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geschrieben von StefanS am
Mittwoch, 20. Februar 2013
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Sündenbock erschießen und alles ist wieder gut?
 Wie reagieren sie auf eine Geschichte, die sie nicht auf Anhieb verstehen? Aggressiv, frustriert und wütend, weil sie sich dumm und ausgeschlossen vorkommen? Oder amüsiert über vermeintlich hochtrabende Kunst, die in Wirklichkeit völlig überschätzt ist und letztlich nicht so genial ist wie sie sich gibt oder wie sie vermarktet wird? Oder aber freuen sie sich über die Chance etwas dazu zu lernen, verblüfft zu werden und zum Nachdenken angeregt zu werden? Im Fall von "Ich habe Adolf Hitler getötet" von Jason gibt es schon mal einen verlässliche Orientierungshilfe: das Buch ist bei Reprodukt erschienen, das ist durchaus ein Qualitätsmerkmal, betrachtet man die zahlreichen gelungenen Veröffentlichungen dieses Berliner Verlagshauses mit dem sicheren Händchen für beeindruckende Comic-Kunst.
Hitler geht immer. 2012 kam mit "Iron Sky" ein stellenweise sehr alberner, aber durchaus auch tiefgründiger Film über die anhaltende Faszination des Dritten Reichs in die Kinos. Noch erfolgreicher war "Er ist wieder da", das (Hör)-Buch von Timo Vermes verknüpft geschickt Kritik an schlechter deutscher Comedy mit Hitler-Klamauk und sehr klugen, zutreffenden Beobachtungen zum Thema NS-Kult und bereitet uns letztlich auch schon auf die Flut von "Mein Kampf" Nachdrucken vor, denn bald erlischt das Urheberrecht und eine Neuauflage im großen Stil ist wahrscheinlich.
Aber geht es in diesem Comic überhaupt und hauptsächlich um Hitler?
Ist Hitler in diesem äußerst dünnen Comic (48 Seiten) nicht eher ein Symbol? Ein Symbol für jede Person, die einige Menschen am liebsten ausgelöscht sehen würden? Wo fängt das an, wo hört das auf? Ist Töten nicht immer falsch? Wäre die Welt besser dran, wenn Hitler, etwa 1938, getötet worden wäre? Ob diese Fragen in diesem Comic beantwortet werden und ob es überhaupt die passenden Fragen sind kann wohl nur Zeichner und Autor Jason beantworten. Da es weder Vor- noch Nachwort, noch sonstige Extras gibt muss dieser Comic für sich sprechen.
Zur Handlung: In der Zukunft ist der Auftragsmörder ein ganz normaler Beruf. Man will sich aus einer lästigen Beziehung befreien? Schnell zum Profi-Killer, Auftrag erteilen, bezahlen, Auftrag erledigt. Mit minimalen Zeichnungen und ziemlich emotionslosen Figuren, vom Hals abwärts menschlich, aber mit Hunde- oder Vogelkopf versehen, wird vom trüben Alltag eines Mörders erzählt. Eines Tages taucht ein Mann, offenbar ein Wissenschaftler auf, der eine Zeitmaschine erfunden hat und damit den Killer in die Vergangenheit schickt, um Hitler zu töten. Warum er das tun soll wird, wie auch bei den sonstigen Aufträgen, wird nicht hinterfragt. Job ist Job.
Die Bilder haben eine hypnotische Qualität. Obwohl die Geschichte so gänzlich anders als erwartet verläuft und so kühl und distanziert wirkt ist sie faszinierend! Keine Erklärungsversuche. Moral, Ethik, Philosophie - wenn vorhanden, dann nicht überdeutlich ersichtlich. Comics müssen nicht lustig sein, sie müssen keine packende Action beinhalten und sie müssen auch nicht Spaß bringen, um lesenswert zu sein. Dieser Comic ist eine Herausforderung. Im positiven Sinne. Oder im negativen. Dieses Werk ist nicht wie "Der große Diktator". Es ist ziemlich eigenartig. Vielleicht ähnelt er den Filmen "Zero Dark Thirty" und "The Dark Knight" weil es darin auch um die Frage geht wie weit man sich dem "Bösen" annähern darf, um es zu bekämpfen. Kunst die etwas auslöst und sei es fürs erste hauptsächlich Verwunderung und Verwirrung ist immer besser als leicht verständliche, aber auch sofort wieder vergessenen Unterhaltung, oder? Über "Ich habe Adolf Hitler getötet" lässt sich toll diskutieren, probieren sie es aus!
Wertung: 70 %
Ich habe Adolf Hitler getötet
Autor & Zeichner: Jason, Übersetzung: Mireille Onon,
48 Seiten, Softcover mit Klappumschlag, Farbe,
Reprodukt 2012, 13 Euro
Am Besten kauft man sich den Band beim Comichändler seines Vertrauens...jedoch...
Ich habe Adolf Hitler getötet kann man auch gerne hier kaufen.
(c) der Abb. mit freundlicher Genehmigung: Reprodukt Verlag / Éditions de Tournon / Autoren
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