soviel ich weiß, im Jahre 2010 die ersten animierten Comictitelbilder weltweit und wir sind Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen. Mit "Free Pussy Riot Comix" z.B. erreichten wir online bisher ca. 16000 Leser und konnten die russische Band durch T-Shirt Verkäufe unterstützen. Mein bewegter Halloweencomic "Vollmond meine Schande" nimmt gerade am myComics Wettberb "Jenseits der Norm" teil. Mit der Agentur DRIVE haben wir einen sehr innovativen Partner. So ganz von gestern sind wir also nicht.

"Free Pussy Riot Comix":
http://issuu.com/steffmurschetz/docs/freepussyriotcomix72x

Für den Relaunch war es allerdings ein Muss, die Brücke zu den frühesten U-Comix zu schlagen. Denn schon lange vor den 80ern, als U-Comix seine Blütezeit erlebte, ging es mächtig rund. Und lernen kann man als Comicmacher von den alten Meistern immer noch eine ganze Menge. Innovation ist toll, Mode aber wird überbewertet. Ein guter Comic ist auch in 100 Jahren noch gut. Oder gibt es z.B. an Little Nemo etwas auszusetzen? In diesem Sinne rufen wir alle leidenschaftlichen Independence Zeichner auf, mit uns ein regelmäßiges Magazin zu machen.
Ein Magazin, das den Namen U-Comix verdient.

U-Comix - Steff Murschetz im Interview
"U-Comix183" Back on Track; U-Comix ist wieder auf Spur!

Vielen Dank für das Interview!


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