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geschrieben von StefanS am
Dienstag, 06. August 2013
(1940 Aufrufe) 
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Generierung von humorvollem Content in Zeiten von Coffee to go und Hartz 4
 Kein gutes Zeichen: Der Personalchef eröffnet das Gespräch damit seinem Gegenüber einen Coffee to go anzubieten... Von Martin Perscheid über Gerhard Harderer bis Flix – 56 Künstler widmen sich dem Thema Arbeit mit Humor. Auch mal mit ziemlich bitterem, wie auf der Buchrückseite, auf der verbrauchte Arbeitnehmer als erloschene Streichhölzer zu sehen sind. Meist aber mit befreiendem Lachen, wenn etwa ein Beerdigungsinstitut mit dem Slogan „Feel the power of goodbye“ wirbt oder ein Eisverkäufer beim Urologen-Kongress die Sorte „Flutschfinger“ anbietet. Waren das bereits alle zündenden Gags und der Rest der Cartoons plätschert so vor sich hin?
Kommt vor, dass ich Komödien oder lustig gemeinte Bücher komplett durch habe, ohne auch nur ein Mal gelacht zu haben. Bei „Harte Bilder“ sind es mindestens ein Dutzend Beiträge über die ich, auch nach mehrmaligen Betrachten, immer noch laut lachen muss! Einige Cartoons wirken, freundlich formuliert, zeitlos, anders ausgedrückt: der Humor könnte auch aus den 1950er Jahren stammen. Aber das ist Geschmackssache. Die Auswahl und Vielfalt in diesem Buch ist groß und ich möchte loben statt zu tadeln. Und anzuerkennen gibt es vieles in diesem Werk! Am Ende des Buches werden die beteiligten Künstler vorgestellt: Frauen und Männer (schon deutlich mehr Männer), Jahrgang 1937 bis 1983 sind vertreten. Darunter finden sich äußert bekannte Cartoonisten wie Tetsche (Stern), der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer (Stern), Martin Zak (MAD), Ralf Ruthe (MAD, Shit happens), aber sicherlich auch Künstler, die manche Leser erst durch dieses Buch entdecken werden – insofern eine hervorragende Werbung für die Vielfalt deutschsprachiger Cartoonisten. Ein besonders erfolgreicher Kandidat ist nicht selbst dabei, wird aber von Michael Holtschultes in „Signierstunden bei Cartoonisten“ namentlich erwähnt: Joscha Sauer (Nichtlustig) – übrigens der einzige Beitrag in diesem Buch der als Comic-Strip angelegt ist, der Rest beschränkt sich ausschließlich auf Einzelbilder.
Ein Vorwort oder zumindest einige Anmerkungen der Cartoonisten (und natürlich auch Cartoonistinnen!) fehlen leider. Ein Inhaltsverzeichnis gibt es nicht. Das Buch beginnt mit drei Seiten von Ralf Ruthe und endet mit drei Seiten von Markus Grolik. Wer nach diesem Buch Lust auf mehr hat: vom 15. Juni bis zum 15. September 2013 findet die Ausstellung „Harte Bilder“ an der Ostsee statt. Infos: www.cartoonair-am-meer.de
Gerne würde ich alle Glanzlichter dieses Buches detailliert beschreiben, aber die Überraschung zu verderben wäre grob unsportlich. Also umschreibe ich, was noch besonders positiv auffällt an diesem erfreulich preiswerten und für ein Cartoon-Buch recht dicken Buch. Manche Gags werden durch die Zeichnungen noch um ein Vielfaches lustiger, eine Meisterin auf diesem Gebiet ist Lilli Bravo! Die Braunschweigerin zeichnet Figuren, die an Nashörner erinnern. In den fünf Zeichnungen in diesem Buch sind es politisch sehr unkorrekte, aber auch sehr lustige Sätze die ihre Schöpfungen von sich geben. Hier sei der „Hungerstreik“-Beitrag besonders hervorgehoben! Könnte von Monty Burns aus den Simpsons stammen – wirkt aber eigenständig und weckt große Lust auf mehr!
Ganz eigen und mit einem sehr positiven und sympathischen Witz stechen die Beiträge von Flix hervor. Während ein, zwei Beiträge anderer Zeichner in „Harte Bilder“ etwas zu grob vorgehen, wirkt der Münsteraner erfrischend sonnig und optimistisch in diesem Umfeld, in dem es dann doch immer mal wieder um, wenn auch humorvoll angegangene, Schattenseiten des Arbeitsleben geht, wie Mobbing und Burnout.
Wer übrigens Beiträge von Walter Moers vermisst dürfte sich beim Stil von Oli Hilbring an den „Bonker“-Autoren erinnert fühlen. Schön wäre sicherlich auch ein Beitrag von Katz & Goldt gewesen, zumindest sind aber, die von Max Goldt gelobten, Rattelschneck dabei.
Besonders manche Norddeutsche dürften die Zeichnungen von Piero Masztalerz bekannt vorkommen. Wer ist das denn? Der Zeichner der TV-Umsetzung von „Frühstück bei Stefanie“ natürlich!
Einiges ist bitter. Manches etwas abgehangen. Über zwei, drei Gags kann man nur schmunzeln. Unterm Strich ist „Harte Bilder“ allerdings überdurchschnittlich gut gelungen! Eine großartige Gelegenheit die Vielfalt deutschsprachiger Humoristen kennenzulernen. Die Bezeichnung „Geschenkbuch“ wäre in diesem Fall keine Beleidigung, da es sich tatsächlich hervorragend als Geschenk macht, denn wer findet sich nicht in zumindest einigen dieser Cartoons wieder, die Absurditäten des heutigen (Arbeits-)Lebens so treffend auf den Punkt bringen? Das ist tröstlich. Vor allem aber sehr lustig!
Wertung: 85 %
Harte Bilder – Cartoons auf Arbeit
Cartoons von 56 Künstlern, Nachwort von Wolfgang Kleinert,
168 Seiten, Softcover, Farbe,
Lappan Verlag 2013, 9,95 Euro
Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens...jedoch...
Harte Bilder 1 kann man auch hier kaufen.
Beste Bilder kannst Du gerne auch hier kaufen
Fiese Bilder kannst Du gerne auch hier kaufen
(c) der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: 2013 Lappan Verlag GmbH, Lilli Bravo, Nel, Ari Plikat
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