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geschrieben von StefanS am
Sonntag, 24. Februar 2013
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Obelix als Veganer & Asterix ohne Doping. Oder was bringt die Neufassung?
 Uderzo überarbeitet Asterix. Beim Teutates! Ist denn gar nichts mehr heilig? Macht sich Uderzo nun endgültig so unbeliebt wie Troubadix? Die spinnen die Verleger? Oder darf man das jetzt etwa auch nicht mehr sagen, wegen politischer Korrektheit und so? Wird sich nun eine kleine Gemeinschaft auflehnen, die Asterix nur in der bislang gewohnten Edition liest und akzeptiert? Diese Leser allerdings dürften bereits sämtliche Asterix-Alben besitzen und an sie wendet sich diese Neuauflage wohl auch gar nicht, sondern an ein neues Publikum.
Niemand wird ernsthaft sagen: die Mona Lisa ist nicht mehr zeitgemäß, die malen wir jetzt noch mal neu, damit auch jüngere Leute ins Museum gehen. Ein etwas schiefer Vergleich? Welcher wäre passend? Star Wars gucken wir wie selbstverständlich nicht mehr auf rauschender VHS-Kassette, sondern gestochen scharf auf Blu-ray. Dann wiederum gibt es immer noch eine treue Gemeinde von Enthusiasten, die Musik viel lieber auf warmen Vinyl und nicht als kalte mp3 hören. Das hat etwas mit Genuss zu tun, auch mit Haltung. Passt zum gemütlichen Feinschmecker Obelix nicht viel eher eine erlesene, gebundene, originalgetreue Edition dieser franko-belgischen Klassiker-Reihe?
Einen vollständigen Textvergleich habe ich nicht vorgenommen. Allerdings hatte Ehapa es im Interview mit der Comic Radio Show bestätigt und ich konnte bisher nichts Gegenteiliges feststellen: die Geschichte und die Dialoge wurden nicht verändert!
Zusätzliches Material, etwa ein Vorwort oder Bonusmaterial findet sich nicht in der neuen Version.. Vorgelegen haben mir die bisherige und die neue Softcoverversion von Asterix Band 5: Die goldene Sichel.
Sofort ins Auge fällt folgendes: die Cover sehen nun einheitlicher aus. Dazu fällen mir spontan so unschön klingende Begriffe aus der Welt der Wirtschaft ein, wie Corporate Design oder auch Premium Anbieter. Das kleine Städtchen Lutetia auf dem Titelbild sieht nun nicht mehr so unschuldig und charmant von Hand gezeichnet aus wie vorher, sondern nach kalter, effizienter Computerarbeit. Im direkten Vergleich altes gegen neues Album wirkt das unsympathisch kommerziell. Der Comic ist inhaltlich doch gerade auch deshalb reizvoll, weil manches frech und etwas anarchisch ist. Diese Stimmung sollte durch zu perfekte Zeichnungen nicht beeinflusst werden.
© Les Editions Albert-René/Goscinny-Uderzo
Aber muss sich ein Comic nicht auch weiterentwickeln, dem Geschmack der Leser anpassen, um sich weiterhin gut zu verkaufen? Schließlich gilt es neue, junge Leser zu gewinnen und das große Erbe der franko-belgischen Comics am Leben zu erhalten. Also heiligt der Zweck die Mittel? Zwiespältige Sache diese Neuausgabe! Schauen wir aber ins Album: es gibt nun ganz offensichtlich strahlendere Farben mehr Details und präzisere Zeichnungen. Da hat dann Lutetia auf Seite 10 mit frischem Hausanstrich viel lebendiger. Auf Seite 11 hat der Angler nicht mehr grüne Köder in einem grünen Topf, sondern grüne Köder in einem braunen Topf. Was es aber nicht gibt, anders als etwa bei Star Wars auf Blu-ray, es wird nichts völlig neues hinzugefügt. Wo vorher drei Gallier zu sehen waren sind es nun genau so viele. Da wurde tatsächlich sehr behutsam gearbeitet und die bewährte Stimmung blieb erhalten. Vieles in diesem Album wirkt deutlich ansprechender und schöner als vorher. Nur das Cover ist mir zu perfekt geraten. Die restlichen Zeichnungen finde wurde gekonnt verbessert, ohne negativ aufzufallen oder zu aufdringlich zu wirken. Es macht sogar Spaß nach Veränderungen vom alten zum neuen Album zu suchen!
© Les Editions Albert-René/Goscinny-Uderzo
Die neue Schrifttype erzeugt gemischte Gefühle: sieht besser aus als die Schreibmaschinenschrift, liest sich aber nicht mehr so flüssig. Möglicherweise ist das aber meine Einzelmeinung.
Es ist ein schmaler Grat einen Klassiker zu bearbeiten, besonders einen, der so viele Menschen begeistert. Aber mal ehrlich: hier wurden ja nicht die wunderbaren Filme mit Inspector Clouseau von Til Schweiger neu synchronisiert oder ähnlicher Humbug betrieben. Der, für mich zumindest, am besten passende Vergleich: die neuen Simpsons-Folgen sehen viel besser aus als die alten. Das Zusehen, zumindest was die Zeichnungen betrifft, macht deutlich mehr Spaß als vorher.
Und wir leben zum Glück nicht in der Welt von Ray Bradburys schrecklicher Zukunftsvision Fahrenheit 451. Die Behörden werden nicht vorbeikommen, die alten Ausgaben beschlagnahmen und vernichten. Also kein Grund zur Panik. Dennoch: eine Schweigeminute für die charmanten, alten Hefte wäre nicht unangebracht. Ganz sachlich und fair betrachtet und unnötige Nostalgie beiseite, der neue Asterix sieht zeitgemäßer und ansprechender aus! Man kann sich sehr schnell an das neue Aussehen gewöhnen und nach einer Umstellungsphase werden viele gar nicht mehr zurückwollen zum alten Look. Da ist uns auch dieses Mal nicht der Himmel auf den Kopf gefallen. Der Einschnitt ist gelungen. Die goldene Sichel strahlt wie frisch poliert.
Asterix
Zeichner: A. Uderzo, Autor: R. Goscinny, Übersetzer: Gudrun Penndorf,
48 Seiten, Softcover, (neue) Farbe,
Ehapa 2013, 6,50 Euro
Die Bilder Asterix Alt und Neu finden sich ausführlich beschrieben bei unseren Kollegen HIER
(c) der Abb. Ehapa Verlag
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